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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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gelegen, wenn ich von der Bildfläche verschwände, aber ob er deshalb einen Mord begeht?«
    Rotfux zog die Augenbrauen hoch und legte die Stirn in Falten. Man sah, dass es dahinter intensiv arbeitete. »Konnten Sie die beiden Motorradfahrer erkennen? Sie berichteten, dass sie auf der Terrasse des Wirtshauses im Spessart saßen und jeder ein großes Bier trank. Hätte einer der beiden Alexander Leitner sein können?«
    Thomas dachte nach. Er sah die Terrasse vor sich, die roten Sonnenschirme, die beiden Motorradfahrer mit ihren Biergläsern. »Das kann ich leider nicht sagen«, antwortete er. »Obwohl es angefangen hatte zu regnen, trugen sie große, dunkle Sonnenbrillen.«
    Â»Mhmm«, brummte Rotfux enttäuscht. »Die Statur der beiden, Mimik, Gestik, ist Ihnen etwas aufgefallen, was auf Alexander Leitner zutreffen könnte?«
    Â»Eigentlich nicht, Herr Kommissar. Diese Motorradmonturen sehen alle gleich aus. Außer den Sonnenbrillen fiel mir nichts auf. Ich hab’ nicht besonders darauf geachtet. War mit Sabine beschäftigt, hab’ mich mit ihr unterhalten.«
    Â»Nochmals, Herr Drucker, könnte Größe und Statur von einem der beiden auf Alexander Leitner passen?«
    Â»Nun ja, einer der beiden war groß und kräftig, das könnte er gewesen sein.«
    Â»Na sehen Sie, ist immerhin eine Möglichkeit«, freute sich Rotfux.
    Â»Aber Sabine sagte, die beiden seien mit ihren Motorrädern weggefahren, sie habe sie wegfahren hören.«
    Â»Können Sie unterscheiden, ob ein oder zwei Motorräder starten, vor allem wenn sie einige hundert Meter entfernt und total aufgeregt sind?«
    Thomas zögerte. »Wahrscheinlich nicht … «
    Â»Na sehen Sie. Es könnte ein Motorrad gestartet sein, während sich Alexander Leitner inzwischen dem Tatort von der anderen Seite genäher hat. Zeitlich würde das gut hinkommen. Wir haben alles nachgestellt und es hat wunderbar geklappt.« Rotfux strich sich über seinen Oberlippenbart und lächelte zufrieden. »Man muss alles in Erwägung ziehen. Ich behaupte nicht, dass es so war, aber es könnte so gewesen sein.«
    Â»Eigentlich hat mir Alexander Leitner doch das Leben gerettet, jedenfalls erzählte das Sabine.«
    Â»Hauptsächlich dürfte Ihnen Sabine das Leben gerettet haben. Sie hat sich ins Wasser geworfen, sie hat nach Ihnen gesucht, sie hat sie beatmet und ihr Herz massiert. Dass Alexander Leitner mit angepackt hat, würde ich nicht überbewerten. Er konnte in Sabines Gegenwart gar nicht anders handeln.«
    Â»Mhmm, so habe ich das noch nicht gesehen«, seufzte Thomas. Es wurde ihm klar, dass vielleicht eine große Gefahr von Alexander ausging.
    Â»Sie müssen leider mit allem rechnen, Herr Drucker. Sie haben zwei Mal großes Glück gehabt. Es darf kein drittes Mal passieren.« Rotfux hielt inne. Er sah Thomas nachdenklich an. Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Wir prüfen natürlich auch sonstige Möglichkeiten. Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass sowohl Oskar Leitner als auch Bernhard und Martin Flieger Motorräder angemeldet haben. Bei Bernhard Flieger haben wir an seinen Motorradstiefeln sogar Spuren von Mosen und Flechten gefunden, die genau denen entsprechen, wie sie beim verwilderten Teich unterhalb des Schlosses Mespelbrunn vorkommen.«
    Â»Dann war er womöglich einer der beiden Motorradfahrer?«, stammelte Thomas Drucker.
    Â»Wer weiß?«, sagte Rotfux nachdenklich. »Er gibt allerdings an, zu der fraglichen Zeit in der Firma gewesen zu sein. Seine Sekretärin hat uns das bestätigt.«
    Â»Karin Duckstein?«
    Â»Ja, genau. Sie behauptet, am fraglichen Samstag etwas mit ihm ausgearbeitet zu haben.«
    Thomas sagte darauf nichts, sondern dachte nur an die Gerüchte, die über das Verhältnis von Bernhard Flieger zu Karin Duckstein in der Firma kursierten.
    Â 
    Er spürte, dass sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. Jemand wollte ihn mit aller Macht ins Jenseits befördern, das hatte der Überfall in Mespelbrunn gezeigt. Nachdem Kommissar Rotfux wieder gegangen war, saß er ratlos auf seiner Couch und starrte an die Decke. Was war das für ein Leben? Seine Mutter hatte er verloren, seinen Vater nie gekannt, seine große Liebe sah er nur noch selten. Die Eltern von Sabine hatten ihr nach dem neuerlichen Mordanschlag den Kontakt verboten. Er hatte das Gefühl, dass alles

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