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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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elfjährige Tochter Rosemarie als vermißt. Sie hatte am Vormittag des 20. Juli die Wohnung verlassen, um in der Wohngegend Altstoffe zu sammeln, kehrte jedoch nicht nach Hause zurück. Familie Busch und ihre Nachbarn suchten eine Nacht lang ergebnislos nach dem Mädchen. Auch die bisherigen polizeilichen Recherchen, die Information an die Bevölkerung durch Handzettel und örtliche Presse führten bisher zu keinem brauchbaren Hinweis über den Verbleib der kleinen Rosemarie. Auch die eingeleitete Eilfahndung führte nicht zum Erfolg. Inzwischen sind vier Tage vergangen, und noch immer gibt es keine Spur von ihr.
    Anzeigen über vermißte Kinder dieses Alters erfordern immer eine besondere polizeiliche Zuwendung. Schon allein der Zeitraum des Verschwindens kann den Ernst der Angelegenheit begründen. Die bisherigen Ermittlungen führten bereits zu einigen wichtigen Anhaltspunkten: Rosemarie hat sich bisher immer nur in einem relativ kleinen Umkreis von ihrem Wohnhaus entfernt. Dieses Terrain wird durch einige verkehrsreiche Straßen begrenzt, die sie nach Einschätzung ihrer Eltern allein nicht überquert. Am Morgen ihres Verschwindens informierte sie ihren Bruder, von einem Mann, der in der Nähe der Finstertorstraße am »Steinweg« wohnt, leere Flaschen abholen zu können. Das Mädchen ist jedoch in der zuständigen Altstoffsammelstelle nicht erschienen. Grund genug, alle am Steinweg ansässigen Bewohner polizeilich zu befragen und ihre Häuser, Dachböden, Keller und Schuppen zu kontrollieren. Doch die Polizeiaktion verläuft erfolglos. Das Kind bleibt verschwunden. Deshalb geht es nun um die Vorbereitung einer stabsmäßig geführten Suche, denn die Wahrscheinlichkeit, daß das Kind Opfer eines Verbrechens wurde, wird von Stunde zu Stunde der Sicherheit größer.
    Der Einsatzleiter steckt auf einer Karte das in Frage kommende Territorium ab. Dabei orientiert er sich an Rosemaries üblichem Bewegungsradius. Dieser wird in südlicher, westlicher und östlicher Richtung durch Hauptverkehrsstraßen, im Norden durch den Stadtteil Königshufen begrenzt. Aber das Suchgelände ist bergig, durch die verwinkelten, steilen Gäßchen mit ihren alten Häusern und Nebengebäuden ziemlich unübersichtlich. In der Mitte des Suchgebiets liegt der anderthalb Quadratkilometer große Städtische Friedhof und im Nordosten ein ebenso großes häuserfreies Gebiet mit üppigem Buschwerk. Weil diese geographischen Eigenheiten unzählige Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten bieten, erfordern sie eine präzise Einteilung von Suchabschnitten. Kräfte werden bilanziert, Verantwortlichkeiten festgelegt, Meldepflichten erörtert. Dann werden die Ortskundigen in die Suchgruppen aufgeteilt. Fährtenhunde sollen den Einsatz unterstützen, und Freiwillige Helfer der VP werden herangezogen.
    In den Morgenstunden des nächsten Tages startet die Aktion: Knapp fünfzig Männer durchkämmen das komplizierte Gelände. Schulen und andere öffentliche Gebäude, Wohnhäuser, Dachböden, Keller, Nebengelasse, Ecken und Nischen, Abortgruben, die Kanalisation werden ebenso durchsucht wie Mülltonnen, Holzstapel, Sammelbehälter. Daneben gilt das polizeiliche Interesse etwaigen Kampf- oder Schleifspuren. Auch die Möglichkeit, Bekleidungsstücke, die grünweiß gestreifte Tasche oder andere Gegenstände aus dem Besitz des Mädchens zu finden, wird erwogen. Eine eigens für den Städtischen Friedhof gebildete Suchgruppe widmet sich insbesondere den dichten Büschen, Grabreihen, Gruften und Einzelgräbern, Abfallbehältern, Wassertonnen. Selbst die Nikolaikirche und das Krematorium werden in die Erkundung einbezogen. Der diffizile Einsatz von Suchhunden wird von der Spezialschule des MdI für Diensthundewesen in Pretzsch vorbereitet. Die hochempfindlichen Schnüffelnasen werden am Nachmittag erwartet. Desgleichen sind zur Übernahme der weiteren Ermittlungen die Männer der Mordkommission Dresden auf dem Wege nach Görlitz. Unterdessen führen einheimische Kriminalisten mühselige flächendeckende Hausermittlungen durch. Alle Bewohner im Operationsgebiet müssen erfaßt werden. Jede Befragung erfolgt nach einem eigens für den Fall ausgearbeiteten Fragespiegel.
    Am nächsten Morgen: Die Männer der Suchtrupps sind wieder im Speisesaal des VPKA versammelt. Es geht um die Auswertung der gestrigen Bemühungen und die Festlegung weiterer Maßnahmen. Doch in den Polizistengesichtern liegt herbe Enttäuschung. Die bis zum Einbruch der Dunkelheit andauernde

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