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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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die Untersuchungen, die Ergebnisse und die Diagnose.
Er erklärte alles sehr ausführlich und verwendete umständliche, unbekannte
Worte.
    »Epitheli ... wie heißt das?«, fragte Per.
    »Wir kürzen das mit E.H.E. ab«, erläuterte Stenhammar, »das ist eine äußerst
seltene und sehr ungewöhnliche Krebsart, die vor allem das Weichgewebe
angreift. Ich verstehe sehr gut, dass Ihnen das kein Trost sein kann, aber als
Arzt ...«
    »Was bedeutet das für Nilla?«, unterbrach ihn Marika.
    Erneut begann der Arzt mit einer ausführlichen Darlegung. Hinterher
erinnerte sich Per nur an zwei Worte: bösartigen Tumor .
    »... daher ist es das Beste, wenn sie bis zum Eingriff bei uns
bleibt«, schloss Stenhammar und faltete seine Hände auf der Tischplatte.
    Eingriff .
Der Boden unter Pers Füßen schwankte.
    »Sie müssen operieren?«
    Der Arzt nickte.
    »Ja, eine Bestrahlung reicht leider nicht aus, befürchte ich.Wir
stehen kurz vor einer Vitalindikation.«
    Per fragte nicht, was das letzte Wort bedeutete, aber es hörte sich
nicht gut an.
    »Wann denn?«, flüsterte Marika.
    »Bald, bevor es zu spät ist.« Stenhammar holte Luft. »Und es wird
leider auch keine leichte OP werden.«
    »Wie stehen die Chancen?«, brach es aus Per heraus.
    Eine furchtbare Frage, Per hätte sie am liebsten zurückgenommen.
Aber Stenhammar schüttelte ohnehin nur den Kopf.
    »Wir gehen hier keine Wetten ein.«
    Nach dem Gespräch verließen sie schweigend das Arztzimmer. Georg
lief los, um Kaffee zu holen. Per wusste nicht, was er zu seiner Exfrau sagen
sollte, doch Marika sah sich plötzlich suchend um:
    »Wo ist Jesper?«
    »Er ist im Sommerhaus geblieben.«
    »Allein?«
    »Nein, mein Vater ist bei ihm.«
    »Jerry?«
    Marikas Frage hallte durch den leeren Flur. Per senkte seine Stimme,
als er antwortete:
    »Gerhard, genau. Er ist seit ein paar Tagen bei uns ...«
    »Warum das denn?«
    »Er ist krank«, erwiderte Per. »Er hatte einen ...«
    »Krank war Jerry schon immer!«
    »... und er benötigte Hilfe«, fuhr Per unbeirrt fort. »Aber ich fahre
ihn bald zurück nach Kristianstad.«
    »Bring ihn bloß nicht mit ins Krankenhaus, ich will diesem geilen
alten Sack auf gar keinen Fall noch einmal begegnen.«
    »Geiler alter Sack? Das stimmt vielleicht sogar«, sagte Per leise,
»aber soweit ich mich erinnere, warst du damals ziemlich neugierig auf Jerrys
Geschäfte, als wir uns kennenlernten. Du hast gesagt, du fändest das spannend.«
    » Dich habe ich auch spannend gefunden, das ging aber beides schnell vorbei«, fauchte
Marika ihn an.
    »Prima«, sagte Per. »Ein Problem weniger.«
    »Nicht ich habe ein Problem mit dir, Per. Du hast ein Problem mit
mir.«
    Er schnappte nach Luft.
    »Ich gehe jetzt zu Nilla rein und verabschiede mich von ihr.«
    Marika blieb mit verschränkten Armen im Flur stehen, und Per ging
einen Moment zu Nilla ins Zimmer, ehe er sich auf den Nachhauseweg machen
wollte.
    Nilla lag unter ihrem weißen Bettlaken, eine Infusion im Arm. Er
beugte sich zu ihr und legte seine Wange auf ihre.
    »Hallo.«
    »Hallo ...«
    Sie war wieder blass, ihr Atem ging flach und hektisch.
    »Wie geht es dir? Kannst du gut atmen?«
    »Geht so ...«
    »Du siehst aber gut aus ...«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann meinen schwarzen Stein nicht finden, Papa.«
    »Welchen Stein?«
    »Das Stück Lavastein aus Island ... den Glücksstein, den mir Mama
geschenkt hat. Ich hatte ihn in meinem Zimmer und bin mir ganz sicher, dass ich
ihn mir heute früh in die Tasche gesteckt habe, aber da ist er nicht mehr.«
    Per erinnerte sich an den Stein, ein glatter, pechschwarzer Stein, den
Nilla ihm gezeigt hatte. Er passte genau in seine Handinnenfläche.
    »Der liegt bestimmt irgendwo im Haus«, beruhigte er sie. »Ich werde
ihn finden.«
    Als er eine halbe Stunde später ins Sommerhaus zurückkam, hatten
Jerry und Jesper den Tisch abgedeckt und die befleckte Decke in die Wäsche
getan. Aber in der Spüle stapelte sich das Geschirr, darum musste sich Per
kümmern.
    Opa und Enkel saßen im Wohnzimmer zusammen auf dem Sofa, im
Fernsehen lief eine amerikanische Serie. Jerry sah wie gebannt auf den Bildschirm,
aber Jesper drehte sich zu Per um.
    »Ist alles gut gegangen, Papa?«
    Per nickte und rieb sich die Augen.
    »Doch ... Nilla muss heute Nacht im Krankenhaus bleiben, aber ihr geht
es schon besser.«
    Jesper nickte und wandte sich wieder der Serie zu.
    Später ,
dachte Per. Ich erzähle ihm
später von dem Tumor .
    Er wollte aus dem Wohnzimmer

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