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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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Arbeit im Tiefbau zugewiesen. Auch hier arbeitet er gut, kann aber das sprichwörtliche Mausen nicht lassen. Folge: Erneute Haftstrafe. Der inzwischen 23 Jahre alte Gefangene wird einem Arbeitskommando zugeteilt, um sich ein Jahr lang im Zwickauer VEB Steinkohlenwerk »Martin Hoop« zu bewähren. Die schwere Arbeit gefällt ihm. Bei seiner Haftentlassung im Jahre 1954 äußert er den Wunsch, dort weiter arbeiten zu können. Die staatlichen Organe stimmen großzügig zu, weisen ihm eine Wohnung in Mülsen Sankt Niclas zu. Heinz Klausdorf ist zufrieden. Von nun an will er den Pfad der Tugend nicht mehr verlassen. Er arbeitet emsig, qualifiziert sich bald zum Blasversatzmaschinisten und verdient gutes Geld. Gegenüber seinen Kumpeln verhält er sich kollegial und aufgeschlossen. Im Grunde bleibt er aber ein Einzelgänger, immer noch im Bann der Naziideologie. Freilich hält er sich mit allzu direkten Äußerungen zurück, denn die Ohren der Sicherheitsorgane lauschen überall. Doch das, was er sagt, reicht, ihm den Spitznamen »Faschist« zu geben.
    Im Jahr 1956 lernt er in einem ländlichen Tanzschuppen die 24jährige Anita Bär kennen. Sie arbeitet in einer nahen Gärtnerei. Der Liebe auf den ersten Blick folgt sogleich die erste Schwangerschaft. Noch im gleichen Jahr ist Hochzeit. Heinz sorgt für seine kleine Familie, läßt es ihr an nichts fehlen. Zwei Jahre später wird ein zweites Kind geboren.
    Doch eheliche Treue fällt ihm schwer. Er nutzt jede Gelegenheiten für lustvolle Seitensprünge. Den jeweiligen Damen gibt er sich als geschieden aus, zerstreut deren Argwohn durch einen Personalausweis, den er früher einem Kumpel gestohlen hatte. Trotz der einst gefaßten guten Vorsätze verläßt ihn der Drang, fremdes Eigentum selbst zu besitzen, auch in den nächsten Jahren nicht. Habgier und charakterliche Labilität ebnen den Weg zum Rückfall. Etliche Einbrüche in Lauben, Garagen und kleinen Ladengeschäften gehen nun auf sein Konto. Seine Spezialität: Begehrte Elektrogeräte. Die Beute verscheuert er unter der Hand. Doch die Polizei kann nicht eingreifen, weil nämlich keines der Delikte angezeigt wird.
    Auch im Jahr 1965 entgeht er knapp dem Arm des Gesetzes: Bei einer handfesten Rauferei im Dorfkrug mischt Heinz Klausdorf kräftig mit. Einer der Zechbrüder trägt eine Messerstichwunde am Hals davon, erstattet wegen gefährlicher Körperverletzung Anzeige bei der VP. Er beschuldigt Klausdorf. Aber die alkoholgetrübten Sinne der beteiligten Zeugen sind ungeeignet für eine objektive Beweiserhebung. Die Indizien zerbröseln. Klausdorf kann sich schließlich herausreden, und das Verfahren gegen ihn wird eingestellt.
    Das alles geschieht hinter dem Rücken seiner Frau Anita. Sie indes kann sich nicht beklagen. Freilich, Heinz arbeitet viel. Seine Schufterei in drei Schichten ist anstrengend, bringt aber gutes Geld, und er sorgt für seine Familie. Auch das eheliche Intimleben erfüllt voll und ganz ihre Erwartungen. Wenn er manchmal in der Kneipe versackt, toleriert sie das großzügig, selbst wenn er angetrunken heimkehrt, verhält er sich rücksichtsvoll und leise. Außerdem gilt ihre Aufmerksamkeit jetzt wichtigeren Dingen: Ende des Jahres erwartet sie ihr drittes Kind.
    Heinz Klausdorfs kriminelle und ehebrecherische Heimlichkeiten haben in der nunmehr zehnjährigen Ehe immer noch nicht zu Konflikten geführt. Doch nun bahnt sich ein Desaster an, das sein Leben endgültig aus der Bahn wirft.
    In einem Materiallager seines Betriebes arbeitet nämlich die 46jährige Elisabeth Schäfer, ein üppiges, vollbusiges Weib mit roten Haaren. Sie ist verheiratet. Ihr Mann, 34 Jahre älter als sie und inzwischen geistig verwirrt, fristet seit mehreren Jahren in einem Pflegeheim ein kümmerliches Dasein. Vor acht Jahren gab sie ihm das Jawort. Ihre beiden unehelichen Kinder waren damals noch klein. Eigentlich schloß sie die Ehe mit dem alten Mann, um sich und die Kinder versorgt zu wissen. Der damals noch rüstige 72jährige hingegen fand sich in seiner Eitelkeit bestätigt, eine so viel jüngere Frau an seiner Seite zu wissen.
    Doch der Wonnemond schien nur kurze Zeit. Der alte Mann überschätzte seine Manneskraft und geistigen Fähigkeiten. Die Vergreisung schritt schneller voran als erwartet, und bald waren seine Potenzen erschöpft. Frau Schäfer hingegen genoß das Leben in vollen Zügen, freilich in den Armen fremder Männer. So geriet sie binnen kurzem in schlechten Ruf. Da die sexuellen Ausschweifungen auch

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