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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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ihren Mitarbeitern aus Kalabrien erhalten hatten.
    Und noch etwas anderes.
    Luigi Cannizzaro war im Datenarchiv des FBI verzeichnet.
    Sein Name stand auf der Liste der Personen, die im Rahmen der Ermittlungen gegen die Pizzeria des Sizilianers in Brooklyn überprüft worden waren.
    »Wir müssen ihn überwachen lassen, und zwar ab sofort, sowohl durch Abhören seiner Telefonanschlüsse als auch durch Beschattung. Rund um die Uhr«, erklärte Dick Moore und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch.
    Er war nervös.
    Der Auftraggeber der Morde befand sich also tatsächlich in New York. Wenn der Hinweis aus Italien nicht gekommen wäre, hätten sie ihn vielleicht nie identifiziert.
    Reynolds rieb sich mit der Hand sein Kinn.
    »Einverstanden«, sagte er schließlich. »Wir müssen alles über diese Person erfahren. Auch über deren Beziehungen zu dem sizilianischen Pizzabäcker und zu Bakers Gang.«
    Ein langer Tag stand ihnen bevor.

    Vier Männer saßen im Kreis auf großen Steinen und sprachen miteinander.
    Einer war älter als die anderen und schien der Boss zu sein.
    In der Hütte öffnete Diego die Augen und rieb sie sich träge. Plötzlich meinte er, Stimmengewirr zu hören. Er richtete sich auf seiner Matratze auf und spitzte die Ohren. Nein, er täuschte sich nicht. Es waren mehrere Stimmen. Alles Männer. Sie diskutierten über irgendetwas, stellenweise sehr erregt.
    Er lauschte konzentrierter und fing ein paar Satzfetzen auf.
    »… haufenweise Madama …«
    »… Don Peppe … der ganze Haufen … jetzt sitzen sie im Internat …«
    »… er war doch auf Tauchstation? …«
    »… hat denen wer einen verdammten Tipp gegeben? …«
    Was redeten die denn da für ein Kauderwelsch? Dann fiel es ihm ein. Aber ja, das war die gleiche Ausdrucksweise, wie er sie auf der Fahrt von Barcelona hierher im Auto gehört hatte – so verständigten sich ’Ntoni und seine Männer untereinander. Auch der Tonfall, die Satzmelodie waren gleich. »Wir haben unsere eigene Sprache«, hatte ihm ’Ntoni einmal erklärt. Der Code der ’Ndrangheta, in dem sich die Mitglieder miteinander unterhielten. Reich an Anspielungen und Metaphern. Eine Mischung aus Italienisch, kalabrischem und neapolitanischem Dialekt sowie sizilianischen Einsprengseln. Sorgfältig gewählte Sätze. Wohl abgewogene Worte. Tief greifende Anspielungen. Eine an Symbolen reiche Sprache, ähnlich denen anderer Geheimorganisationen, deren Codes und Bräuche meist mündlich vom Vater an den Sohn überliefert wurden.
    Madama, genau, das heißt Polizei, das sind die Bullen, das hat er mir mal übersetzt.
    Er lauschte noch angestrengter und runzelte besorgt die Stirn. Sein Herz begann heftig zu klopfen.
    Hier und da vernahm er einen halben Satz, doch es fiel ihm schwer, die Fetzen in einen Zusammenhang zu bringen. Eines war jedoch sicher: Diese Stimmen waren nicht verstellt wie die der Bewacher, die bisher um ihn herum gewesen waren. Auf einmal hörte er gar nichts mehr. Nach ein paar Augenblicken wurde die Tür der Hütte aufgestoßen.
    »Verdammt, was machst du da? Belauschst du uns etwa?«, fuhr ihn einer der Wächter wütend an. Diego antwortetenicht, versuchte aber zum ersten Mal, ihm in die Augen zu sehen. Sie waren pechschwarz und funkelten aus den Sehschlitzen seiner Kapuze hervor. Er bekam es noch mehr mit der Angst zu tun.
    »Glotz mich nicht so an, du Scheißkolumbianer! Meine Augen sind genauso dunkel wie deine.« Diego sagte noch immer nichts. Er war vor Furcht wie erstarrt. Der Mann kam auf ihn zu. Er kontrollierte, ob das Schloss an seinen Fußknöcheln fest saß, und befestigte ein Stück der Kette noch sorgfältiger an dem Haken in der Wand rechts von der Matratze. Dann ging er und knallte die Tür hinter sich zu.
    Von da an hörte Diego keine Stimmen mehr.

    Zur gleichen Zeit hielt sich Capitano Foti in San Piero d’Aspromonte auf.
    Er hatte bereits die Akten in der dortigen Carabinieri-Station gewälzt, um sich über Rocco Cannizzaro zu informieren. Nun stand er zusammen mit dem Kommandanten der Station vor der Tür von Angela Prestipino. Das Haus war zweistöckig und hatte einen Balkon direkt über der Eingangstür. Die Fassade war mit Zement verputzt und noch nicht gestrichen.
    Es war früher Nachmittag.
    Er klopfte mehrmals, doch niemand öffnete.
    »Signor Capitano, sie wird bei ihrer Mutter sein«, sagte der Maresciallo.
    »Dann gehen wir eben dorthin. Wo wohnt sie?«
    »Ganz in der Nähe, nur ein paar Minuten zu Fuß.«
    Sie machten

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