Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
Vom Netzwerk:
bitte die Tür schließen könnten, Frau Bauer. Ich möchte mir in Ruhe zunächst die Unterlagen ansehen.«
    Â»Herr Drucker hat die Tür immer … «
    Â»Ich bin aber nicht Herr Drucker«, sagte er mit tiefer Stimme ziemlich gereizt. »Daran müssen Sie sich gewöhnen.«
    Â»Ja natürlich, tut mir leid. Ich bin noch durcheinander, seit Herr Drucker verschwunden ist«, entschuldigte sie sich und schloss die Tür zum Vorzimmer.
    Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. Geschafft, dachte er. Sie hat mich nicht erkannt. Die erste Hürde ist genommen. Er ließ den Blick über die Stadt schweifen, genoss diesen Blick. Sabine hatte bei Johann Flieger ein gutes Wort eingelegt, als es damals um die Verteilung der Büros ging. Deshalb hatte er dieses Büro im sechsten Stock erhalten, mit herrlichem Blick über die Stadt, bis weit hinaus zu den Ausläufern des Spessarts. Während er noch gedankenverloren in seinem Schreibtischsessel hin- und herwippte, summte das Telefon.
    Â»Herr Michael Hofmann bittet Sie zum Gespräch, Herr Hauser«, sagte seine Sekretärin. »Wenn es keine wichtigen Gründe gibt, die dagegen sprechen, sollten Sie sofort kommen. Herr Hofmann ist der Lieblingsenkel des Firmengründers.«
    Â»Vielen Dank für diesen Tipp. Ich werde selbstverständlich umgehend erscheinen.«
    Er nahm seine neue Schreibmappe, um den Eindruck eines eifrigen Mitarbeiters zu erwecken, und meldete sich wenig später bei Michael Hofmann. »Sie hatten mich zu sich gebeten.«
    Â»Ja, danke, dass Sie so schnell gekommen sind, Herr Hauser. Ich wünsche Ihnen einen guten Einstieg in unsere Firma. Ich kann Ihnen leider keine Schonzeit gewähren. Es ist viel liegen geblieben in den letzten Wochen. Deshalb müssen wir versuchen, die wichtigsten Projekte sofort anzupacken.«
    Keiner kannte die wichtigsten Marketingprojekte besser als er. Trotzdem ließ er sich von Michael Hofmann die verschiedenen Projekte ganz genau erklären, stellte ab und zu eine Zwischenfrage, um Interesse zu zeigen, und versicherte dem Enkel von Johann Flieger, er werde alles sofort anpacken.
    Â»Scheint ein tüchtiger Mann gewesen zu sein, mein Vorgänger«, sagte er gegen Ende des Gespräches, als er sich sicher war, dass Michael Hofmann nicht ahnte, wen er vor sich hatte.
    Â»Mhmm«, brummte Michael Hofmann, »war okay, brauchte aber manchmal etwas Hilfestellung. Ich hoffe, Sie arbeiten selbstständig, Herr Hauser.«
    Â»Hat er denn nicht gut gearbeitet?«
    Â»Es fehlte ihm manchmal die Initiative, vor allem beim Thema Social Media. Aber lassen wir das. Man soll nicht schlecht über Abwesende sprechen, oder Tote womöglich.«
    Â»Glauben Sie, Herr Drucker ist tot?«, fragte Thomas.
    Â»Wer weiß? Wie sollte er sonst spurlos verschwunden sein? Vielleicht ist es ja auch gut so.«
    Â»Sie meinen, es ist gut, dass er weg ist?«
    Â»Nein, natürlich nicht. Sagen Sie bloß so etwas nicht, Herr Hauser. Aber es gab in letzter Zeit nur Ärger mit Ihrem Vorgänger. Wir hatten das alle reichlich satt.«
    Â»Mhmm, das verstehe ich«, murmelte Thomas. »Ich werde mein Bestes tun, damit die Sache wieder in Ordnung kommt.«
    Michael Hofmann konnte natürlich nicht wissen, was Thomas damit meinte.
    Â»Da wäre ich Ihnen sehr dankbar, Herr Hauser«, sagte er und drückte ihm kräftig die Hand.
    Thomas Drucker ging zurück zu seinem Büro und ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen. So war das also: Sie hatten ihn reichlich satt gehabt, waren froh, dass er verschwunden war, hatten vielleicht selbst dafür gesorgt. Er lehnte sich hinter seinem Schreibtisch zurück und blickte über die Stadt. Nicht mit mir, dachte er. Ihr werdet euch noch wundern, wenn ihr erfahrt, wer euer neuer Marketingleiter ist.
    Â 
    Zwei Wochen später wurde Peter Hauser zu Johann Flieger gerufen. Er freute sich insgeheim, den alten Herrn zu sehen. Gleichzeitig saß ihm die Angst im Nacken, er könne sich durch eine Unvorsichtigkeit verraten.
    Â»Schön, dass Sie da sind«, begrüßte ihn der Seniorchef und erhob sich hinter seinem breiten Schreibtisch. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Ein Mineralwasser oder einen Kaffee vielleicht?«
    Â»Ein Mineralwasser, gern.«
    Â»Frau Liebler, würden Sie Herrn Hauser bitte ein Mineralwasser bringen? Und mir einen Tee«, rief er seiner Sekretärin

Weitere Kostenlose Bücher