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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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sterben. Sie … sie lag blutüberströmt im Bett und ich … ich …“
    „Das war eine Vision. Du hattest sie, seit dieser Nachbarsjunge in Finnland ständig seinen Hund auf dich und seinem kleinen Bruder hetzte. Dein Vater und deine Großmutter Pinja dachten zuerst an Albträume. Doch dann wurde ihnen klar, dass du das Los deiner Urgroßmutter trägst und eine Dream Shaperin bist.“
    „Woher weißt du das alles?“
    „Zum Teil aus meinen damaligen Beobachtungen, zum Teil von deiner Granny.“
    „In meinem ersten Traum sah ich Jannik sterben und kurz darauf lief er auf das Eis.“
    „Jason hat ihn mit dem Hund auf den See getrieben. Du kannst dich nicht dafür verantwortlich machen.“
    „Aber als ich von Mom träumte, wurde auch dieses Grauen real. Ich schwor mir damals, nie wieder zu träumen. Es gelang mir bis zu Beginn meines Studiums.“ Nevaeh schluchzte. „Bitte sag mir, was mit Mom passiert ist.“ Hämmernder Schmerz klopfte in ihren Schläfen.
    „Nancy war es.“
    Nevaeh krümmte sich zusammen wie von einem Fausthieb in den Magen getroffen. Sofort stand Preston neben ihr und legte ihr die Hand auf den Arm, doch er zuckte zurück. Ihre Membran schien zu glühen, sie war nichtmehr silbrig, sondern dunkelrot.
    „Nancy hat den Tod ihrer Mutter nicht verwunden. Die Folter, die Kari ihr antat. Sie hatte heimlich beobachtet, was ich mit Kari gemacht hatte – dass ich ihr Blut getrunken und ihr von meinem eingeflößt hatte. Sie hat sich ausgemalt, dass es die Ursache der Verwandlung ihrer Mom war. Es war zu viel für ihren Verstand. Sie war damals erst fünf.“
    Nevaeh sah die schrecklichen Bilder der Todesnacht, ihr Atem wurde immer schneller und Schweiß drang aus allen Poren.
    „Nancy ist durchgedreht. Nachdem Kari tot war, reiste ich mit ihr nach Finnland und kam für einige Zeit mit ihr bei deiner Großmutter unter. Eine weise Frau, die Schwester meiner Schwiegermutter. Ich erhoffte mir ihre Hilfe, da sie wie viele Finnen über Wissen verfügte, das jenseits von sonstigem menschlichem Wissen liegt. Ärzte hatten es nicht geschafft, Nancy zu helfen.“
    Nevaeh schluckte hart.
    „Doch auch Pinja konnte den Wahnsinn nicht verhindern. Deine Familie kam zu Weihnachten zu Besuch. In der Silvesternacht, deine Mom hatte sich wegen Kopfschmerzen schlafen gelegt, während die anderen Erwachsenen noch mit einigen Gästen zusammensaßen, schlich Nancy in das Schlafzimmer deiner Eltern.“
    Nevaeh krümmte sich erneut zusammen. Sie sah das viele Blut aus ihrem Traum.
    „Nancy muss mit dem ersten Stich tödlich getroffen haben. Niemand hörte einen Ton.“
    Der Schwindel drohte, Nevaeh zu verschlingen. Moms Gesicht, ihre Hände. Sie spürte, wie sie zart über ihre Wangen strichen. Gott, sie vermisste sie so sehr, nicht weniger als vor einem Vierteljahrhundert.
    „Nancy stach mit einer Schere auf deine Mutter ein. Und dann trank sie ihr Blut, wie sie es bei mir gesehen hatte. Irgendwann später habe ich in Nancys Aura den Grund gelesen. Sie war krankhaft eifersüchtig, dass du so eine liebe Mutter hattest. Sie wollte, dass deine Mom genauso wird wie ihre und dachte, wenn sie ihr Blut …“
    Prestons Handy klingelte, doch die Worte hafteten nicht in ihrem Kopf, in dem nur ein nicht enden wollender Schrei tobte. Gott, wie konnte es sein, dass ein kleines Mädchen so etwas tat? Mommy hatte auch Nancy geliebt und es ihr auch gezeigt. Ihre Tränen brannten innerlich wie äußerlich. Wie konnte es einen Gott geben, der so etwas zuließ? Eine Faust schien ihr Herz zu zerquetschen.
    „Nancy, was … Geht es dir gut? Ist dir etwas zugestoßen? Bist du wirklich okay? Ich bin zu Hause. Und du? Ich kann dir den Chauffeur zum Flughafen schicken. Nevaeh ist bei mir, ich will sie nicht allein lassen. Ich liebe dich, Nancy.“

     
    Endlich dachte und fühlte Noah wieder mit der Nüchternheit des Logikers, dessen Kombinationsgabe wieder zurückkam. Er versuchte nicht länger, sein aus den Fugen geratenes Weltbild zu kitten, sondern schluckte die Tatsachen und suchte Zusammenhänge. Er hatte das undefinierbare Gefühl, dass Spops seine Gedanken las. Seine Blicke schienen tausend Fragen zu stellen und Noahs Kopf fühlte sich an, als würde ein lauer Wind von innen seine Gehirnschale umstreichen. Spops intensive Blicke brannten schlimmer als der Sonnenbrand. Als Noah darüber grübelte, ob der Mann übersinnliche Kräfte hatte, vernahm er ein kaum merkliches Nicken und ein Zucken um Spops Mundwinkel. Seither strengte er

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