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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Fußboden, seine Reflexe hatten nicht ausgereicht, um es aufzufangen. Er beugte sich vornüber und spürte, wie er das Gleichgewicht verlor. Joshua sah sich bereits auf den Steinboden knallen, mit dem Kopf auf das verrottete Abflussgitter, doch man fing ihn auf.
    Der Schwindel übermannte ihn, sein Körper weigerte sich, die Fähigkeit aufzubringen, sich auf den Beinen zu halten. Er sackte in die Arme eines nach Lamamist stinkenden Kerls. Nicht einmal die Lider vermochte er zu öffnen, sie klebten förmlich an den Augäpfeln. Jäh prasselte kaltes Wasser auf ihn herab. Er fror erbärmlich. Das Fieber schüttelte seinen Leib, der sich anfühlte, als wäre sein Ende gekommen. So stolz war er auf seine gute gesundheitliche Verfassung angesichts seines Alters gewesen – und so gebrechlich erwies er sich nach kurzer Zeit in Gefangenschaft. Man rubbelte ihn mit einem kratzenden Handtuch trocken, kleidete ihn an wie ein Baby. Er gab den Versuch auf, sich zu wehren; zu kraftlos, sich selbstständig das Oberteil überzustreifen. Joshua überkam sogar der Eindruck, mehrmals das Bewusstsein zu verlieren, denn im einen Moment war er noch nackt, im nächsten kratzte der grobe Stoff einer Leinenhose auf seiner Haut. Stimmen durchdrangen den Nebel. Sein Verstand verarbeitete die Worte nicht. Irgendwer lachte dröhnend. Dann drückte sich etwas Hartes gegen sein Rückgrat, während zwei Männer ihn rechts und links gepackt fortschleiften.
    Sonnenlicht stach ihm in die Augen. Er kniff sie zu. Die Luft roch klar und frisch, wandelte das Atmen zu einer Wohltat. Joshua kämpfte weiterhin mit der Mühe, seine Gedanken zu ordnen. Er füllte seine Lungen fast bis zum Bersten mit Sauerstoff, an dem es im Inneren der Baracke oder wo immer er sich befunden haben mochte, gemangelt hatte.
    Hinter ihm hämmerten Stiefel auf Holzdielen, polterten über Stufen. Ein Hüne riss eine Wagentür auf und bugsierte ihn in das Fahrzeug. Das konnte nur dieser Coronel sein, dessen Namen er mehrfach gehört hatte. Der Sadist. Varela. Joshua fiel auf eine Rückbank und ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Arm. Er rollte sich zusammen, so gut es ging, rechnete mit Hieben, doch nichts geschah. Stattdessen jaulte der Motor auf und der Wagen setzte sich in Bewegung. Der Fahrtwind zerrte an seiner Kleidung, trocknete binnen Sekunden sein schweißnasses Haar, kühlte sein glühendes Gesicht. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis der Jeep zum Stehen kam. Erneutpackte man ihn, diesmal an den Füßen. Mr. Lamamist zog ihn von dem Rücksitz und stellte ihn auf die Beine. Wieder war er zu schwach, allein zu gehen und so musste er sich hilflos einen Weg entlangschleifen lassen, der erst leicht und schließlich zunehmend steiler aufwärtsführte. Letztlich nahm ihn der Coronel huckepack und trug ihn zu einer von mächtigen Felsen umstandenen Anhöhe.
    Wie einen nassen Sack ließ er ihn auf den Boden fallen, aber der Untergrund erwies sich als sandig und weich und nicht einmal ein spitzer Stein drückte ihm ins Fleisch. Erleichterung durchflutete ihn, keine neuerliche Pein zu spüren.
    „Seid Ihr da?“
    Die Frage brach mit dumpfem Schall an den Felswänden. Ihn erwartete der Tod. Männer lauerten auf ihn, um ihn endgültig zu erledigen. Nein, das hätte dieser stinkende Kerl sicher gern eigenhändig getan. Vielleicht gab es eine Übergabe mit den Kollegen aus dem Camp.
    „Zeigt Euch. Wo seid Ihr?“
    Joshua verharrte bewegungslos. Kein Laut durchdrang die Stille, sobald das Echo verklang. Und dann spürte er etwas. Die Gegenwart von etwas Urgewaltigem, etwas nicht Fassbarem. Es jagte ihm Angst ein. Ehrfurcht. Die Härchen im Nacken und an seinen Gliedmaßen richteten sich auf. Er wollte fliehen, nur weg von hier, so schnell wie möglich. Kriechend schob er sich voran, doch er stieß nach einem halben Yard an seine Grenzen. Nicht nur seine Kraft verließ ihn, auch ein Felsbrocken stoppte sein Unterfangen.
    „Verschwindet“, wummerte eine Stimme wie aus dem Nichts.
    Sie lähmte ihn, zog ihn in einen Bann, berauschte seinen Verstand. Das konnte nicht sein. Derartiges gab es nicht. Es war, als erfüllte der Klang sein Innerstes, zerrisse ihn vor Panik und streichelte gleichzeitig seine Seele, um ihm Beruhigung zu schenken. Ehe Joshua die Sinne schwanden, hörte er sich rasch entfernende Schritte auf Stiefelsohlen und schwebte plötzlich auf Armen, stark und hart, als wären sie aus Titan.

     
    „Crichton!“ Die Höhle verzerrte den Hall seines leisen Rufes,

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