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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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gegen eine italokanadische Gruppe der organisierten Kriminalität zusammen«, führte Ferrara aus.
    Daraufhin ging Bill Hampton auf die Zusammenarbeit des FBI mit der RCMP im Rahmen der Nachforschungen über Rocco Fedeli und seine Kontakte zu Mitgliedern der italokanadischen Siderno Group ein.
    Ferrara nickte. Er wusste, dass diese Organisation seit über zehn Jahren zusammen mit den Kolumbianern den Drogenhandel in Kanada kontrollierte.
    »Dottor Ferrara, eines würde mich noch interessieren«, meldete sich Detective Bernardi zu Wort, der bis dahin schweigend zugehört hatte.
    »Ja, Detective?«
    »Was bedeutet eigentlich ’Ndrangheta?«
    Ferrara führte aus, dass der Ausdruck ursprünglich kein italienisches Wort war und vor allem von Ermittlern, Journalisten und Kriminalwissenschaftlern verwendet wurde, während die Mitglieder der Organisation unter sich lieber von »Gesellschaft« oder »Familie« redeten.
    »Wenn es kein ursprünglich italienischer Ausdruck ist, woher kommt er dann?«, fragte Bernardi.
    »Etymologisch geht er auf das griechische Wort andragathia zurück. Es bezeichnet das Talent, seinen Vorteil aus einem Geschehnis zu ziehen. Im weiteren Sinne bedeutet es einen Zusammenschluss tapferer Männer.«
    Nun schüttelte Bernardi den Kopf.
    »Wenn hinter diesem Blutbad in New York tatsächlich die ’Ndrangheta steckt, stehen wir vor einem neuen Phänomen.«
    »Warum?«, fragte Hampton.
    »Weil es das erste Mal wäre, dass die ’Ndrangheta auf derart aufsehenerregende Weise im Ausland aktiv wird.«
    »Tja, es gibt immer ein erstes Mal! Vielleicht wollten sie ein deutliches Zeichen setzen«, mutmaßte Holley.
    »Aber für wen?«, fragte Ferrara.
    »Wenn wir das wüssten, wären wir schon einen Schritt weiter.« Auf Hamptons Lippen erschien ein ironisches Lächeln.
    »Hatte Rocco Fedeli Vorstrafen in Italien?«, erkundigte sich Holley.
    »Das werden wir gleich wissen.«
    Ferrara stand auf und ging zum Schreibtisch, wo er sich über den Computer beugte und Fedelis Namen und Geburtsdatum eingab.
    »Ja, da sind einige Einträge in den frühen Achtzigern: versuchte Erpressung, unerlaubter Besitz und unerlaubtes Mitführen von Sprengkörpern. Verhaftet, aus der Haft entlassen, Strafverfahren trotz Säumnis, aus Mangel an Beweisen freigesprochen.«
    »Was bedeutet ›trotz Säumnis‹?«, fragte Bill Hampton.
    »Dass er nicht zum Prozess erschienen ist«, erklärte Holley.
    »Aber nun erzählen Sie, wie gehen die Ermittlungen voran?«, wollte Ferrara wissen.
    Holley zog einige Aufzeichnungen aus der unvermeidlichen braunen Ledertasche. Sie enthielten die Informationen über die Morde und über Rocco Fedeli, die Dick Moore aus dem Brief des anonymen Anrufers erfahren hatte, jedoch ohne Bezugnahme auf den Anruf selbst oder Moores Person, da der Vorfall noch der Geheimhaltung unterlag. Er reichte die Blätter Ferrara, der sie rasch überflog und vorschlug, zu einer Besprechung auch noch die Leiter der alarmbereiten polizeilichen Einsatzdienste von Palermo und Reggio Calabria sowie den Chef des zentralen Einsatzdienstes hinzuzuziehen. Teamwork sei in diesem Fall sicher von Nutzen.
    Die Amerikaner erklärten sich einverstanden, und man vereinbarte ein Meeting für den folgenden Nachmittag um vier Uhr am selben Ort. Beim Händeschütteln sprach Ferrara erneut seine Einladung zum Abendessen aus, worauf die drei erfreut lächelnd hinausgingen. Der Beamte der DIA , der sie herbegleitet hatte, wartete bereits auf sie.

    Als er allein war, zog Ferrara sein Jackett aus, lockerte den Krawattenknoten und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er dehnte seinen Rücken und schloss für einen Moment die Augen. Die vordringlichsten Fragen gingen ihm durch den Kopf: Warum hatte die ’Ndrangheta, deren Vorgehensweise doch immer so zurückhaltend gewesen war, auf einmal beschlossen, ihre Methoden zu verschärfen? Was plante sie nun nach dieser beispiellosen Vergeltungsaktion? Denn um eine solche musste es sich handeln.
    Schließlich zündete er sich die Zigarre an und nahm einen langen Zug. Das Zimmer füllte sich mit dem beißenden Geruch, während dichte Rauchwolken zur Decke schwebten.

New York
    9.00 Uhr.
    Dick Moore saß in seinem Büro am Schreibtisch. Er versuchte, die Vergangenheit, auch die weiter zurückliegende, von Rocco Fedeli zu rekonstruieren. Der unerlaubte Sprengstoffbesitz und die Pistole mit der abgefeilten Seriennummer legten die Hypothese nahe, dass er einer Mafiaorganisation angehört hatte. Moore setzte seine

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