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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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starrem Blick.
    Im Augenwinkel sah er, wie Crichton seine Handschuhe abstreifte. Er stand auf und legte ihm die Rechte auf die Schulter. Es gab Joshua einen Stich – er hätte dem verstaubten Faktotum keine derartige Herzenswärme zugetraut und es tat ihm leid, so gedacht zu haben. Doch so liebevoll die Geste gemeint sein musste, sie brachte sie nicht weiter.
    „Fünfzig Minuten“, dröhnte es aus dem Lautsprecher. „Die Zeit läuft.“
    „Fuck!“ Dieses Mal brüllte Joshua aus Leibeskräften. Im selben Augenblick flog die Bürotür auf.
    „Was geht hier vor?“ Spops Stimme dröhnte nicht weniger durch den Raum als Varelas hohnerfülltes Organ.
    Joshuas Erregung und Zorn wichen eisiger Beherrschung. Er erhob sich von dem Stuhl und begegnete Spops in der Mitte des Raumes. Nur wenige Inches voneinander entfernt blieben sie stehen und Joshua streckte dem Zweimetermann energisch das Kinn entgegen, obwohl er einen halben Kopf kleiner war.
    „Sie“, brachte er mit einem Keuchen hervor, „werden auf der Stelle dafür sorgen, dass mein Sohn aus der Gefahrenzone kommt. Da oben ist die Hölle los, während Sie Ihre Eier schaukeln.“ Sein Tonfall war in den Soldatenjargon verfallen und auch die Schärfe seiner Stimme, mit der er als Lieutenant den Rotärschen jahrelang Drill beigebracht hatte. Da Elia ihn verständnislos anstarrte, hob er die Fäuste und hieb sie seinem Gegenüber vor die Brust. „Sehen Sie sich das an auf den Monitoren und bewegen Ihren Arsch.“

     
    Elia gab sich lässig, verbarg seine Unruhe, die ihn beherrschte seit dem Grollen, das er im Tunnel vernommen hatte. Es gelang nur für einen Wimpernschlag, da trafen ihn Morrisons Fäuste auf der Brust. Er wich keinen Inch zurück, schwankte nicht einmal. Nur seine Fassung geriet ein Quäntchen weit aus dem Gleichgewicht.
    Der Wissenschaftler flog drei Yards durch den Raum und prallte gegen die Bücherwand. Elias Sensorium hatte unwillkürlich einen Schutzschild um seinen Körper errichtet, der Joshua einen Stromschlag verpasst hatte.
    Elia fletschte die Zähne und packte Joshua am Kragen. Er wusste, dass seine Eckzähne hervorstachen und der Anblick Angst schürte, daher überraschte es ihn, dass Morrison aufbegehrte und sich zur Wehr setzte. Er ließ ihn los.
    „Noch mal. Was spielt sich hier ab?“
    „Also doch. Ich habe es gewusst, Spops. Sie sind kein Mensch!“ Joshua hob erneut die Fäuste. „Setzen Sie Ihre verdammten Kräfte, was immer es ist, endlich ein und helfen meinem Sohn! Bei Gott, ich schwöre – sonst bringe ich Sie um!“
    Elia hatte keine Angst vor Morrisons Gebärde und vor seiner Drohung schon gar nicht. Der Mann war stark, doch längst nicht genug. Im Normalfall hätte sein Auftritt Elia ein Lächeln entlockt, doch irgendetwas verhinderte, dass er auch nur einen Funken Amüsement empfand. Was ihn viel mehr verblüffte, war die Erkenntnis, dass die Schrecksekunde seines Gegenübers ohne Zweifel überwunden war. Morrison hatte keine Angst vor ihm. Die Panik um seinen Sohn würde ihn selbst dem Tod demonstrativ gegenübertreten lassen – ungeachtet jeglicher Chancenverteilung. Elias gesamte mentale Kraft, seine Aura, seine übersinnlichen Fähigkeiten – all das prallte an Joshua ab. Diesmal war es an ihm, ein Taumeln zu verhindern.
    Es erschütterte ihn, dass er, Elasippos, dem Menschen seit Jahrtausenden zu Füßen krochen, einem einfachen Mann gegenüberstand, der ihm furchtlos die Stirn bot.
    „Was sind Sie für ein Waschlappen?“, brüllte Joshua. „Haben Sie keinen Mumm in den Knochen? Ich befehle Ihnen, tun Sie was!“
    Diese vermaledeite Bande von Sturköpfen. Ungewollt prustete Elia los, obgleich ihm bewusst war, dass es der Situation unangemessen war. Aber Joshua sah aus wie ein wütender Stier. Es fehlte nur, dass er mit den Hufen scharrte und ihm Hörner auf dem rot angelaufenen Kopf wuchsen, den er angriffslustig nach vorn streckte. Unddann wollte er ihm auch noch Befehle erteilen. Morrison erinnerte ihn für einen Augenblick an das Aufbrüllen des Motors, als er Nevaeh im Hof des Paso Los Toros gegenübergestanden hatte.
    „Schon gut, Morrison. Beruhigt Euch.“ Elia trat hinter seinen Schreibtisch. Sofort erfasste er die Lage und wollte seinen sechsten Sinn einschalten, da legte Crichton ihm seine Hand auf den Arm.
    „Wartet, Herr.“
    Elia betrachtete Crichton mit einem fragenden Blick. Sie waren so lange zusammen, dass ihre Kommunikation in weiten Bereichen wortlos stattfand, ganz ohne Gedankenlesen

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