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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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’Ntoni.«
    »Das war meine Pflicht, Don Ciccio. Was passiert ist, tut mir sehr leid. Ich weiß, wie sehr Ihr an Rocco gehangen habt.«
    »Er war einer der Besten meiner Familie. Ich war so glücklich, als er sich für eine Versetzung nach New York zur Verfügung gestellt hat.«
    Don Ciccios Stimme klang einigermaßen brüchig, vielleicht vor Schmerz.
    »Ich weiß, Don Ciccio. Ich bin für Euch da, wenn Ihr mich braucht.«
    »Ich danke Euch von Herzen, ’Ntoni.«
    »In welcher Angelegenheit auch immer.« Er betonte ausdrücklich das Wort »Angelegenheit«.
    Der alte Boss schwieg eine Weile, dann sagte er verbittert: »Früher kamen solche Sachen nicht vor! Das ist diese Globali… wie nennt ihr das? Diese Globalisierung!«
    »Ich weiß, was Ihr empfindet, Don Ciccio, wie es in Euch aussieht, aber es hat eben alles seinen Preis.« Er sah ihm gerade in die Augen.
    »Nur, dass wir diesen Preis bezahlen! Wir, die wir … Ach, ich sollte aufhören damit, am besten, wir sprechen nicht mehr davon, es ist sowieso zu spät.«
    Francesco Puglisi wusste, dass er auf verlorenem Posten stand. Er wusste es im Grunde schon lange, seit 1986, seit einige Bosse, darunter der Vater von Antonio Russo, auf der Jahresversammlung in Aspromonte die neuen strategischen Linien der ’Ndrangheta vorgegeben hatten. Don Ciccio war nicht einverstanden gewesen, doch die Befürworter des internationalen Drogenhandels hatten sich durchgesetzt, und er hatte sich beugen müssen. Die Geschäftsinteressen der ’Ndrangheta hatten sich ausgeweitet und neben den Drogen bald auch den Handel mit Giftmüll und radioaktivem Material eingeschlossen. Don Ciccio wurde noch die eine oder andere Entführung zugestanden, um Lösegeld zu erpressen, aber nur außerhalb der Region. Danach hatte er sich entschlossen, seine Einkünfte aus den Entführungen zu waschen, indem er in Europa und den Vereinigten Staaten investierte.
    »Wir Ihr wollt, Don Ciccio, aber denkt daran, dass Ihr jederzeit über mich verfügen könnt.«
    »Danke. Wir müssen uns treffen.«
    »Wenn Ihr erlaubt, nicht heute Abend.«
    An diesem Abend hatte Antonio Russo zu tun.
    Als Don Ciccio allein war, kam Rocco Fedelis Schwager, Alfredo Prestipino, auf ihn zu.
    »Alfredo, ich muss später mit dir sprechen.«
    »Wann immer Ihr wollt, Don Ciccio.«
    »Ich erwarte dich nach der Beisetzung zu Hause.«
    »Ich werde pünktlich erscheinen, Don Ciccio.«
    Antonio Russo beobachtete die beiden Männer einen Moment lang und bemerkte etwas Seltsames. Dann saher Don Ciccio unsicheren Schrittes davongehen und die Kaffeebar an der Piazza betreten, während sich Alfredo Prestipino einen Weg durch die Menschenmenge in die Kirche bahnte. Antonio Russo sah ihm nach. Irgendetwas stimmte da nicht.

    Pünktlich um vier Uhr nachmittags waren alle versammelt.
    Der Sitzungssaal des Hauptquartiers der DIA lag im Erdgeschoss, in dem Flügel, der am weitesten von den Büros entfernt war. Ein ruhiger Ort. An den Wänden hingen die Wappen der wichtigsten Ermittlungsbehörden der Welt und ein paar wenige Bilder. Auf einem großen gerahmten Schwarz-Weiß-Foto waren nebeneinander die beiden Staatsanwälte und Mafiajäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino zu sehen, die 1992 von der Cosa Nostra ermordet worden waren.
    Ferrara setzte sich in die Mitte der einen Längsseite des massiven Tischs aus hellem Walnussholz. Rechts und links von ihm nahmen sämtliche Leiter der Squadre Mobili von Palermo und Reggio Calabria sowie der Leiter des zentralen Einsatzdienstes SCO , Stefano Carracci, Platz. Die amerikanischen Gäste ließen sich ihnen gegenüber nieder.
    Stefano Carracci koordinierte die Squadre Mobili aller Polizeipräsidien von Italien. Er war in Ferraras Alter, hochgewachsen, kräftig, mit einem dichten blonden Haarschopf. Im Gegensatz zu Ferrara erfreute er sich jedoch der Gunst des Polizeichefs.
    Nachdem Ferrara alle miteinander bekannt gemacht hatte,umriss er den Grund für die Anwesenheit der amerikanischen Kollegen. Dann legte er eine kurze Pause ein, um Atem zu holen und sich zu räuspern, und fuhr fort: »Es gibt eine Spur, die nach Italien führt, und ich möchte nun den Rechtsattaché der Botschaft, Mr Holley, bitten, dies genauer auszuführen.«
    »Danke, Dottor Ferrara.«
    Alle Blicke richteten sich auf den Amerikaner.
    Bob Holley ließ Fotokopien der FBI -Notiz herumgeben und sagte: »Director Moore hält diese Informationen für glaubwürdig und baut auf die Zusammenarbeit mit der italienischen Polizei und

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