Blutstern
bei Flieger-Moden wurde Thomas Drucker vom Personalchef begrüÃt.
»Willkommen, Herr Hauser«, mit diesen Worten streckte er ihm freundlich die Hand entgegen. »Kommen Sie, wir müssen kurz noch einige Formalitäten erledigen, anschlieÃend bringe ich Sie zu Frau Bauer, das ist Ihre Sekretärin. Ãbrigens eine sehr nette Kollegin, die sich hervorragend in der Firma auskennt.«
Thomas Drucker wusste natürlich, dass sich Stefanie Bauer in der Firma auskannte. Er freute sich auf die Begegnung mit seiner ehemaligen Sekretärin, obwohl er gleichzeitig Angst hatte, von ihr womöglich erkannt zu werden.
»Vielen Dank für die freundliche BegrüÃung. Ich bin sehr gespannt auf alles.«
Nachdem er einige Formulare unterschrieben hatte und seine Bankverbindung aufgenommen worden war, wurde für ihn ein Firmenausweis erstellt.
»Prima, Herr Hauser«, freute sich anschlieÃend der Personalchef, als er ihm seinen Firmenausweis mit Lichtbild überreichte. »Jetzt sind Sie ein echter Flieger«, lachte er. »Mit diesem Ausweis kommen Sie rein und raus, können in der Kantine bezahlen, die Schranke beim Firmenparkplatz öffnen und sogar in unserem Fabrikverkauf Rabatt bekommen.«
»Ist ja interessant«, sagte er und verstaute den Firmenausweis in seinem Geldbeutel.
»Wir queren die StraÃe durch unsere eigene Unterführung«, erklärte der Personalchef stolz. »Die Marketingabteilung liegt im Hauptgebäude auf der anderen StraÃenseite, ist jedoch auf diesem Weg einfach zu erreichen.«
Thomas Drucker fragte zum Schein, wo es zur Kantine gehe, erkundigte sich nach den Büros der Inhaber und lieà sich den Lieferanteneingang zeigen. »Alles sehr groÃzügig«, stellte er bewundernd fest.
Sie näherten sich seinem Büro, das wusste er, obwohl er sich wie ein Neuling durch die Gänge führen lieÃ, um ja keinen Verdacht zu erregen. Ob mich Stefanie Bauer wohl erkennen wird?, fragte er sich. Der Gedanke war ihm unheimlich. Er merkte, dass er zu schwitzen begann.
»Wir sind da«, sagte der Personalchef.
Er öffnete die Tür des Vorzimmers, ging auf Stefanie Bauer zu, gab ihr die Hand und verbeugte sich leicht.
»Hallo, Frau Bauer, darf ich Ihnen Herrn Hauser vorstellen? Ich habâ Ihnen von ihm berichtet.«
»Freut mich Sie kennenzulernen, Herr Hauser«, sagte sie und lächelte ihren neuen Chef an. »Kommen Sie, Herr Hauser, ich zeige Ihnen Ihr Büro.«
»Machen Sieâs gut, Herr Hauser«, verabschiedete sich der Personalchef. »Und wenn Sie Fragen haben, ich bin jederzeit für Sie da.«
Stefanie Bauer ging Thomas Drucker in sein Büro voraus. Sie war vollschlank, wirkte fast mütterlich auf Thomas, was ihm in seiner augenblicklichen Situation nicht unangenehm war. Sie hatte sich für den neuen Chef besonders chic gemacht, trug hochhackige Pumps, einen dunkelblauen Rock mit passender Kostümjacke und weiÃer Bluse. Thomas kannte dieses Outfit. Sie hatte es zur letzten Weihnachtsfeier getragen.
»Ich habe versucht, etwas aufzuräumen«, seufzte Stefanie Bauer. »Es ist seltsam, wenn einer so plötzlich verschwindet.«
Thomas Drucker hatte das deutliche Gefühl, dass sie sehr um ihn trauerte. »Ja, das stelle ich mir komisch vor.«
»Die Unterlagen habe ich in den Hängemappen gelassen«, erklärte Stefanie Bauer, angekommen am Schreibtisch. »Herr Drucker hat alles säuberlich einsortiert. Ich nehme an, Sie werden die Unterlagen verwenden können.«
»Ja, natürlich ⦠Ich muss mich in alles erst einarbeiten.« Er zog sämtliche Schubladen auf, sah dass alles an seinem Platz war und lächelte zufrieden. »Danke, Frau Bauer, danke für Ihre Hilfe. Wir werden sicher gut zusammenarbeiten.«
»Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen? Herr Drucker hat vormittags immer gern einen Kaffee getrunken.«
Das weià ich, wollte Thomas sagen, doch im letzten Augenblick biss er sich auf die Zunge. »Ich bin nicht so der Kaffeetrinker«, sagte er stattdessen. »Wenn Sie mir ein Mineralwasser bringen könnten, wäre das sehr nett.«
Thomas hatte immer gern Kaffee getrunken. Aber jetzt war er Peter Hauser und würde seine Gewohnheiten ändern. Mineralwasser war angesagt und die Tür, zwischen dem Vorzimmer und seinem Büro, die sonst stets offen gestanden hatte, würde geschlossen bleiben.
»Wenn Sie
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