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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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Knebel, was zu einem entsetzen »Hilfe« wurde, als er ihr endlich den Knebel aus dem Mund genommen hatte.
    Â»Zieh Thomas raus!«, rief sie verzweifelt. »Wir wurden überfallen.«
    Er band sie von Baum los und wollte sie in die Arme nehmen.
    Â»Bitte, Alexander, lass das! Wir müssen ihn retten.«
    Â»Ihn retten?«
    Sie gab keine Erklärung, rannte ins Wasser, zu der Stelle, wo Thomas versunken war. Wie viele Minuten das wohl her war? Ob er überhaupt noch eine Chance hatte? Sie stand bis zur Brust im Wasser, tastete mit den Füßen den Grund ab, lief im Kreis, bis sie endlich an etwas Weiches stieß, ein Bein oder einen Arm.
    Â»Komm hilf mir, hier ist er!«
    Langsam bewegte Alexander sich zu Sabine. Die war untergetaucht und zerrte an Thomas.
    Â»Los, pack mit an, hilf mir«, prustete sie, als sie wieder auftauchte.
    Er stand in voller Motorradmontur bis zur Hüfte im Wasser, griff endlich zu und erwischte Thomas unter den Armen. Gemeinsam schleppten sie seinen leblosen Körper ans Ufer.
    Â»Der ist wohl hinüber«, murmelte Alexander Leitner, und Sabine hatte das Gefühl, dass er sich insgeheim darüber freute.
    Â»Komm, leg ihn auf die Seite, wir müssen versuchen, ihn wiederzubeleben.«
    Sie erinnerte sich an ihren Erste-Hilfe-Kurs und diese Anweisungen, die in Schwimmbädern oder an Badeseen angeschlagen waren. Atemspende, Herzmassage, warm halten … Gedanken rasten durch ihr Hirn. Sie drehte seinen Kopf auf die Seite, griff ihm in den Mund, konnte keine Fremdkörper feststellen, etwas Wasser lief ihm über die Wange. Sie drehte ihn auf den Rücken, hielt ihm den Kopf gestreckt nach hinten, verschloss den Mund und blies ihm ihren Atem durch die Nase. Du musst wieder zu dir kommen, dachte sie, komm zurück, ich liebe dich so sehr. Blau gefroren war sie inzwischen, bestand förmlich nur noch aus Gänsehaut, aber das merkte sie nicht einmal.
    Alexander hatte inzwischen seine Jacke ausgezogen und sie ihr über die Schultern gehängt.
    Â»Wir müssen Hilfe holen«, sagte er.
    Sie hörte ihn gar nicht, konzentrierte sich darauf, ruhig und kräftig zu atmen, blies Thomas ihren Atem durch die Nase, immer wieder, immer wieder. Anschließend presste sie seine Brust mit beiden Händen ruckhaft zusammen. Sie wusste nicht, ob das als Herzmassage richtig war, aber sie stellte sich vor, ihm so das Blut durch den Körper zu pumpen. Sie presste kurz hintereinander, stützte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht auf ihn, machte eine kleine Pause, und setzte dann die kurzen Stöße fort. Endlich bewegte er sich. Sein Brustkorb hob sich leicht, sein linker Arm zitterte und er begann zu atmen. Gott sei Dank, dachte Sabine, er wird es schaffen, er atmet und er wird wieder zu sich kommen. Er muss es einfach schaffen.
    Â»Lauf nach oben zum Hotel, hol bitte Hilfe, bring Decken, ruf den Notarzt, bitte, mach schnell! Ich bleibe bei ihm«, sagte sie zu Alexander.
    Tatsächlich zögerte er diesmal nicht. Er eilte den Hang hinauf in Richtung Straße und Hotel. Sabine legte sich halb über Thomas. Sie zitterte, doch sie versuchte ihm den Rest an Wärme, der in ihr steckte, noch abzugeben. Sie lauschte seinem Atem, der wieder schwächer zu werden schien. Endlich hörte sie aufgeregte Stimmen und Schritte von oben.
    Â»Wir lassen ihn am besten hier liegen, bis der Notarzt kommt. Wir packen ihn in Decken ein.«
    Eine dunkelhaarige kräftige Frau aus dem Hotel gab den Ton an. Sabine war froh, dass endlich alles in Ordnung kam.
    Â 
    Noch am Samstagabend besuchte Kommissar Rotfux Sabine Flieger und Thomas Drucker im Aschaffenburger Klinikum, nachdem sich sein Zustand stabilisiert hatte. Sie waren in einem Doppelzimmer untergebracht. Ein Polizist wachte vor der Tür. Thomas lag im Bett und schlief. Sabine saß davor und hielt seine Hand.
    Â»Hallo, Frau Flieger«, flüsterte Rotfux, nachdem er das Zimmer betreten hatte. »Freut mich, Sie zu sehen. Ein Glück, dass er noch lebt.«
    Â»Ja, die Ärzte meinen, er wird sich erholen.«
    Â»Na, Gott sei Dank!«
    Rotfux ließ sich den Überfall genauestens beschreiben, interessierte sich für alle Einzelheiten und fragte hier und da nach, wenn er etwas nicht verstand.
    Â»Irgendwo gibt es jemanden, der ihm nach dem Leben trachtet«, sagte er zum Ende der Befragung. »Er hat zwei Mal unverschämtes Glück gehabt. Wir müssen verdammt auf ihn

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