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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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tödlichsten Soldaten, die wir hatten. Sie bestanden zum großen Teil aus Dunklen , die sich abgewandt hatten und nun für unsere Sache kämpften. Sie kamen zum Einsatz für die Himmelfahrtkommandos, die so halsbrecherisch waren, dass man niemand anderen hinschicken konnte, weil es einem Todesurteil gleich gekommen wäre.
      Sie waren die Planer, die Vorkämpfer, die Ausführenden und Nachbereitenden – wenn es um riskante Einsätze ging. Nur zwei Krieger hatten wir aus ihren Reihen bisher verloren – ein guter Schnitt, was die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen betraf. Und doch brachte es keine großen Erfolge. Die Dunklen waren mit jeder angebrochenen Jahreszeit stärker geworden, hatten sich vermehrt wie die Fliegen, uns eingekreist und sich doch gekonnt verborgen.
      „ Kann ich mich anschließen?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
      Sebastian schüttelte den Kopf.
      „ Du kennst die Bestimmungen und Regeln. Sie würden es nicht erlauben.“
      „ Und wenn ich ihnen heimlich folge?“
      „ Dann könntest du dich gleich wieder ins Verlies begeben. Sie würden kurzen Prozess machen, weil du eine Mission, die Wichtigste überhaupt, gefährdet hast. Also lass es lieber.“
      Langsam verlor ich die Geduld.
      „ Ich werde nicht eher zur Ruhe kommen, bis Virginia gefunden ist. Gibst du mir also einen Tipp, oder muss ich allein klar kommen?“
      Sebastian fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
      „ Du weißt, dass ich es tun würde, wenn ich könnte.“
      „ Und, kannst du?“
      Er sah mich unentschlossen an, schien abzuwägen, was er tun sollte. Nach kurzem Zögern kam die Antwort, die ich nicht hören wollte.
      „ Nein, ich kann es nicht. Das würde einem Verrat gleich kommen.“
      „ Aber die Situation erfordert es, Sebastian. Ich kann Virginia retten!“
      „ Du weißt genau, dass ich es nicht kann. Ich bin Ratsmitglied und werde den Auftrag nicht gefährden. Auch wenn ich es wollte, steht es mir nicht zu. Verstehst du das nicht?“
      Sebastians Stimme hatte den scharfen Unterton verloren. Er sah mich beinah mitleidig an. Ich drehte mich um, pfiff nach Blood und ging einfach davon.
      „ Oh doch, ich verstehe sogar sehr gut“, rief ich über meine Schulter, während mein Blut innerlich kochte.
     
    Ich wollte erst Blood bei Rafael unterbringen, doch auch er würde der Beerdigung beiwohnen und nicht die ganze Zeit bei ihm sein können, und mittlerweile traute ich außer ihm und Sebastian niemandem mehr hier. Also brachte ich ihn dorthin, wo er schon öfter ein zweites Zuhause gefunden hatte: Zu Whistler, einem alten Freund, dann konnte ich immer noch entscheiden wie es weiterging. Mein Inneres befand sich in Aufruhr. Warum spazierte ich so seelenruhig durch die Gegend? Ich musste Virginia finden! Verdammt nochmal!
      Der Regen hatte nicht aufgehört. Große Tropfen fielen aus dem dunkelgrauen Wolkenbett, dessen nasse Federn schwer zur Erde fielen. Ich sah mich immer wieder um, hielt meine Nase gegen den Wind, um eventuelle Beobachter und Verfolger auszuschließen. Ich setzte die dunkle Kapuze meiner Sweatjacke auf und zog sie tief ins Gesicht. Mein Ledermantel wehte mir unter der Last des Windes um den Körper. Ich bezweifelte, dass ich hier nicht auffiel, schon mit Blood an meiner Seite war klar, wer ich war.
      Der Lärm des Verkehrs konnte nicht den Donner überdecken, der sich langsam immer näher auf die Stadt zubewegte. Über den Wolkenkratzern erhellten grelle Blitze den Himmel. Sollten dies die Vorboten sein, wie sich alles entwickeln würde? Ich war niemand, der auf so ein Geschwätz hörte, jedoch kam mir dieses Unwetter wie die düstere Begleitmusik zu meinem Vorhaben vor.
      Blood schlich neben mir her, schüttelte sich immer wieder und warf mir vorwurfsvolle Blicke von der Seite zu. Er mochte keinen Regen.
      Ich lief mit ihm durch die belebten Straßen, die erfüllt waren von den Geräuschen der Autos, der Menschen, die sich unterhielten und weiter eilten und der bunten und schwarzen Schirme, die den Wassermassen nur bedingt Einhalt boten.
      Es wurde gehupt und geflucht, mein inneres Fluchen war deutlich lauter; es dröhnte in meinen Ohren und ließ alles andere verstummen.
      Ich bog in eine Gasse ein, die menschenleer vor mir lag. Vorbei an verfallenen Häusern, übervollen Müllcontainern und kaputten Drahtzäunen lief ich zu einem bestimmten Ziel. Doch vorher musste ich sicher gehen, dass ich nicht verfolgt wurde. Ich ging in

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