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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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später war er beinahe eingeschlummert, als er etwas hörte – ein schwaches Knarren. Sein Niesen unterdrückend, zog er vorsichtig den Samtvorhang des Beichtstuhls zur Seite.
    Das Geräusch kam vom Vordereingang am anderen Ende des Mittelgangs! Die Tür öffnete sich langsam. Seamus’ Herz raste, als jemand eintrat, der im schwachen Licht der Opferkerzen nicht zu erkennen war. Gebannt beobachtete er, wie der Dieb neben der letzten Reihe stehen blieb, seinen Arm zur Almosenbüchse hob und etwas herausholte.
    Es war eine Art Umschlag, den er herauszog. So hatte dieser Dieb es also angestellt, dachte Seamus, während der Kerl Münzen und ein paar Scheine aus dem Umschlag in seine Hand gleiten ließ. Genial, die Idee mit dem doppelten Boden. Für einen Almosenbüchsenräuber ein Meisterstück.
    Trotzdem ließ sich der Dieb auf frischer Tat ertappen, dachte Seamus, während er leise seine Schuhe auszog. Der Täter musste dingfest gemacht werden.
    Auf Socken schlich er ins Seitenschiff hinaus und hinter den Dieb. Er war nur noch drei Meter entfernt, als er ein lästiges Kitzeln in seiner Nase spürte. Es kam so schnell und heftig, dass er es nicht zurückhalten konnte.
    Der Nieser klang in der Totenstille der Kirche wie ein Schuss. Erschrocken wirbelte der Dieb herum, bevor er zur Tür stürzte. Seamus konnte noch zwei Schritte vorwärtsspringen, dann rutschte er auf seinen Socken aus und fiel mit ausgestreckten Armen nach vorn.
    » Jetzt hab ich dich«, rief er und umklammerte den Dieb an der Hüfte.
    Münzen klimperten über den Marmorboden, während die beiden miteinander kämpften. Plötzlich gab der Täter jeden Widerstand auf und begann … zu weinen?
    Seamus hielt ihn am Hemd fest, zerrte ihn zur Wand und schaltete das Licht ein.
    Ungläubig betrachtete er sich seinen Gefangenen. Es war ein Kind. Aber nicht irgendeins.
    Der Dieb war Eddie, Mikes neun Jahre alter Sohn.
    » Bei aller Liebe, Eddie, wie konntest du?«, fragte Seamus mit gebrochenem Herzen. » Mit diesem Geld werden Lebensmittel für die Tafel gekauft, für arme Menschen, die nichts haben. Aber du – du wohnst in einer hübschen Wohnung mit allem, was du dir wünschst, und du bekommst ein Taschengeld. Sag mir nicht, du bist noch nicht alt genug, um zu wissen, dass man nicht stiehlt.«
    » Ich weiß.« Eddie blickte zu Boden und wischte sich die Tränen aus den Augen. » Ich kann aber nichts dagegen machen. Vielleicht waren meine echten Eltern Verbrecher. Ich glaube, ich habe schlechtes Blut. Räuberblut.«
    Seamus schnaubte wütend. » Räuberblut? So ein Quatsch.« Er packte den Jungen am Ohr und zog ihn zur Tür. » Die arme Mary Catherine ist sicher krank vor Sorge um dich. Du solltest doch zu Hause sein. Du wirst einen grün und blau geschlagenen Räuberhintern haben, sobald dein Vater von dieser Sache erfährt.«

76
    In der Wohnung der Blanchettes auf der Fifth Avenue war die Party in vollem Gange. Tanzmusik dröhnte mir entgegen, als ich den Fahrstuhl verließ. Im holzvertäfelten Foyer erblindete ich beinahe im Blitzlichtgewitter der Fotografen, die aalglatte Cheftypen mit ihren exotisch aussehenden Frauen für das Who Is Who knipsten.
    Das Leben eines Polizisten in dieser Stadt war einfach unglaublich. In zehn Minuten vom Fegefeuer in Hell’s Kitchen zum Fegefeuer der Eitelkeiten!
    Der Butler hatte verkündet, Mr. und Mrs. Blanchette könnten wegen eines familiären Notfalls nicht anwesend sein, wünschten aber den Gästen dennoch viel Vergnügen. Sie nahmen ihn beim Wort. Schillernd und knapp bekleidete Angehörige der oberen Zehntausend schoben und drängten sich durch den nur von blitzenden Scheinwerfern beleuchteten Partyraum.
    Mir begegneten eine lebende Statue, ein Transvestit, der Bettie Page verkörperte, eine Frau im Las-Vegas-Showgirl-Kostüm und ein Typ, der, als Vogel verkleidet, an mir vorbeiflatterte. Gehörte er zu der bedrohten Spezies, die man hier zu retten versuchte? Nein, diese Veranstaltung diente einem anderen Wohltätigkeitszweck, doch welchem, vermochte ich nicht mehr zu sagen.
    » Zu welchem Dermatologen gehst du denn?«, rief jemand neben mir in der Menge. » Diese weißen Trüffel sind so komplex und doch so einfach«, sinnierte jemand anderes.
    Ich drehte mich um, als mir jemand auf die Schulter klopfte. Es war ein Mann mittleren Alters in schwarzem Anzug und mit Spuren eines verdächtigen weißen Puders unter der Nase.
    » Hey, ich habe Sie seit der Eröffnung nicht mehr gesehen«, sagte er. » Wie war

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