Blutstrafe - Thriller
ich.
Im 20. Stock musste ich tiefer in feindliches Gebiet vordringen als jemals zuvor. Meine Dienstmarke erntete mir entlang des Flurs schockierte, nervöse und niederträchtige Blicke. Calvin saß in einem Großraumbüro an ihrem Schreibtisch und tippte wild vor sich hin.
» Weitere Lügen für die Spätausgabe?«, unterbrach ich sie.
Sie wirbelte herum und errötete. » Mike … hey, schön, Sie zu sehen.« Sie setzte ein freundliches Lächeln auf.
» Nein!«, kam ich ihr zuvor. » Kein Wort darüber, wie toll ich aussehe. Sagen Sie mir nur, warum Sie alles daransetzen, dass ich gefeuert werde. Sind Sie etwa sauer, weil ich Ihnen nicht zu Füßen liege?«
Ihr Lächeln erstarb. » Ich will nicht … dass Sie … äh … gefeuert werden«, stotterte sie.
» Es ist mir egal, wenn Sie geheime Quellen verwenden. Das ist eine persönliche Entscheidung. Aber wenn Sie zwischen den Zeilen schreiben, ich wäre die Quelle, wird die Sache zu meiner Sache.«
» Wie können Sie es wagen zu behaupten, ich würde etwas erfinden?«
Das musste ich Calvin lassen – sie wusste, dass Angriff die beste Verteidigung war.
» Dann bestehen Sie also darauf, ich hätte Ihnen von dem Mörder erzählt?«, fuhr ich fort. » Wann genau war das? Haben Sie vielleicht eine Aufnahme oder Aufzeichnungen, um mein Gedächtnis aufzufrischen?«
» Gott, wie eingebildet Sie sind«, putzte sie mich herunter. » Haben Sie jemals überlegt, dass es vielleicht noch andere Quellen auf der Welt gibt außer Ihnen?«
» Wer war es dann? Wer sonst hätte Ihnen sagen können, dass es nur einen einzigen Mörder gibt, einen, der sein Äußeres verändert, um unerkannt zu bleiben, und diesen ganzen Scheiß?«
Plötzlich blickte sie mich unsicher an. » Hören Sie, ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber reden kann«, antwortete sie, während sie aufstand. » Das muss ich mit meinem Chef …«
Ich legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie sanft, aber bestimmt auf ihren Stuhl zurück. » Ich versuche einen Mörder zu finden«, erinnerte ich sie. » Es ist also besser, Sie erzählen mir, was Sie wissen. Alles. Und zwar sofort.«
Calvin biss sich auf die Lippen und schloss die Augen. » Er war es.«
» Er? Was soll das denn heißen?« Ich beugte mich zu ihr hinab und umfasste die Armlehnen ihres Stuhls. » Legen Sie los, Cathy. Mein Geduldsfaden ist in den letzten Tagen ziemlich dünn geworden.«
Sie war erschüttert, wie ich mit wütender Zufriedenheit feststellte.
» Der Mörder«, flüsterte sie.
Ungläubig starrte ich sie an. Ich hatte das Gefühl, einen Schlag ins Gesicht bekommen zu haben.
» Er hat mir gestern Nachmittag eine E-Mail geschickt«, erklärte Calvin. » Er wollte die Dinge geraderücken, hat er geschrieben, damit es keine Missverständnisse gibt. Ich dachte, er wäre nur ein Spinner, aber dann hat er angefangen, alles zu beschreiben. Was, wann, wo und sogar warum.«
Ich hielt meine Wut im Zaum, um ihren Informationsfluss nicht zu stoppen.
» Sagen Sie mir das Warum«, verlangte ich. Das Was, Wann und Wo wusste ich ja bereits.
» Er hat das Mädchen vor den Zug geschubst und den Ralph-Lauren-Verkäufer und den Oberkellner im 21 Club getötet, weil er – ich zitiere – › unterwegs ist, um diesen gottverdammten Arschlöchern Manieren beizubringen‹ –, Zitat Ende. Er hat auch geschrieben, anständige Leute müssten sich keine Sorgen machen, aber für Arschlöcher seien die Tage gezählt.«
» Meine Güte, für wen haltet ihr euch, dass ihr solche Informationen der Polizei vorenthaltet? So dumm könnt ihr doch gar nicht sein.«
» Beruhigen Sie sich, Mike. Die Redakteure sitzen schon den ganzen Tag zusammen, um zu entscheiden, ob sie euch die Mail weiterleiten sollen. Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass sie alle Infos herausrücken wollen.« Sie zog ein Blatt Papier aus ihrem Schreibtisch und hielt es mir hin. » Das hier sind seine › Leitlinien‹, wie er sie nennt. Er will, dass wir sie veröffentlichen.«
Ich riss ihr das Blatt aus der Hand.
41
Das Problem
Einige sagen, das heutige Problem sei der Materialismus. Dem widerspreche ich. Die Dinge an sich haben nichts Falsches. Nichts ist falsch daran, Geld zu haben oder schön zu sein oder Schönheit zu bewundern.
Falsch aber ist es, mit seinem Eigentum, seinem Reichtum, seiner Schönheit zu prahlen.
Dies ist die Krankheit.
Ich liebe unsere Gesellschaft, unser Land. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte hat sich eine Nation so sehr der
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