Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
Vom Netzwerk:
der Frühling die bösen Geister vertrieben hätte, die in Aschaffenburg getobt hatten. Die Bäume am Mainufer schimmerten in zartem Grün und man sah den Fluss durch die Blätter glänzen. Auf der Mainpromenade schoben sich an Sonntagen Spaziergänger entlang, die ab und zu durch ein Fahrrad aufgeschreckt wurden, das den gleichen Weg nahm.
    Â»Lass uns heute einen Ausflug in den Spessart machen. Ich war lange nicht in Mespelbrunn«, schlug Sabine vor.
    Sie hatte von Freitag auf Samstag bei Thomas übernachtet, wie sie es inzwischen häufiger tat, obwohl ihre Eltern der Verbindung mit Thomas weiterhin reserviert gegenüberstanden.
    Â»Okay, wenn du möchtest. Das Wetter soll laut Wetterbericht gut werden. Nehmen wir deinen oder meinen?«, rief Thomas aus dem Bad.
    Â»Wir können ruhig meinen nehmen. Ich hab ihn gestern vollgetankt.«
    Etwa eine halbe Stunde später saßen sie im dunkelblauen Cabrio von Sabine. Es war schon warm, sodass sie das versenkbare Hardtop des 3er-BMW öffneten und ihnen die laue Frühlingsluft um die Ohren wehte. Sie verließen Aschaffenburg über die Würzburger Straße, vorbei an Tankstellen, Einkaufszentren, Baumärkten, den Berg hinauf nach Haibach, mit Blick auf die Ausläufer des Spessarts.
    Â»Ich freu mich, mal völlig abzuschalten«, seufzte Sabine zufrieden. »Heute machen wir uns einfach einen schönen Tag.«
    Sie ließ Thomas fahren. Er saß gern hinter dem Steuer des Cabrios, das im Vergleich zu seinem alten VW Golf sportlicher war. Hinter Haibach ging es leicht bergab durch Felder und Obstbaumwiesen, es folgten einige lang gezogene Straßendörfer; spitzgiebelige Sandsteinhäuser schienen für die Gegend typisch zu sein, dann schlängelte sich die Straße nach oben durch den Wald, bevor sie rechts nach Mespelbrunn abbogen.
    Leider waren inzwischen Wolken aufgezogen, die laut Wetterbericht gar nicht da sein durften. Feine Regentropfen zeigten sich auf der Windschutzscheibe.
    Â»Fahr mal bitte kurz rechts ran.«
    Sabine schloss per Knopfdruck das Hardtop.
    Â»So ist es besser. Nicht dass wir noch nass werden.«
    Sie passierten die Wallfahrtskirche von Hessenthal, einen weiß-blauen, frisch geschmückten Maibaum, verschiedene Hotels und Gasthäuser, und erreichten schließlich den Parkplatz beim Schloss Mespelbrunn. Eine Menge Fahrzeuge und immerhin sechs Reisebusse parkten dort.
    Â»Scheint mächtig was los zu sein«, stellte Thomas fest.
    Er konnte Massenaufläufe nicht leiden, schon gar nicht seit dem Mord an seiner Mutter. Er fühlte sich durch die Menge beobachtet und hatte manchmal das Gefühl, die Mörder könnten jederzeit aus der Masse auftauchen. So ging es ihm auch jetzt. Er hatte das Gefühl, von zwei Motorradfahrern beobachtet zu werden. Sie waren ihm seit der Abzweigung nach Mespelbrunn aufgefallen, waren ständig hinter ihm geblieben und hatten ihre Maschinen in der Nähe des Kiosks abgestellt, der an der Zufahrt zum Schloss lag.
    Â»Vielleicht wäre es besser, zuerst zu essen«, meinte Sabine. »Im Moment ist es noch nicht so voll. Wenn wir Glück haben, hört später der Regen wieder auf.«
    Oberhalb des Parkplatzes lag das Schlosshotel Mespelbrunn. ›Das Wirtshaus im Spessart‹ war über dem Haupteingang zu lesen.
    Â»Nun fehlen uns nur noch die Spessarträuber«, lachte Sabine. »Komm, lass uns hier einkehren. Ist cool, mal im Wirtshaus im Spessart zu speisen.«
    Ãœber eine breite Sandsteintreppe erreichten sie die großzügige Außenterrasse des Hotels, wo man unter alten Bäumen und roten Sonnenschirmen an Holztischen sitzen konnte. Da es weiterhin leicht regnete, zogen sie es vor, in die Gaststube nach innen zu gehen. Sie passierten eine stattliche Ritterrüstung, die ihnen endgültig klar machte, dass sie sich im Schlosshotel befanden, und wurden von der Bedienung zu einer Nische geleitet, in der sie ganz für sich waren.
    Â»Das ist toll hier«, freute sich Sabine. »Bedienungen im Dirndl, Holzbalken an der Decke, Hirschgeweihe an der Wand und der ausgestopfte Uhu, der auf uns herabschaut.«
    Â»Hast du schon den Spruch gelesen?«, fragte Thomas.
    Â»Welchen Spruch?«
    Â»Oben, auf den Balken.«
    Â»Ach so, ja … «
    â€ºBier scheucht die Wolken aus der Stirn, stärkt Magen, Rücken und Gehirn‹ stand auf einem Querbalken.
    Â»Ist richtig deftig hier«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher