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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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glauben«, sagte er. Er holte tief Luft und fuhr fort: »Ich bin nur
ein bisschen enttäuscht. Das Gefühl hat mich eben überwältigt.«
    »Ich weiß, Max ... aber es besteht überhaupt keine Gefahr.«
    Vendela hatte im Lauf der vergangenen zehn Jahre begriffen, dass die
Gereiztheit und Eifersucht von Max regelmäßigen Zyklen unterworfen waren und
sie immer dann stärker in Erscheinung traten, wenn ein Buch kurz vor der
Veröffentlichung stand.
    Sie blieb ganz ruhig. Es war Freitagabend – Sankt Markus, ein
wichtiger Tag, wenn man dem Volksglauben vertraute.
    »Max, ich glaube, ich gehe jetzt eine Runde laufen«, sagte sie. »Wir
können uns später noch unterhalten.«
    »Muss das jetzt sein? Wenn du hierbleiben würdest, dann könnten wir
...«
    »Doch, es ist besser so.«
    Vendela ging ins Badezimmer und zog sich um. Sie warf einen kurzen
Blick in den Spiegel: Sie sah eine müde Seele, einen hungrigen Körper und
Sorgenfalten auf der Stirn.
    Ihr fielen die Beruhigungstabletten ein, aber sie öffnete noch nicht
einmal die Schranktür.
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Max in seinem Sessel am
Fenster und trank seinen Freitagswhiskey, der etwas größer war als der
Donnerstagswhiskey. Aloysius lag am anderen Ende des Raumes und hatte seine
Ohren aufgestellt.
    Max senkte sein Glas, als er sie sah.
    »Geh nicht«, bat er sie. »Kannst du heute Abend nicht einmal zu
Hause bleiben?«
    »Ich werde gleich wieder zu Hause sein, Max.« Vendela schnürte die Schuhe zu und richtete
sich auf. »Nach dieser Runde. Es dauert doch nur eine halbe Stunde.«
    »Bleib bitte hier.«
    »Nein, aber ich bin gleich wieder zurück.«
    Max trank den Whiskey in einem Zug aus und sah hinüber zu Aloysius.
Dann stand er auf und kam auf sie zu.
    »Ich werde dieses Wochenende mit einem neuen Buchprojekt beginnen.«
    »Ach wirklich? Jetzt schon?«, fragte Vendela verwundert. »Worüber
denn?«
    »Es wird Maximales
Gefühlsleben heißen. Oder noch besser Maximales Beziehungsleben .« Er lächelte
sie an. »Beziehungen sind doch das Wichtigste überhaupt. Mit wem leben wir
zusammen, was teilen wir mit dem anderen, du und ich, du und ich und andere. Du
und andere.«
    » Du und andere – was meinst du damit?«
    »Na, du und der Nachbar von unserer kleinen Farm da drüben. Dieser
Per Mörner und du, ihr habt doch eine ganz enge Verbindung.«
    »Max, das stimmt doch gar nicht.«
    Er kam zwei Schritte näher. Vendela sah, dass seine Stirn vor
Schweiß glänzte, als würde sich dahinter ein Gewitter zusammenbrauen. Bald
würde der erste Blitz einschlagen.
    »Was stimmt nicht?«, fragte er und wischte sich mit den Fingern über
die Lippen. »Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen!«
    »Wir haben nichts gemacht.«
    »Ihr wart doch joggen?«
    »Ja, aber ...«
    »Und das Gras in der Alvar ist doch mittlerweile trocken, oder?
Trocken und weich? Man kann sich darauflegen ,
hinter einer Steinmauer!«
    »Hör jetzt auf damit, Max«, wehrte sich Vendela. »Du nervst!«
    »Ach, tue ich das?«
    »Ja, du ereiferst dich darüber, mit wem ich joggen gehe, aber in
Wirklichkeit denkst du an etwas vollkommen anderes.«
    »Ach, und an was?«
    »Das weißt du ganz genau: Es geht um Martin!«
    »Nein!«
    Max kam einen Schritt näher, und Vendela wich nach hinten aus.
    Wenn ich jetzt
ein falsches Wort sage, wird er zuschlagen , dachte Vendela.
    »Ich gehe jetzt, Max«, sagte sie mit fester Stimme, »bis du dich
wieder beruhigt hast.«
    Ihr Mann ließ die Schultern sinken.
    »Ja, natürlich«, sagte er leise. »Geh du ruhig!«
    Und Vendela lief los. Mit großen Schritten entfernte sie sich von
ihrem Märchenschloss, von dem sie früher einmal geträumt hatte. Und sie
entfernte sich von Max. Zuerst wollte sie bei Per vorbeilaufen und anklopfen,
aber das Haus sah verschlossen und leer aus. Seit einer Woche hatte sie weder
ihn noch seinen kranken Vater gesehen, und auch Familie Kurdin war nicht da.
    In einem großen Bogen lief sie nach Westen hinaus in die Alvar. Aber
das war keine gute Wahl. Sie hatte Schwierigkeiten, eine geeignete Route zu
finden. Häufig versperrten ihr Steinmauern oder Stacheldraht den Weg, und erst
nach einer Weile hatte sie die offene Landschaft erreicht.
    Im Licht des Sonnenuntergangs sah sie, dass die Alvar in voller
Blüte stand. Der gelbbraune Boden hatte das Regenwasser aufgesogen und war
jetzt mit einem Teppich verschiedenster Blautöne bedeckt: Ähriger Ehrenpreis,
Sandthymian und Küchenschelle. Dazwischen leuchteten vereinzelt

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