Blutsvermächtnis (German Edition)
Nähe, und ruck zuck würde möglicherweise ein Bild die Zeitungen zieren mit einem Untertitel, der ihm nicht behagte. „Geheime Zusammenkunft der Drogenbosse aufgedeckt“ oder „Frischer Star am Himmel Hollywoods?“
Er litt ein wenig an Paranoia, das war ihm bewusst. Seine vormals sorglose Vorgehensweise hatte ihn vor einem Jahr sein normales Leben gekostet, sodass er seither mit geradezu übertriebener Vorsicht agierte und nicht im Traum daran dachte, sein lieb gewonnenes neues Dasein zu gefährden.
Seine Waffen griffbereit an verschiedenen Körperstellen versteckt, ging er das Wagnis ein und schob sich in die Limousine. Es erschien ihm das kleinere Übel, denn auf dem Bürgersteig starrte ihn mittlerweile eine Gruppe von mindestens sechs, sieben Jugendlichen an, die wie aus dem Nichts von überall her aufgetaucht waren, um den Chrysler zu begaffen.
Seine Augen gewöhnten sich sofort an das Halbdunkel. Dennoch erfasste er die Gestalt, die einige Fuß von ihm entfernt im vorderen Bereich des Fahrzeugs in schwarzem Nappaleder versank, nur schemenhaft.
„Nehmen Sie Platz, Caball.“
Er erkannte die Telefonstimme wieder. „Mr. Fields. Warum der Aufwand, mich herzubestellen? Wir hätten leicht ein gefälligeres Plätzchen unter geringeren Umständen für das Zusammentreffen finden können.“
„Drücken wir es so aus: Es lag auf meinem Weg.“ Fields knurrte.
Anhand der Stimmlage vernahm Jayden mit einem Schaudern, dass er seinesgleichen vor sich hatte. Nur ein Vampir war in der Lage, ein solch tiefes Geräusch aus der Kehle rollen zu lassen. Das menschliche Ohr hörte es nicht.
„Besser, wir setzen unser Gespräch erst am Zielort fort.“ Fields Tonfall glich dem Geschmack feuriger Chilis.
„Abgelehnt!“ Jayden schmetterte Fields das Wort entgegen. „Ich ziehe vor, es auf die harte und schnelle Tour abzuhaken. Was wollen Sie von mir?“
„Nevaeh Morrison.“
„Fehlanzeige. Sie gehört mir.“
„Ich weiß, dass Sie sie seit zehn Jahren beobachten und auf den richtigen Augenblick warten.“
Scheiße, er hatte sein Geheimnis nie jemandem anvertraut. Jaydens Gedanken rasten.
Fields sprach bereits weiter. „Ich bin über alles informiert, Caball. Und wenn ich alles sage, meine ich auch alles. Möchten Sie Details?“
Jayden antwortete nicht. Diese Witzfigur bluffte.
„Fangen wir also bei ihrem kleinen Betrug mit dem Kriminalistikstudium an, ja?“
Der Mund blieb Jayden offen stehen.
„Soll ich fortfahren?“
„Nein.“ Er presste die Antwort zwischen den Zähnen hindurch.
„Dann genießen Sie die Fahrt, Mr. Caball.“
Ranua, Finnland
„J ayden Caball.“ Nevaehs Stimme überschlug sich beinahe. „Wie konntest du ihn ins Haus lassen? Du weißt genau, dass ich weder Noah noch ihn sehen will. Und was macht der Kerl überhaupt in Ranua?“ Sie riss das Steuer herum, das Heck brach aus und der Wagen schlitterte auf der schneebedeckten Straße um die Kurve. Nevaeh zwang sich, den verkrampften Fuß auf dem Gaspedal zu lockern und vorsichtiger zu fahren.
„Hör mich nur einen Mo…“
„Ach, verdammt! Ich mag nichts hören. All mein Kummer, meine Sorgen. Nur wegen ihm. Das brauche ich dir nicht zu erzählen. Ich kann deine Uneinsichtigkeit nicht nachvollziehen. So etwas Unvernünftiges. Unglaublich!“
Ihr Blick flog zum Rückspiegel, panisch auf der Suche nach Scheinwerfern, die sie verfolgten, anzeigten, dass der Wahnsinnige ihr auf den Fersen war. Einmal mehr war sie dankbar, dass ihre Nanny schwieg. Ihre Ergüsse waren häufig bereits schwer zu ertragen, wenn Nevaeh heiterer Stimmung war. In einer Situation wie dieser hätte es sie überfordert und aller Wahrscheinlichkeit nach dazu geführt, dass ihr vollends der Kragen platzte.
Während der Fahrt zum Flughafen sprach Catalina kein weiteres Wort und Nevaehs Gewissen rührte sich. Sie hatte sie zu grob angefasst, bedauerte mit einem Mal, wie sie die treue Seele angefahren hatte. Das verdiente sie nicht.
Auf dem Parkplatz der Autovermietung drehte sie sich ihrer Begleiterin zu und ergriff ihre Finger. Trotz der Wärme im Fahrzeug fühlten sie sich eiskalt und steif an. Du liebe Güte, ihre abscheuliche Verhaltensweise schien Catalina gehörig an die Nieren gegangen sein. Das hatte sie wirklich nicht gewollt.
„Catalina, es tut mir aufrichtig leid. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu verletzen. Ich wollte nicht aufbrausend und ungerecht sein. Verzeih mir. Versuch doch, mich zu verstehen.“
Catalina drückte ihre Hand und
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