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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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schon ziemlich viele Einbrüche in
Sommerhäuser.«
    »Gefällt es Ihnen hier?«, fragte Vendela.
    »Aber selbstverständlich, uns gefällt es sehr gut hier«, lautete die
Antwort. »Es ist so idyllisch.«
    Vendela zweifelte daran. Der Hof lag den Elfen im Weg – das hatte
sie mittlerweile begriffen. Wer hier wohnte, der zog das Unglück an.
    Unter dem dichtesten Gebüsch lagen noch kleine Schneehaufen, die
Schmelzwasserseen in der Alvar waren größer als sonst, aber sie verdampften
langsam in der Sonne. Bis zum Mai würden auch sie verschwunden sein.
    Vendela fand sich immer besser zurecht in der Alvar, und nach einer
weiteren Viertelstunde hatte sie den Stein erreicht. Sie sah sofort, dass die
Elfen vor ihr dort gewesen waren.
    Die alten Münzen lagen noch in ihren Kuhlen, aber das
Zehnkronenstück, das sie für Aloysius geopfert hatte, war verschwunden.
    Das überraschte sie nicht besonders, Vendela war nur ein wenig
darüber verwundert, dass sie sich offenbar nach so vielen Jahren noch immer am
Elfenstein versammelten.
    Sie setzte sich ins Gras, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Seite
des Steines, die nach Osten zeigte, und seufzte. Sie hatte Zweifel gehabt, aber
jetzt wusste sie, dass sie endlich angekommen war. Alle Orte, die sie je
aufgesucht oder nach denen sie sich gesehnt hatte, verschwanden hinter dem Horizont.
An diesem Stein verlangte niemand von ihr, dass sie eine Rolle spielte, hier
gab es die Vendela Larsson nicht, auf die Max und der Rest der Welt ein wachsames
Auge hatten.
    Sie schloss die Augen, und sofort erschienen die Bilder, sie konnte
trotzdem sehen. Ihr Blick wanderte über die Alvar bis hinunter zum Wasser. Sie
hatte den Eindruck, sie könnte den Steinbruch erkennen und daneben ihr Haus.
Dort saß ihr Mann Max und schrieb an dem letzten Kapitel seines Buches Maximal gutes Essen .
Darin beschrieb er einen Alltag, in dem er als Hauptverantwortlicher für das
Essen zu Hause auftrat, weil »die größte Freude darin besteht, sein eigenes
Glück an andere weiterzugeben«. Um also morgens ein fröhliches Gesicht zu
sehen, weckte er seine Frau, »meine geliebte V«, wie er sie im Buch nannte,
»mit einem übervollen Frühstückstablett, gefüllt mit frisch gebackenem Brot,
Früchten und frisch gepresstem Saft«.
    Vendela wusste, dass Max in dem Augenblick des Schreibens davon
überzeugt war, dass dies der Realität entsprach, obwohl sie fast immer das
Frühstück machte. In seltenen Fällen hatte er ihr Frühstück gerichtet oder
Abendessen gekocht, und da hatte sie jedes Mal gedacht, wenn sie ihn nur
ausgiebig genug loben würde, wäre er vielleicht öfter dazu bereit. Aber das
Kochen war nie Teil von Max’ Alltag geworden.
    Doch all das spielte jetzt keine Rolle, nicht hier draußen in der
Alvar.
    Sie sah das Nachbarhaus im Norden, das alte Häuschen, das vor langer
Zeit von einem Arbeitskollegen von Henry gebaut worden war. Und sie sah die
Familie, die jetzt dort wohnte. Per Mörner saß mit seinem Vater auf der
Terrasse, seine Kinder waren auch zu Hause. Alles wirkte so friedlich, aber Vendela
wusste genau, dass der Schein trog.
    Per war ein bedrängtes und geplagtes Wesen. Ihm würde es auch
guttun, durch die Alvar zu joggen.
    Sie richtete ihren Blick wieder auf den Platz zurück, an dem sie
sich befand, auf den Stein und die kleine Lichtung zwischen den
Wacholdersträuchern. Für einen Moment war alles in ein helles, strahlendes
Licht getaucht, doch plötzlich erschien das Bild eines sehr großen Mannes in
einem langen weißen Gewand. Er stand reglos vor ihr, ohne ihrem Blick
auszuweichen. Er lächelte sie sogar an.
    War das der König der Elfen? Nein, Vendela vermutete, dass er nur
ein Bote war, ein Diener, der ihr zeigte, dass die Elfen von ihrer Anwesenheit
wussten. Der Mann war von niedrigerem Rang und erinnerte sie irgendwie an Max.
    Das Bild in ihrem Kopf verschwand nicht, der Mann blieb dort stehen
und lächelte, als würde er sagen wollen: Du musst den ersten Schritt tun, nicht ich.
    Aber Vendela war nicht bereit dazu, noch nicht.
    Sie öffnete die Augen und sah sich um. Die Lichtung war
menschenleer, aber es raschelte im Gebüsch.
    Plötzlich erschauerte sie vor Kälte, so wie immer, wenn sie sich aus
der Welt der Elfen zurückzog. Sie stand auf und holte drei Münzen aus ihrer
Jackentasche. Dann legte sie die Geldstücke in drei nebeneinanderliegende
Kuhlen.
    Eine Münze war für Max und sie, eine für Aloysius’ Gesundheit und
eine für die Nachbarn am Steinbruch. Per

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