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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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nicht in Gefahr zu bringen wegen ihrer verfluchten Gabe, die sie nicht zu kontrollieren imstande war. Die sie seit Jahren verdrängte und eisern im Zaum hielt.
    Bisher verspürte sie jedoch kaum Erleichterung, im Gegenteil – sie zermarterte sich nur das Gehirn mit zusätzlichen Gedanken und hatte zudem einen deprimierenden Blick in die Vergangenheit geworfen. Der Drang, herauszufinden, was geschehen, was ihrem Vater wirklich zugestoßen war, saß wie ein Stachel in ihrem Fleisch. Und nicht nur das. Da waren immerhin geschlagene drei Tage, an die sie sich nicht erinnerte. Sie hatte sich selbst die Hände gebunden, diesmal sollte sie gründlicher nachdenken, ehe sie handelte und die nächsten Schritte unternahm. Wenn sie das alles doch bloß nicht allein bewältigen müsste …
    Wie häufig hatte sie darüber nachgedacht, warum sie sich keinen festen Partner suchte. Sie wollte es nicht, liebte ihre Freiheit – und wenn ihr tausendmal bewusst war, dass sie sich mit dieser Begründung etwas vormachte. Jetzt sehnte sie sich nach jemandem, mit dem sie ihre Trauer und Verzweiflung hätte teilen können. Eine Schulter zum Anlehnen. Ein Partner, der ihr Freund und Kumpel war. Jemanden, der sie festhielt und ihr den Rücken streichelte. Das Bild des gebräunten Athleten aus der Wüste schob sich in ihre Gedanken. Ein Mann wie er, stark, unerschütterlich, ein Fels in der Brandung. An seiner Brust hätte sie sich ausweinen können, Linderung für ihren Seelenschmerz und ihre Verwirrung finden können. Der verrückte Gedanke, auf der Stelle zurückzufliegen und diesen Mann zu suchen durchzuckte sie und im gleichen Augenblick schalt sie sich eine gottverdammte Närrin. Und doch: So seltsam es anmutete, er fehlte ihr. Lachhaft!
    Nevaeh fröstelte, obwohl sich unter ihrem Federbett mollige Wärme staute. Zwar hatte die Raumtemperatur in der Nacht deutlich nachgelassen, aber die Ursache für ihr Frieren lag tief in ihrer Seele. Ohnmächtige Verzweiflung über ihre Handlungsunfähigkeit zerfraß ihr Innerstes. Andererseits tobte der Kampfgeist dagegen an.
    Entschlossen schlug sie die Bettdecke zurück und betrachtete ihren nackten Körper. Bis auf die blauen Flecken an den Armen fand sie keinerlei Blessuren. Sie begutachtete die Einstichstellen. Ja doch, sie hatte im Krankenhaus Infusionen erhalten. Meine Güte, welcher Arzt oder Pfleger arbeitete dermaßen schlampig … Sie schüttelte den Kopf. Das kannte sie nicht aus dem UCLA, und sie war mehrfach zur Behandlung dort gewesen, erst vor einem halben Jahr bei ihrer Blinddarm-OP.
    Das Nichtwissen um die Geschehnisse zwischen dem Überfallkommando des chilenischen Militärs und ihrem Flug nach L. A. nagte an ihr. Verflucht, sie wollte die Wahrheit wissen. Was mit ihr passiert war. Garantiert hatten sie keine Außerirdischen entführt und sie nach Abschluss ihrer medizinischen Untersuchungen wieder auf freien Fuß gesetzt. Genau so etwas schienen der Coronel und seine Leute jedoch getan zu haben. Eventuell Dritte, zu denen Varela sie verschleppt hatte. Es musste einen verdammten Grund geben, jemanden, der ein Interesse daran hatte. Die Ungereimtheiten türmten sich wie der Schnee in der Landschaft. Nichts als Grau und Weiß offenbarte sich beim Blick aus dem Fenster.
    Die Farblosigkeit trübte ihre Stimmung weiter, sofern das überhaupt möglich war.

Los Angeles, Kalifornien
    N oah verschränkte die Hände in Jaydens Nacken und zog ihn an sich. Sein Partner, groß und schlank, drahtig, mit seinem immerwährenden erogenen Duft, holzig bis erdig, balsamisch-warm, eine sinnliche Verführung, rieb seinen Dreitagebart an Noahs Wange.
    „Es tut mir leid, dass ich bislang keine Neuigkeiten in Erfahrung gebracht habe.“ Jayden streichelte seinen Rücken. „Weißt du schon, was du unternehmen wirst?“
    Noah gab ein unverständliches Brummen von sich. Er war alles andere als sicher. Zum einen hatte er überlegt, ob er mit einem Schlüsseldienst am Haus von Dad und Nevaeh anrücken sollte, dann mit dem Gedanken gespielt, Jayden um Hilfe zu bitten – und sei es mit einem Kontakt zu dubiosen Personen, die fähig waren, ein Schloss zu knacken. Schließlich erwog er, ein Fenster einzuschlagen und im Nachhinein die Cops oder einen Glaser zu rufen. Alle Überlegungen muteten lächerlich an. Es war nichts im privaten Reich seines Vaters und seiner Schwester zu erreichen. Kleidung für Nevaeh zu holen hatte sich erledigt. Unwahrscheinlich, dass er etwas finden würde, das die Situation

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