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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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hatte damals über die Vorlieben ihres Freundes geklagt, hatte von seiner Begeisterung für Teufel und Hexen erzählt, die ihr seltsam vorkam. Jetzt war sie teuflisch ermordet worden, mit eingeritztem Pentagramm in Brust und Bauch, jedenfalls wenn es stimmte, was im Main-Echo stand.
    Maria Beletto passierte die Christuskirche und anschließend die ehemalige Jesuitenkirche. Gleich darauf öffnete sich der Aschaffenburger Marktplatz vor ihr und linker Hand stiegen die mächtigen Türme des Schlosses in die Höhe. Gut so, die Hälfte habe ich geschafft, dachte sie. Maria hatte den Umweg über den Marktplatz genommen, obwohl sie in der Sandgasse wohnte. Den Dalberg hinab wäre es viel näher gewesen, aber das schien ihr zu glatt und zu rutschig. In der Steingasse war niemand mehr unterwegs. Es fing leicht an zu schneien. Die Schaufenster der kleinen Läden waren noch beleuchtet, ansonsten war die Gasse völlig ausgestorben. Maria Beletto zog ihr schwarzes Kopftuch unter dem Kinn fester zusammen und beugte sich stärker nach vorn, um gegen den Wind anzukommen, der ihr entgegenblies. Wie eine kleine dürre Hexe sah sie aus, die sich mit ihrem viel zu langen Mantel durch die Gasse kämpfte.
    Sie hatte Ilona geschworen, nie etwas über den Vater von Thomas zu verraten. Nun war Ilona tot und sie trug dieses Geheimnis mit sich herum. Der Kommissar hatte sie befragt, aber sie hatte nichts verraten. Morgen wollte Thomas sie besuchen, doch auch ihm durfte sie nichts sagen.
    Eine schwarze Katze huschte vor ihr quer über die Sandgasse. Der Schneefall hatte zugenommen. Dicke weiße Flocken bildeten sich auf ihrem Mantel und dem Kopftuch. Endlich stand sie vor ihrer Haustür. Gott sei Dank, geschafft, dachte sie. Durch das Guckfenster in der Klappe ihres Briefkastens sah sie etwas Weißes schimmern. Sie öffnete den Kasten und entnahm einen unfrankierten Umschlag. ›Maria Beletto‹ war darauf zu lesen, ein Absender war nicht vermerkt. Muss eingeworfen worden sein, während ich in der Kirche war, schlussfolgerte sie. Sie arbeitete sich mit ihrem schwarzen Gehstock drei Treppen in das oberste Stockwerk herauf, wo sie eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung unter dem Dach gemietet hatte, als vor vier Jahren ihr Mann Alberto ganz plötzlich verstorben war. Mit einem schweren Schlüssel öffnete sie die hölzerne Wohnungstür. Gleich im Flur nahm sie ihr Kopftuch ab und sah in den Spiegel der Garderobe. Müde sehe ich aus, dachte sie, muss mich bald hinlegen. Sie hängte den schweren Wintermantel an die Garderobe, schlüpfte in ihre Hauspantoffeln und ging mit dem Brief ins Wohnzimmer. Dort nahm sie einen silbernen Brieföffner von der Kommode, ein Erinnerungsstück an Alberto, das er ihr bei einem Ausflug nach Capri geschenkt hatte.
    Ratsch, war der Umschlag geöffnet und Maria zog ein Blatt heraus, auf dem mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben ein Satz aufgeklebt war: ›Ein falsches Wort und du bist tot‹, konnte sie entziffern. Darunter war mit roter Farbe oder womöglich Blut ein fünfzackiger Stern gemalt, der auf dem Kopf stand.
    Um Himmels willen, dachte Maria, sie wissen, wo ich wohne, und sie wissen, wer ich bin. Sie ließ sich auf das Sofa fallen, das im Wohnzimmer stand, und legte ihre müden Füße hoch, die in dunkelbraunen, groben Socken steckten. Dann setzte sie ihre Brille mit den dicken Gläsern auf und las nochmals ganz genau. Doch der Satz veränderte sich nicht. Er blieb schreckliche Drohung. Sie schlich auf Socken in die kleine Küche und ins Schlafzimmer. Alles war wie sonst. Trotzdem ging sie zur Wohnungstür, steckte den schweren Schlüssel ins Schloss und drehte zweimal um.
    Sicher ist sicher, dachte sie.
    Â 
    Thomas Drucker war froh, als sie endlich die Gaststätte ›Zum Fegerer‹ verließen. Er bedankte sich bei Johann Flieger, verabschiedete sich bei den übrigen und beobachtete die missmutigen Blicke der Eltern von Sabine, als diese sich bei ihm einhängte und mit ihm ging.
    Â»Willst du nicht mit nach Hause kommen?«, fragte ihre Mutter leise.
    Â»Ich kann ihn jetzt nicht alleine lassen«, war Sabines Antwort. Schon zog sie Thomas durch die Schlossgasse mit sich fort.
    Â»Komm«, sagte sie, »es ist kalt. Lass uns schnell zu dir gehen.«
    Es hatte geschneit, während sie in der Gaststätte saßen, die Straßen und Gehwege waren weiß, Flocken wirbelten durch die

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