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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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verspiegelten Visiere waren nach unten geklappt – , und kamen drohend auf sie zu. Im nächsten Augenblick wurde Thomas von einem der Motorradfahrer gepackt, der ihn die Böschung hinabzerrte und zu dem verwilderten Teich schleppte. Die nassen Äste peitschten ihm ins Gesicht, rissen ihm die Haut auf, bis er stolperte und der Länge nach hinfiel. Aus den Augenwinkeln sah er Sabine. Sie war in etwa auf seiner Höhe, wurde vom zweiten der Motorradfahrer ebenfalls durchs Gebüsch getrieben und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Dann fiel auch sie und lag erschöpft im Ufergestrüpp des Teiches.
    Sie fesselten ihn und banden ihn an einen Baum. Er versuchte zu protestieren, aber sie knebelten ihn. Dann rissen sie Sabine die Kleider vom Leib.
    Schweine, wollte er schreien, aber er konnte nicht. Er musste mit ansehen, wie sie Sabine völlig nackt ins Wasser stießen und ihre Kleider im Teich versenkten.
    Â»Blödes Hurenpack«, zischte einer der beiden Männer. Er holte eine Schere aus seiner Montur und begann damit, Sabine die Haare zu schneiden.
    Ritsch, ratsch machte die Schere. Der Pferdeschwanz war ruck zuck ab, ihre Haare fielen in das dunkle Wasser des Teiches und trieben an der Oberfläche. Wie ein gerupftes Huhn sah sie aus. Bei diesem Sauwetter ist niemand mehr unterwegs, dachte Thomas. Keiner würde Hilfe schicken, man würde sie nicht einmal entdecken, hier in diesem Gestrüpp. Nachdem sie Sabine eine Zeit lang durch den Teich getrieben hatten, zerrten die beiden Männer sie ans Ufer und banden sie an einen Baum direkt neben Thomas.
    Â»Jetzt bist du an der Reihe, Bürschchen«, drohten sie ihm.
    Sie banden ihn von seinem Baum los, ließen aber Arme und Beine gefesselt und schleppten ihn ein Stück in den Teich hinein. Dort stießen sie ihn um, sodass er im Wasser versank. Er wollte sich mit dem Kopf über Wasser halten, versuchte den Oberkörper ruckartig zu bewegen, probierte sich flach ins Wasser zu legen, aber er schaffte es nicht. Sabine musste zusehen, wie sein Kopf immer wieder unter Wasser geriet. Sie sah seine angstverzerrten Augen, die sie Hilfe suchend anstarrten, aber sie konnte ihm nicht helfen, war nackt an diesen Baum gebunden, etwa zehn Meter von ihm entfernt.
    Die beiden Typen in ihren Motorradmonturen lachten nur und setzten sich in Richtung Parkplatz ab. Sabine zerrte an ihrer Fesselung, sie rieb sich Arme und Beine wund, sie versuchte zu schreien, aber durch den Knebel in ihrem Mund war nur ein jämmerlich dumpfes Gurgeln zu hören. Noch einmal kam der Kopf von Thomas über die Wasseroberfläche, noch einmal schnappte er nach Luft, dann waren an der Stelle nur die Wellenkreise des Wassers zu sehen, die sich langsam ausbreiteten, als ob man einen Stein ins Wasser geworfen hätte. Sabine geriet in Panik. Sie hörte beim Parkplatz die Motorräder aufheulen, anschließend war sie ganz allein. Ein Specht hackte unbekümmert irgendwo an seiner Rinde, ein Frosch quakte von der anderen Seite des Teiches, der Regen prasselte weiter auf den dichten Blätterwald, und noch nie hatte sich Sabine so einsam und verlassen gefühlt wie jetzt. Sie nahm alle Kraft zusammen und schrie in ihren Knebel hinein, brachte dieses dumpfe Geräusch zustande, das vielleicht bis zur Straße gehört werden konnte.
    Â»Ist da wer?«, meldete sich eine Stimme von oberhalb.
    Sie nahm die letzten Reserven zusammen, die ihr geblieben waren, und brüllte in ihren Knebel, wie sie ihr ganzes Leben noch nie gebrüllt hatte.
    Â»Hallo, ist da wer?«, fragte nochmals die Stimme.
    Â»Iao, iao«, klang es dumpf durch ihren Knebel.
    Endlich vernahm sie Schritte, Äste knackten, sie drehte den Kopf in die Richtung und brüllte wieder »iao, iao«.
    Eine dunkle, große Gestalt in Motorradmontur näherte sich. Bloß nicht die schon wieder, dachte sie. Vielleicht wollten sie sehen, ob er wirklich ertrunken war. Vielleicht wollten sie ihr ebenfalls das Ende bereiten. Wilde Gedanken wirbelten durch ihren Kopf.
    Â»Hallo, was ist denn passiert?«
    Â»Moa, moa«, klang es durch ihren Knebel. Mord, wollte sie schreien, aber sie schaffte es nicht.
    Endlich war der Motorradfahrer bei ihr.
    Â»Sabine, du … «, stammelte er überrascht.
    Im selben Augenblick erkannte sie ihn. Es war Alexander, Alexander Leitner, den sie am wenigsten hier erwartet hatte.
    Â»Ãœuä, üuä … «, klang es durch Sabines

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