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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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unzählige Spuren: Blut des Opfers an der Tapete, Metallreste des verbrannten Schulranzens in der Aschetonne. Auch verschiedene Küchenmesser und der große Wäschetopf sind trotz Reinigung stumme Zeugen des gräßlichen Geschehens. Es gelingt schließlich nicht nur, damit Carmen Vollmer zu identifizieren, sondern auch die Einlassungen Lischkas zum Tatablauf spurenkundlich zu objektivieren. Einen Tag nach seiner Verhaftung werden mit Lischkas Hilfe die im Bucher Forst versteckten Leichenteile des Mädchens gefunden, die unverzüglich gerichtsärztlich untersucht werden. Auch diese Befunde decken sich mit seinen Aussagen.
    Selbst das für die Verpackung der Leichenteile benutzte Unterhemd ist geeignet, um aus den Schweißspuren Lischkas Blutgruppe zu bestimmen.
    Kurz vor der Anklageerhebnung wird Lischka in der gerrichtspsychiatrischen Abteilung der Charité begutachtet. Er läßt die medizinischen und psychologischen Prozeduren geduldig über sich ergehen, verhält sich dabei freundlich und kooperativ. Im Resultat der mehrwöchigen Untersuchungen werden bei Lischka eine nicht krankheitswertige Psychopathie, vor allem aber eine frühkindliche Hirnschädigung diagnostiziert. Letztere erklärt die Verzögerung seiner Persönlichkeitsentwicklung. Der Gutachter vertritt jedoch die Auffassung, daß die Hirnschädigung keinen Einfluß auf die bewußte Entscheidung zum sexuellen Mißbrauch und zur anschließenden Verdeckungstötung hatte. »Die Fähigkeit zu normgerechtem Verhalten sei zur Tatzeit nicht durch zeitweilige oder dauerhaft krankhafte Störung der Geistestätigkeit oder Bewußtseinsstörung eingeschränkt gewesen.« Die Lischkas Bewußtsein einengenden Ausnahmezustände werden nur auf die teilweise irrationalen Handlungen nach erfolgter Tötung beschränkt. Folge: Das Stadtgericht von Groß Berlin verurteilt Gerhard Lischka zu lebenslangem Freiheitsentzug.
    Nahezu die Hälfte aller Tötungsverbrechen werden verschleiert, wenn auch in sehr unterschiedlicher Qualität. Auch für die DDR trifft diese Aussage zu: Die Vortäuschung eines Suizids, eines Unfalls oder natürlichen Todes stand dabei ebenso im Vordergrund wie die Absicht, die Tat anderen anzulasten. Jedoch: 10 Prozent der Täter entschlossen sich, die Opfer zumeist durch Verstecken, Vergraben, Versenken oder Verbrennen gänzlich verschwinden zu lassen. Bei engen prädeliktischen Beziehungen zum Opfer bevorzugte der Täter oftmals die Täuschungsstrategie einer Vermißtenanzeige, wobei das vorsichtige Einstreuen des Verdachts einer »Republikflucht« die Polizei zumindest zeitweise erfolgreich in die Irre führte.
    Opferzerstückelungen kommen nur bei einem geringen Teil der Tötungsdelikte (3 Prozent) vor. Ihr hauptsächlicher Zweck liegt in der Verschleierung des Verbrechens, denn der Transport des Opfers zu einem Versteck soll damit ebenso erleichtert werden wie ein schnelles Vernichten der Leichenteile. Forensisch wird diese Form »defensive Leichenzerstückelung« genannt. Sie ist einzig und allein Resultat des Sicherungsverhaltens des Täters.
    Demgegenüber steht die auch in der DDR sehr seltene »offensive Leichenzerstückelung«, bei der lustbetonte, sadistische oder rituelle Motive vorherrschen. Beide Formen können allerdings auch vermischt auftreten. Jedoch: Ihre Größe umfaßt im Vergleich zur gesamten Tötungskriminalität nur wenige Promille.
    Die Unterteilung in defensive und offensive Leichenzerstückelungen erleichtert das kriminalistische Vorgehen, weil der jeweiligen Form charakteristische Täterpersönlichkeiten zugeordnet werden können. Abgesehen davon, daß die spurenkundliche Untersuchung der Leichenteile für die Identifizierung des Opfers von Bedeutung ist und ziemlich sichere Aussagen über verwendete Werkzeuge zuläßt, kann man aus der Zerstückelungsart mit gebotener Vorsicht bisweilen Rückschlüsse auf individuelle Eigenheiten des Täters, insbesondere psychopathologische Vorgänge, praktische Fertigkeiten, anatomische Kenntnisse oder gar berufliche Eigenheiten ziehen. Ein auf dieser Grundlage erstelltes psychologisches »Phantombild« stellt eine nützliche Hilfe für den kriminalistischen Ermittlungsprozeß dar.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

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(Aktenzeichen BI 9/67 Bezirksstaatsanwalt Karl-Marx-Stadt Tagebuchnummer 1088/67 VPKA Zwickau)
    Die Gemeinde Mülsen Sankt Niclas, ein idyllischer Flecken am östlichen Rand der Kreisstadt Zwickau, liegt inmitten des

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