Blutsvermächtnis (German Edition)
Bestien. Einen Weiteren wie mich gibt es nicht.“
Hätte Nevaeh das Gespräch zwischen Granny und Dad nicht zumindest auszugsweise Wort für Wort im Kopf und wüsste nicht aus Erfahrung, dass es Übersinnliches gab, hätte sie sich reif für die Klapsmühle erklärt.
„Ich habe nicht wiedergutzumachende Fehler begangen, Nevaeh.“
„Jeder macht Fehler. Man kann sich ändern.“
„Ich wollte doch nur nicht ständig allein bleiben. Eine Partnerin an meiner Seite haben, die die Ewigkeit mit mirteilt.“
„Deshalb hast du deine Frau zu deinesgleichen gemacht?“
„Ja.“
„Aber du wusstest doch, was passiert …“
„Ich hoffte, dass die Liebe stärker ist und den Kampf gewinnt. Aber wir haben verloren und dann blieb mir nichts mehr, als zu versuchen, Nancy zu retten.“
„Was ist mit ihr? Ist sie auch eine Vampirin?“
„Nein. Sie ist ein normaler Mensch, wie ihre Mutter es war, bevor ich … Vampirinnen können keine Kinder gebären. Kinder, die ich mit einer menschlichen Frau zeuge, erben nur die menschlichen Gene. Nancy ist mein einziges Kind.“
Nevaeh brannten tausend Fragen auf der Zunge, doch Fields brach über dem Tisch zusammen. Sein Oberkörper sackte auf die Holzplatte, seine Schultern zuckten von unterdrückten Schluchzern geschüttelt. Spontan sprang sie auf und lief um den Tisch. Sie legte ihm die Hand auf den Rücken.
„Wie heißt du eigentlich?“
„Preston Fillpu“, nuschelte er. „Nancy und ich änderten unseren Nachnamen in Fields, bevor wir nach Amerika kamen. Als ich ihr im Erwachsenenalter die Wahrheit über das Verschwinden ihrer Mommy beichtete, änderte sie ihren Namen noch mal. Sie wollte nicht mehr heißen wie ich.“
Nevaeh schluckte. Ihre Annahme war also richtig, dass sie im Traum in Prestons Haut geschlüpft war und einen Blick in die Vergangenheit geworfen hatte. Oh Gott, dann hatte Nancy tatsächlich die Qualen durchgemacht, die ihre Mutter ihr angetan hatte.
„Du sagtest, du wolltest Nancy retten. Was hat das mit mir zu tun?“
Preston sah sie an, und sein Blick spiegelte unendliche Traurigkeit. „Es war ein Fehler, Nevaeh, und es tut mir leid.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ich war seit vielen Jahren auf der Suche nach meinem Vater, als ich in Griechenland von der Legende der Dream Shaper hörte. Man nennt sie dort.“
Nevaeh schnappte nach Luft. Der Traum, das Gespräch mit Poseidon eroberte mit voller Wucht ihre Gedanken, doch Prestons Worte schoben sich dazwischen.
„Ich fand in der Tat einige Frauen in verschiedenen Ländern, die der Legende zu entsprechen schienen, doch sie waren zu schwach.“
„Inwiefern?“
„Sie beherrschten die ihnen nachgesagten Kräfte nicht. Die Suche führte mich nach Kalifornien, wo ich dich und deine Familie fand. Ich folgte euch nach Finnland.“
„Da muss ich doch noch ein Kind gewesen sein, ich war später nie dort.“
„Du warst noch ein Baby, erst wenige Wochen alt.“ Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich fühlte eine Verbundenheit zu dir und du hattest bereits als Baby eine Ausstrahlung, die mich eine starke Kraft in deinem Inneren vermuten ließ. So blieb ich in eurer Nähe und behielt dich im Auge.“
„Wozu?“
„Meine Gründe waren niederträchtig und eigennützig. Es hieß, dass Dream Shaperinnen Träume Realität werden lassen können, indem sie diese in andere Menschen übertragen, sie prägten, sozusagen. Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass die Legende wahr sei. Du solltest mir meinen Traum erfüllen, mich meinen Vater finden zu lassen, weil meine sonstigen Spuren im Sand verliefen. Also musste ich warten, bis du herangewachsen sein würdest.“
„Und um in meiner Nähe zu sein, hast du in unsere Familie eingeheiratet?“
„So kann man es nennen. Ich glaubte, endlich meinen Platz im Leben gefunden zu haben, denn ich fand in Kari tatsächlich meine Liebe. Dazu die Hoffnung, dass du eines Tages durch deine Gabe mein Leben perfekt machen und mich zu meinem Vater führen würdest, gab mir Kraft. Ich wünschte mir ein Kind und du warst noch kein Jahr alt, als Nancy zur Welt kam. Der Glaube an die Macht dieser Emotionen verleitete mich dazu, Karis Wunsch, sie zu meinesgleichen zu machen, nachzugeben. Es war der größte Fehler meines Lebens.“ Er richtete sich auf und stellte sich vor sie. Seine Hände legte er auf ihre Schultern. „Als ich nach Karis Tod erkannte, was ich Nancy damit angetan hatte, reifte der Gedanke, dich zu zwingen, Nancy mit einem Traum zu prägen. Sie
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