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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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einen   Verdacht?“
      Rafael trat ein. Seine Statur hatte etwas Einschüchterndes, ohne, dass er grimmig oder gar kalt wirkte, ganz im Gegenteil. Aber er strahlte dieses Herrschaftliche und das Mondäne vergangener Zeiten aus. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug, der seine Beine noch länger wirken ließ. Um seine Augen hatten sich Falten eingegraben, die sich vor seiner Verwandlung zum Vampir den Weg in sein aristokratisches Gesicht gesucht hatten.
      „ Nein, wir tappen im Dunkeln. Im Moment beginnen die Verhöre. Alle sind verdächtig.“
      Ich schnaubte.
      „ Und dann? Wie wollt ihr es herausbekommen? Sie ist dort draußen, irgendwo. Dort  müssen wir anfangen.“
      Rafaels Züge wurden härter.
      „ Du hast einen großen Fehler begangen. Warum bringst du dein Volk so in Bedrängnis? Niemand, vor allem nicht das Hohe Gericht musste erfahren, dass es einen Verräter in unseren Reihen gibt.“
      „ Nun wissen sie es sowieso“, sagte ich verächtlich und ging zum Fenster. „Es wird doch schon längst durchgesickert sein, dass Virginia in der Hand der Dunklen ist.“
      Es regnete unaufhörlich aus der aufgeplatzten Wolkendecke. Der Himmel war von grauen Schlieren durchzogen, ein wilder Sturm peitschte die großen Tropfen an die Scheibe.
      „ Das nächste Mal wirst du nicht so glimpflich davon kommen. Ich kann dir nicht immer helfen.“
      Ich drehte mich abrupt um.
      „ Weißt du, wie egal mir das ist? Wenn Virginia dort draußen stirbt oder sie sich gegen uns stellt, ist alles verloren. Begreifst du das nicht? Ich werde jedenfalls nicht gegen sie kämpfen.“
      „ Du weißt doch gar nicht, ob es wirklich so sein wird.“
      Rafael war die Ruhe in Person. Oder brodelte es unter seiner Oberfläche genauso wie unter meiner?
      „ Ihr wusstet doch genau, was sie erwartet. Ich habe die Abhandlung über die Verwandlung gelesen und weiß, dass es kein Zuckerschlecken wird. Was sagen ihre Eltern zu alledem?“
      „ Wir haben sie noch nicht informiert.“
      Ich glaubte, mich verhört zu haben.
      „ Das übernehme ich“, sagte ich entschlossen, pfiff nach Blood und stürmte aus dem Zimmer.
      „ Brandon!“
      Rafaels scharfer Unterton ließ mich innehalten. Ich blickte zurück.
      „ Tue nichts Unüberlegtes.“
      Und damit war ich entlassen.
     
    In meinem Zimmer angekommen, überlegte ich fieberhaft, was ich tun konnte. Im Prinzip wusste ich es, war doch jede Minute, die ich mich nicht auf die Suche nach Virginia begab, eine vergebene. 60 Sekunden, in denen sie diesen hässlichen Fratzen ausgeliefert war, in denen sie glaubte, dass niemand sie finden würde.
      Ich entledigte mich meines Ledermantels, währenddessen Blood Wasser trank und in seinen leeren Futternapf sah. Ich schüttete ihm etwas Trockenfutter hinein, was ihn veranlasste, es in Windeseile aufzufressen.
      Gerade suchte ich die Nummer von Virginias Zieheltern aus meinem Handyspeicher, als sie mich auch schon anriefen.
      „ Brandon, oh mein Gott!“
      In Claires Stimme schwang soviel Verzweiflung und Angst, dass es mir den Atem nahm.
      „ Es tut mir so leid“, sagte ich matt, „ich war nicht einmal hier.“
      „ Warum hast du uns nicht informiert?“
      „ Ich bin eben erst in den Orden gekommen und wollte euch gerade anrufen. Wenn ich vor Ort gewesen wäre … “
      „ Es ist nicht deine Schuld.“ Samuel, Virginias Vater atmete tief durch. Offenbar hatte Claire auf Lautsprecher geschaltet. „Wir haben es eben durch Zufall erfahren, es hat sich schon herumgesprochen. Der Orden ist kein sicherer Ort mehr. Bei euch lauern mehr Verräter als da draußen in den dunklen Gassen dieser kranken Stadt.“
      „ Mein Mädchen ist irgendwo bei ihnen. Brandon, was können wir tun? Ich kann nicht einfach hier herumsitzen“, sagte Claire mit erstickter Stimme.
      Schon immer hatte ich gespürt, wie sehr die beiden Virginia liebten. Einmal mehr machte ich mir Vorwürfe, nicht für sie da gewesen zu sein.
      „ Ich werde sie finden“, versprach ich energisch.
      Wut keimte in mir auf. Am liebsten hätte ich den ganzen Orden auseinandergenommen, jeden auf eine spezielle Weise 'befragt', ob er am Verschwinden der Prinzessin beteiligt war. Das Schlimmste war, dass ich keinem trauen konnte, nur noch Rafael und Sebastian genossen dieses Privileg. Nicht einmal Darius war mir jetzt mehr geheuer, auch wenn er sich stets um Virginia gesorgt hatte, könnte dies doch ein reines Ablenkungsmanöver

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