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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Atlantiden habe es das Strafgericht gebracht, woraufhin der Kontinent im Meer versunken sei. Elasippos bedauerte, dass die Timaios-Kritias 3 langfristig keine Wirkung gezeigt hatten und wichtige Teile der Werke des Philosophen, der mit seinen naturphilosophischen, kosmologischen und mathematischen Ansichten seiner Zeit weit voraus war, mit den Jahrtausenden zu metaphorischer Bedeutung verfielen.
    Unter der Kapuze schälte sich das zerfurchte Antlitz eines Greises mit einer viel zu kleinen Nase hervor. Wie der Kopf eines uralten Uhus, dessen menschlicher Körper hingegen eher auf einen Mittfünfziger hätte schließen lassen. Mit einem schnellen Blick erfasste der Mediziner die Situation und Elasippos gab den Platz auf dem Stuhl neben dem Bett frei. Erst vor wenigen Minuten hatte sich der keuchende Atem des Wissenschaftlers einigermaßen beruhigt. Der Medicke 4 tastete nach Joshuas Puls, sein Gesicht zerknitterte noch mehr unter der Grimasse, die er zog. Dann fiel sein Augenmerk auf die Wadenwickel, die Elasippos Joshua alibihaft angelegt hatte. Er nickte.
    „Das haben Sie se…“
    Crichtons energisches Hüsteln unterbrach den Mann.
    Er schaute auf, sein Ausdruck gezeichnet von Unverständnis. „Ich meine, Sie haben wirklich gu…“
    Diesmal klang das Räuspern des Butlers deutlich indigniert und Elasippos schmunzelte in sich hinein. Er wusste, worauf sein Diener hinauswollte und war sicher, dass er den Medikus im Vorfeld entsprechend instruiert hatte. Trotzdem schien dieser nicht zu begreifen. Endlich hellte sich seine Miene auf.
    „Ähm, also. Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, Herr.“ Die beflissene Betonung des
Ihr
äußerte Ehrfurcht.
    Crichton gab ein leises, zufrieden klingendes Brummen von sich.
    „Ich fürchte allerdings, der Patient wird nicht durchkommen. Das Fieber ist im Moment gesunken, sein Herzschlag setzt jedoch ständig aus. Ihr müsst ihn dringend in ein Krankenhaus schaffen.“
    „Nein.“ Zur Unterstreichung seiner Ablehnung schüttelte Elasippos den Kopf.
    Die Blauschwarze betrat den Raum und überreichte eine Ampulle. Elasippos hatte Vorsorge getroffen, sonst wäre Morrison bereits tot. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen – es trog ihn niemals. Er reichte das Glas mit der verdünnten Flüssigkeit dem Arzt. „Gebt ihm das hier zum Schlucken. Eine halbe Pipette jede Stunde. Informiert mich, falls sich der Zustand verschlechtert.“ Er wandte sich zum Gehen. „Und …“, Elasippos warf dem Mediziner einen kurzen Blick zu, „lasst Euch von Crichton Material bringen, ich vermute, sein rechter Unterarm ist gebrochen und muss geschient werden.“
    Er überließ den Wissenschaftler der Obhut der Menschen. Mehr konnte er nicht für Joshua tun, doch das genügte. Der alte Mann starb nicht. Nur dank des atlantidenen Blutes war es möglich, Joshua dem Tod von der Schippe zu reißen und die ersten unverdünnten Tropfen hatte er ihm bereits vor dem Eintreffen des Arztes verabreicht. Die Entscheidung, den einzigen Weg zu wählen, Morrison das Leben zu retten, war ihm nicht leicht gefallen. Mehrfach in der Vergangenheit hatte sich ein solcher Beschluss als fataler Fehler herausgestellt. Dieses Mal sagte ihm irgendetwas, dass es richtig war. Dass er auf sein Herz hören sollte. Das hatte er seit Ewigkeiten nicht getan und es fühlte sich gut an.
    Jetzt dürstete ihn nach Nahrung. Crichton war beschäftigt, aber es würde sich garantiert eine geeignete Wirtin unter dem Dutzend Dienstmädchen finden lassen. Schade, dass sich keine rassige Rothaarige darunter befand. Erfüllt von lange nicht gespürter Vorfreude begab sich Elasippos auf die Suche. Seine Gedanken kreisten parallel umMorrison.
    Ob er des Schachspielens mächtig war?
    Hoffentlich scheiterte sein bescheidenes Sinnen und Trachten nicht daran, dass sich der Wissenschaftler als zweiter Crichton erwies. Obgleich dieser einen getreuen Diener abgab, ihm jede lästige Arbeit abnahm und kaum Herzenswünsche offenblieben, niemals war es Elasippos gelungen, seinem Faktotum das Schachspielen beizubringen.

     
    Ein Ruck schüttelte Joshuas Körper, eine Woge Adrenalin jagte durch seine Adern. Er riss die Augen auf. Für einen Moment erschien sein Blickfeld verschwommen, dann schärfte sich die Sicht. Und nicht nur die. Sämtliche Sinne meldeten plötzlich Eindrücke, die er vielleicht einmal als Jüngling wahrzunehmen vermocht hatte. Er hörte leise Fußtritte außerhalb des Zimmers. Drei, vier junge Mädchen mussten über einen Flur laufen, die

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