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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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strikt untersagt hatte. Ein zaghaftes „Dad?“ floss ihm von den Lippen.
    Jayden nickte fast unmerklich und Noah fuhr aus der Haut. „Wo ist er? Was ist mit ihm?“
    Sein Partner fasste nach seinen Händen, die Noah zu Fäusten geballt hatte. Er bemerkte kaum, wie er die Fingernägel ins Fleisch bohrte, als versuchte er, einen Schmerz zu erzeugen, der den kommenden übertünchen sollte. Er ahnte, was folgen würde. Er hatte es den ganzen Tag über gewusst, von dem unglückseligen Moment im Flughafenterminal an.
    „Es tut mir so leid, Darling. Euer Dad ist tot.“
    Noah zitterte. Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Nur Jaydens unerbittliche Umklammerung hielt ihn ab, aufzuspringen und wie ein wildes Tier durch das Zimmer zu rasen, wahllos zu zertrümmern, was ihm in die Quere käme, bis zum Zusammenbruch. Der folgte schneller als Noah die Tragweite begriff. Sein Dad war tot. Sein Freund und Mentor, den er geliebt und verehrt hatte. Das durfte nicht sein. Das konnte nicht sein. Und doch erkannte er, dass das Schreckliche Einzug in sein Leben gehalten hatte. Irgendwann brachte er die Worte hervor:
    „Was ist passiert?“
    Er wollte nicht glauben, was Jayden ihm unter dem gestrengen Mantel der Geheimhaltung erzählte. Dad und Waffenschieberei. Ausgeschlossen! In den frühen Morgenstunden verdüsterte sich Noahs Universum weiter. Er traf Catalina nicht in der Villa an, der Schlüssel passte nicht mehr, und als er in der Klinik ankam, teilte man ihm mit, dass Nevaeh noch vor dem Morgengrauen auf ihren Wunsch entlassen worden sei.

Ranua, Finnland
    E s war das Heim ihrer Großmutter im finnischen Ranua, das Nevaeh neben einem gut gepolsterten Bankkonto bereits als Kleinkind geerbt hatte. Ein bescheidenes Blockbohlenhaus auf einem riesigen Grundstück, das sie von einem Verwalter pflegen und als Ferienimmobilie vermieten ließ. Die Einnahmen aus dem Erbe ihrer Mutter hatte sie bislang nie angetastet und auch Finnland niemals als Erwachsene bereist. An die Besuche mit Noah und ihrer Mom bei Grandma erinnerte sie sich nicht, und wenn sie es versuchte, taten sich dunkle Abgründe auf, die ihr mulmige Gefühle bereiteten, ohne dass sie diese genauer zu definieren vermochte. Sie vermutete, dass es die schummrige, nach Vergänglichkeit und Melancholie riechende Atmosphäre sein musste, die vielen Häusern oder Wohnungen betagter Leute zu eigen war und bei Kindern Unbehagen hervorrief. Irgendwann hatte sie beschlossen, ihre Gabe samt ihrer Kindheit in eine verschlossene Schublade zu stecken und sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen. Trotz der düsteren Erinnerung glaubte sie, dass Ranua der richtige Ort war, um sich zurückzuziehen. Um Abstand zu gewinnen, wenngleich ein Hauch der grauen Vorzeit sie streifen würde.
    Überraschung befiel sie, als sie das Anwesen erreichte. Sie hatte sich das Wohnhaus aus den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ganz anders vorgestellt. Royalblau gestrichen, mit roten Sprossenfenstern, präsentierte sich das Häuschen mit einem erstaunlich guten ersten Eindruck. Unter Bergen von Schnee duckte sich das andert-halbgeschossige Holzgebäude, als wollte es eins mit der Umgebung werden, vermittelte ein einladendes und anheimelndes Flair. Rauchschwaden stiegen aus dem Schornstein auf, die Fahrzeugbelüftung trug den Geruch nach verbranntem Holz ins Innere. Nevaeh stellte den Motor des Leihwagens ab. Der Bordcomputer hatte eine Außentemperaturvon fast minus zwanzig Grad Celsius angezeigt. Als sonnenverwöhnte Kalifornierin ein Gräuel, allein der Gedanke, aus dem Wagen steigen zu müssen. Ihre ehemalige Nanny schlief auf dem Beifahrersitz. Ihr Kopf war gegen die Scheibe gesunken, sie schnarchte leise. Nevaeh beugte sich nach hinten und zog die Thermojacken hervor. „Catalina“, raunte sie, „aufwachen.“
    Die alte Lady schlug die Augen auf. Für eine Sekunde zeigte sich ihr Blick verschwommen, dann war sie voll da. „Already there?“
    „Ja.“ Nevaeh schmunzelte. Sie war es gewöhnt, dass die Inkafrau ständig die Sprache wechselte. Mal redete sie Englisch, ein andermal Spanisch, manchmal im Dialekt ihres Stammes. Hin und wieder brabbelte sie einige Brocken Finnisch und sogar Deutsch, das sie beides von Mom gelernt hatte.
    „Startklar?“ Nevaeh beobachtete Catalina, wie sie den dicken Wollschal mehrfach um den Hals wickelte, bis er schließlich das halbe Gesicht verbarg und sie aussehen ließ wie eine dieser kostümierten Figuren aus Disneyland, die Süßigkeiten an Kinder

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