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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Liste der Expeditionsteilnehmer erhalte?“
    Nancys Augen verdunkelten sich. Wie beiläufig glitten ihre gepflegten Finger über die Akte auf dem Tisch und veranstalteten einen kurzen Trommelwirbel mit ihren rot lackierten Nägeln. „Ich fürchte, aus Datenschutzgründen wird sich das leider nicht einrichten lassen, Mr. Morrison.“ Sie erhob sich. „Ich werde den Vorsitzenden des Aufsichtsrates anrufen und abklären, ob wir in diesem Fall eine Ausnahme machen dürfen.“ Nancy verließ den Raum.
    Den Wink mit dem Zaunpfahl hatte er nur zu gut verstanden. Er klappte den Aktendeckel auf, fischte das oberste lose Blatt heraus und steckte es zusammengefaltet in die Innentasche seines Jacketts. Kaum hatte er die Beine wieder übereinandergeschlagen, kehrte Nancy zurück. Bereits ihrer Miene entnahm er, dass sie eine ablehnende Antwort geben würde. Sie hielt das Telefon noch in der Hand.
    „Schon gut, Ms. Scott. Ich danke Ihnen für die Zeit und Mühe.“ Noah deutete eine Verbeugung an. „Informieren Sie mich, sobald Sie etwas hören?“ Er reichte ihr eine Visitenkarte.
    Nancy erschrak, als sie sie entgegennahm und gleichzeitig das Handy läutete. Sie blickte auf das Display. „Natürlich, Mr. Morrison. Und Sie halten mich ebenfalls auf dem Laufenden?“ Es klingelte zum dritten Mal. Die Institutsleiterin verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Entschuldigen Sie mich, es ist privat.“ Sie wandte sich ab und hob den Arm, um ihn zu verabschieden.
    Während er hinausging, meldete sie sich mit leiser Stimme. „Ja, Vater?“

Atacamawuste, Chile
    „A ufwachen!“
    Eine Stiefelspitze traf Joshua in die Rippen und der Schmerz explodierte im Fieberrausch. Er ächzte und wälzte sich auf den Rücken.
    „¡Arrea! Beeilung!“
    Mühsam richtete er den Oberkörper von dem Steinfußboden auf und sogleich packten zwei Männer ihn an den Armen und rissen ihn in die Höhe. Sie zerrten ihn Gänge entlang, stießen ihn in einen Raum. Die Tür krachte dumpf ins Schloss und der Befehl „Ausziehen und waschen“ dröhnte ihm hinterher.
    Joshua stolperte ein paar Schritte voran. Seine steifen Glieder schmerzten, er fühlte sich müde und ausgelaugt. Nachdem er jegliches Zeitgefühl verloren hatte, wusste er nicht, wie viele Stunden vergangen sein mochten, seitdem man ihn hergebracht hatte. In ein Loch von Behausung, von etwas Besserem konnte man nicht sprechen. Er schleppte sich zu einem Holzschemel und sank nieder. Joshua rang mit Luftnot. Nur allmählich dämmerte ihm, dass er sich in einem Waschraum befand. Eine einzelne Glühbirne beleuchtete kahles Mauerwerk aus modrigem Stein. Putz bröckelte von der Decke. Es roch nach abgestandenem Wasser, ganz fein durchzogen vom groben Duft nach Kernseife. Er zuckte unter den Maschinengewehrsalven zusammen, die als Erinnerungsfetzen durch seinen Kopf peitschten. Gott, die Schießerei, seine Kollegen. Nevaeh! Der Gedanke, dass seine Tochter irgendwo dort draußen in Gefahr schwebte, brachte ihn um den Verstand. Eine Woge Schwindel erfasste ihn, sein Denken waberte im Nebel des Fiebers umher. Er fand zu keinen klaren Bildern.
    Joshua hob den Blick, musterte verschwommen seine Umgebung. Ihm gegenüber stachen Brauseköpfe an verrosteten Rohren aus der Wand hervor. Obwohl es heiß und stickig war, überfuhren ihn kalte Wellen, wo der Schweiß auf der Haut trocknete. Er richtete sich auf, der Hocker kippte zur Seite und Joshua stützte sich auf einer glitschigen Platte in seinem Rücken ab. Beim Umdrehen erkannte er mehrere Waschbecken, die rostigen Wasserhähne tropften allesamt. Der faulige Geruch war hier am intensivsten und ließ ihn würgen. Als würden Ratten in den Abflüssen verwesen.
    Ihn schauderte bei der Vorstellung, mit dieser Brühe zu duschen. Immerhin wohl angenehmer als der Gestank, der von ihm ausgehen musste. Langsam schälte er sich aus seiner Dreiviertelhose und den Überresten des Hemdes, das in Fetzen um seinen Oberkörper hing. Sie hatten ihn herumgestoßen und an ihm gezerrt, und dieser hochgewachsene Sadist hatte ihn mehrfach mit seinem T-Shirt geschlagen. Er hatte es in einer Schüssel mit Wasser getränkt und einen Knoten hineingebunden. Aber Joshua hatte geschwiegen. Sollten sie ihn quälen, ihm gar die angedrohte echte Folter antun, lieber würde er sterben, als den Grabungsort preiszugeben.
    Jemand riss die Tür auf. „¡Arrea!“, dröhnte erneut der scharfe Befehl in seinen Ohren, ein Bündel klatschte vor seine Brust. Es fiel auf den

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