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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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anders.«
    Marika ließ das ohne Kommentar stehen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte sie.
    »Gute oder schlechte?«
    »Gute«, sagte sie, und ihre Stimme klang hoffnungsvoll. »Ein
Gefäßchirurg aus Lund hat sich gemeldet, er ist ein Freund von Doktor
Stenhammar. Stenhammar hat mir erzählt, dass der Mann bereit ist, Nilla zu
operieren. Er sagt, das sei eine ›große Herausforderung‹. Er will einen Versuch
wagen.«
    Einen Versuch? ,
dachte Per und spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
    »Sehr gut«, sagte er nur.
    »Er kann nichts versprechen. Das hat Stenhammar mehrmals betont.«
    In einigen
Ländern Afrikas sterben die Kinder wie die Fliegen , schoss es Per
durch den Kopf, wie die
Fliegen. Und das ist nur eine kleine Randnotiz in den Zeitungen .
    »Hast du Angst?«
    »Natürlich habe ich das, Marika.«
    »Ich auch, aber ich habe wenigstens Georg. Möchtest du, dass Jesper
dich für ein paar Tage besucht?«
    »Nein«, entgegnete Per leise. »Er kann ruhig bei dir bleiben.«
    Wieder betrachtete er sein Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe
– sah seine müden und angsterfüllten Augen. Er wusste, dass Jesper nicht ins
Sommerhaus zurückkehren durfte. Nicht, bevor der Troll getötet war.
    47
    J etzt
kommt die schöne Sommerzeit«, sang Gerlof leise vor sich hin. Mit gelben
Windröschen, Mohn und Waldhyazinthe. Und bald schon würde der Flieder blühen.
    Es war ein klarer und milder Frühlingstag und der Monat Mai nur noch
eine knappe Woche entfernt. Die dünne Erdschicht der Insel war feucht,
trocknete aber nun in der Sonne. Gerlof konnte es in der Luft riechen, dass all
die Pfützen bereits verdunstet waren. In nur wenigen Wochen hatte sich der
blassgelbe Rasen in ein hellgrünes, üppig sprießendes Feld verwandelt.
    Der Frühling war praktisch schon wieder vorbei. In wenigen Wochen
würde es Sommer sein, zumindest Frühsommer.
    »Der Frühling auf Öland kommt plötzlich, mit großer Wucht, und hält
nicht lange an«, hatte mal jemand geschrieben. Aber Gerolf war dankbar, dass er
den Jahreszeitenwechsel hatte beobachten können, und das von der ersten Reihe
aus, hier in seinem Garten und nicht hinter dreifach verglasten Fenstern im
Altersheim von Marnäs.
    Alles war still. Er hatte einen Stuhl für Besucher neben seinem Gartenstuhl
aufgestellt, aber in den letzten Tagen war niemand vorbeigekommen. John Hagman
half seinem Sohn in Borgholm dabei, die Küche zu streichen, und seine Nachbarin
Astrid Linder war noch nicht aus dem Winterurlaub in Spanien zurück. Vergangene
Woche war Gerlof sein Heimatort Stenvik menschenleer erschienen, wenigstens
hatte er nun Per Mörners Wagen zum Steinbruch hinunterfahren sehen.
    Wie schön. Gerlof hoffte, dass er ihn besuchen kommen würde. Von den
neuen, reichen Nachbarn auf der anderen Straßenseite war er nicht ganz so
begeistert, aber es war angenehm, sich mit Per Mörner zu unterhalten.
    Tatsächlich tauchte Per auch einige Stunden später auf, als Gerlof
draußen in seinem Gartenstuhl saß.
    Allerdings sah sein Nachbar an diesem Mittwochnachmittag sehr müde
aus. Er kam langsam heran und ließ sich nach einer kurzen Begrüßung auf dem
Besucherstuhl nieder.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Gerlof.
    »Nicht besonders gut.«
    »Ist etwas geschehen?«
    Per sah zu Boden.
    »Mein Vater ist tot ... Er starb Sonntagabend im Krankenhaus in
Kalmar.«
    »Wie ist das denn passiert?«
    »Er wurde überfahren.«
    »Überfahren?«
    »Jemand hat ihn mit dem Auto erwischt und danach Fahrerflucht
begangen.«
    »Ein Unfall?«
    »Das glaube ich nicht.« Per seufzte. »Jerry muss den Fahrer gekannt
haben, denn er ist bei ihm eingestiegen. Der hat ihn auf einer kleinen Brücke
aussteigen lassen, ihn dann überfahren und ist über die Autobahn abgehauen.«
    »Und wer war es?«
    »Wer ihn töten wollte?« Per schwieg. »Ich weiß es nicht. Davor sind
einige merkwürdige Dinge passiert. Jerrys Filmstudio brannte vor ein paar
Wochen nieder. Es war Brandstiftung, und zwei Menschen wurden ermordet.«
    Gerlof nickte. Er hatte davon gelesen.
    »Ihr Vater war also nicht allzu beliebt?«
    »Nein, das kann man nicht sagen. Ich mochte ihn auch nicht
besonders. Als ich jünger war, habe ich immer behauptet, ich hätte keinen Vater
mehr.« Er lachte höhnisch. »Und jetzt stimmt es tatsächlich.«
    »Haben Sie noch Geschwister?«
    »Soweit ich weiß nicht.«
    »Vermissen Sie ihn?«
    Per schien über diese Frage nachdenken zu müssen.
    »Der Pfarrer hat mir heute dieselbe Frage gestellt. Ich

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