Blutstern
»Ich hoffe, Sie können diesen Satanisten bald das Handwerk legen«, sagte sie. »Ich gehe jeden Sonntag in die Stiftsbasilika. Momentan ist mir das besonders wichtig, seit diese satanischen Schmierereien aufgetaucht sind.«
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Nach kurzer Wartezeit erschien Alexander Leitner. Er roch nach Bier und begrüÃte Kommissar Rotfux leicht angeheitert.
»Hallo, Herr Kommissar. Die Sache nimmt keine Ende.«
Rotfux sagte darauf nichts, sondern kam unumwunden zum Thema. »Warum waren Sie gestern in Mespelbrunn, Herr Leitner?«
»Es war schönes Wetter angesagt. Wollte einen Ausflug machen.«
»Ausgerechnet nach Mespelbrunn?«
»Warum nicht? Es ist immer nett dort.«
»Seltsam scheint es schon«, konterte Rotfux, »da passiert ein Mordanschlag auf Ihren Rivalen, Thomas Drucker, und Sie sind vor Ort.« Rotfux sah Alexander Leitner durchdringend an.
»Ich hätte darauf verzichten können«, brummte der mürrisch. »Habe mir die Klamotten versaut, nur wegen diesem ⦠« Er sprach den Namen nicht aus, sondern schluckte ihn wie eine bittere Medizin herunter.
»Sie mögen ihn wohl nicht?«
»Nein, absolut nicht. Er hat mir meine Freundin ausgespannt, lächerlicher Streber.«
»Und deshalb wollten Sie ihm gestern einen Denkzettel verpassen«, sagte Rotfux provozierend.
»Nein, wieso? Ich habe ihm sogar das Leben gerettet, wurde durch Sabine in die Sache hineingezogen.«
»Herr Leitner, wo waren Sie vor dem Ãberfall?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, Sie haben Sabine an diesem Teich entdeckt. Wo waren Sie direkt davor?«
Alexander Leitner schluckte verlegen. »Ich kam vom Kiosk, hatte dort meine Maschine abgestellt.«
»Waren Sie im Kiosk drin? Hat Sie jemand gesehen?«
»Nein, im Laden war ich nicht. Ob mich jemand gesehen hat, weià ich nicht. Habe nicht darauf geachtet. Wollte zum Schlosshotel. Auf dem Weg dorthin hörte ich dieses seltsame Geräusch.«
»Und dann haben Sie Sabine entdeckt?«
»Nicht sofort. Ich sah, dass jemand nackt an einen Baum gefesselt war. Erst als ich näher kam, erkannte ich sie.«
Rotfux lieà sich alle weiteren Details beschreiben und wandte sich danach an Oskar Leitner, der die ganze Zeit still zugehört hatte.
»Wann hat ihr Sohn gestern das Haus verlassen, Herr Leitner?«
»Kann ich nicht genau sagen, vielleicht um zwei, jedenfalls nach dem Mittagessen.«
»Und Sie selbst?«
Oskar Leitner sah den Kommissar verwundert an. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er empört.
»Gar nichts. Beantworten Sie einfach meine Frage.«
»Sie glauben doch wohl nicht, dass ich mit diesen Geschichten etwas zu tun habe«, regte er sich auf. »Ich war zu Hause. Das kann meine Frau bestätigen.«
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Eine Woche später, nachdem sich Thomas Drucker wieder völlig erholt hatte, besuchte ihn Kommissar Rotfux in seiner kleinen Wohnung.
»Schön haben Sie es hier. Ein toller Blick auf den Main.«
Er sah durch die Dachgaube der Wohnküche hinüber zur Mainpromenade. Ein Ausflugsschiff glitt in Richtung Frankfurt vorbei, ein Motorboot hüpfte über die leichten Wellen, Spaziergänger bevölkerten die Promenade.
»Nehmen Sie Platz, Herr Kommissar. Ich habe allerdings nur diese alte Couch und die Lehnstühle. Stammt alles aus meiner Studentenzeit.«
»Ist sehr gemütlich. Ich wünschte, ich hätte während meiner Ausbildung eine solche Wohnung gehabt.«
Rotfux wandte sich vom Fenster ab, ging zur Sitzecke und lieà sich in die Couch fallen. Es war warm. Er hatte seinen gelben Pulli über die Schulter gehängt und legte ihn jetzt neben sich auf die Couch.
»Ein Schluck Wasser oder ein Bierchen?«, bot ihm Thomas an.
»Lieber ein Wasser, bin schlieÃlich im Dienst.«
Thomas ging zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Mineralwasser heraus und goss zwei Gläser ein.
»Ich muss Sie leider nochmals wegen diesem Mordanschlag in Mespelbrunn behelligen«, kam Rotfux zur Sache. »Habe mir so meine Gedanken gemacht. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.«
»Klar, Herr Kommissar. Wenn ich zur Lösung beitragen kann.«
Rotfux strich sich über sein Bärtchen. »Können Sie sich vorstellen, dass Alexander Leitner hinter allem steckt?«, fragte er unvermittelt.
»Ich weià nicht«, zögerte Thomas Drucker. »Dem käme es natürlich sehr
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