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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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ihr sein großes Taschentuch. Es war sauber und gebügelt. Carol trocknete ihre Tränen, als ihr plötzlich etwas einfiel.
    „Wer sorgt dafür, dass du so ein feines Taschentuch bei dir hast? Deine Frau?“
    „Nein, meine Vermieterin.“
    Diese Antwort hatte Carol erhofft. Natürlich wusste sie, dass es eigentlich zwischen einem Mädchen aus Whitechapel und einem Inspektor von Scotland Yard keine Verbindung geben durfte. Sie lebten in zu verschiedenen Welten. Aber ihre Gefühle für Brent waren trotzdem vorhanden. Und ein Blick in seine Augen bewies ihr, dass es ihm genauso ging.
    Brent zog sie in seine Arme. Er roch nach einem teuren Rasierwasser. Im Gegensatz zu den vielen bärtigen Strolchen aus dem East End war er glattrasiert. Carol sah seinen Gehrock und seine Weste aus gutem Stoff nun aus nächster Nähe. Wieder einmal wurde ihr die Schäbigkeit ihrer eigenen Aufmachung bewusst. Doch gleichzeitig erkannte sie, dass Brent sich um solche Dinge überhaupt nicht scherte.
    Im nächsten Moment trafen sich ihre Lippen zu einem langen und zärtlichen Kuss.

7. KAPITEL
    Diesmal kehrte Carol nur sehr unwillig aus ihrem Traum in die Wirklichkeit zurück. Sicher, einige Dinge hatten sie irritiert. Wieder hatte sie vom London des viktorianischen Zeitalters geträumt, erneut verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Prostituierte – und diesmal war ihre Freundin Tricia sogar gleichzeitig ihre Kollegin gewesen!
    Lächelnd schüttelte Carol den Kopf. Sie kannte sich nicht aus mit Traumdeutung. Sie wusste auch nicht, ob sie an solche Dinge überhaupt glauben sollte. Ihre Freundin hatte im Traum wieder eine wichtige Rolle gespielt. Aber während der erste Traum größtenteils eine Erinnerung gewesen war, kam Tricia diesmal als Ermordete vor.
    War sie von Jack the Ripper getötet worden?
    Darüber war in dem Traum nichts zu erfahren gewesen, und natürlich stimmte das Geschehen in ihrem Unterbewusstsein überhaupt nicht mit der Realität überein. Brent war kein Polizeiinspektor, sondern Student, und er hatte sie auch nicht geküsst.
    Als Carol in den Spiegel schaute, lächelte sie immer noch. Das kam in den letzten Tagen nicht so oft vor, denn Tricias Ermordung saß ihr immer noch in den Knochen. Aber sie musste sich eingestehen, dass sich Brents Kuss im Traum ziemlich gut angefühlt hatte. Als sie die Augen schloss, glaubte sie, seine Lippen wieder auf den ihren zu spüren, während ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief.
    Carol erinnerte sich an Brents Liebesgeständnis. Auch in ihrem Traum war er in sie verliebt gewesen. Und er trug als Inspektor von Scotland Yard dazu bei, den Mord an Tricia aufzuklären. Brent hatte ihr seine Hilfe angeboten, mehr über das Verbrechen herauszufinden. Aber konnte sie ihm wirklich vertrauen?
    Carol war noch unentschlossen. Aber sie nahm sich fest vor, Eve nichts von diesem Traum zu berichten. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund konnte ihre Mitbewohnerin Brent nicht ausstehen. Vielleicht hatte Eve ja schlechte Erfahrungen mit Typen gemacht, die ihr gleich beim ersten Treffen die große Liebe vorspielten. Das war jedenfalls denkbar.
    Als Carol die Küche betrat, saß Eve schon beim Frühstück. „Hast du heute etwas vor?“, fragte sie.
    „Ja. Ich wollte mich mal in der Boutique umschauen, wo Tricia gearbeitet hat. Es gibt da eine Kollegin, mit der sie sich ab und zu gezofft hat. Davon hat sie mir jedenfalls am Telefon öfter erzählt.“
    Angewidert verzog Eve das Gesicht. „Du meinst diese Jeanie Wilde, nicht wahr? Über die hat sich Tricia auch immer mal wieder bei mir beklagt. Dieses Weib muss echt Haare auf den Zähnen haben. Und sie ist mit Vorsicht zu genießen. – Wieso willst du dorthin? Glaubst du, Jeanie hat etwas mit Tricias Tod zu tun?“
    „Ich habe keine Ahnung, aber ich will das abchecken. Wenn sie unschuldig ist, kann ich sie jedenfalls als Verdächtige streichen. Und das ist doch auch schon mal etwas wert.“
    „Ich finde es toll, wie du dich in die Sache hineinkniest. Jemand anderes hätte den Job längst der Polizei überlassen“, erwiderte Eve anerkennend.
    „Die Polizei hat ja ihren Mordverdächtigen. Aber ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass Gordon die Tat begangen hat.“
    „Und dein Verdacht richtet sich jetzt gegen Jeanie Wilde und nicht mehr gegen Brent Temple?“
    „Doch, teilweise auch“, murmelte Carol, obwohl dies nicht der Wahrheit entsprach. Tief in ihrem Inneren zweifelte sie daran, dass Brent zu einem Mord fähig war.

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