Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
sicherte die Zahlung zu.
»In Ordnung«, schlug Diego ein.
Ihre Verbindung würde weiterbestehen. Freunde wie eh und je, nichts für ungut. Vielleicht sogar noch dickere. Die nächste Sendung würde noch umfangreicher sein als die vorhergehenden.
»Hast du das Geld für die neue Lieferung mitgebracht?«, fragte Diego kurz darauf. »Meine Leute wollen nach dem, was passiert ist, eine ordentliche Anzahlung, ehe sie die Ware losschicken. Höher als vorher. Sonst läuft nichts.«
»Natürlich habe ich es dabei. Deswegen bin ich unter anderem hier, Diego.«
»Wo ist es?«
»Auf meinem Zimmer.«
Inzwischen hatte eine Flamenco-Aufführung begonnen. Zwei Gitarristen, ein Sänger und eine Gruppe aus sechs Tänzerinnen in ihren typischen Kostümen hatten die Bühne betreten, und die Musik, begleitet vom Rhythmus der Kastagnetten, erfüllte den Raum. Die Tänzerinnen schwenkten ihre Röcke, die die Taille betonten, und ließen sie bei den feurigen Schritten hin und her fliegen. Ein mitreißender Auftritt.
Die beiden Männer sahen zu, und Antonio Russo zollte allen Frauen gleichermaßen durch Zwinkern seine Bewunderung. Irgendwann seufzte er tief und sagte: »Diego, wir müssen gehen, es wird langsam spät, und ich habe noch eine Verabredung …« Er grinste.
»Dieselbe wie immer?«, erkundigte sich Diego.
»Ja, Natalie.«
Der Kolumbianer bezahlte die Rechnung, und sie verließen das Lokal.
»Ist gut, ’Ntoni. Du hast wie immer Wort gehalten. Ausgezeichnete Arbeit. Gibt es sonst noch was?«
»Das ist im Moment alles. Bei Lieferung wirst du den Rest erhalten.«
Sie waren in Russos Hotelzimmer.
Die Reisetasche voller amerikanischer Dollars in Bündeln von Hundertern stand offen auf einem Beistelltisch. Die beiden Männer saßen sich auf Sesseln gegenüber. Diego schob die Hand hinten unter sein Jackett, zog eine Pistole hervor und setzte sie dem Kalabresen auf die Brust. Der sah ihn ehrlich verblüfft an.
»Was machst du da, Diego?«
»Ich hätte dich nicht für so naiv gehalten, ’Ntoni.«
Antonio Russo wollte aufstehen. »Beweg dich nicht, sonst bist du ein toter Mann«, warnte ihn Diego mit eiskaltem Blick. Russo starrte auf die Pistole. Sie hatte einen Schalldämpfer.
»Hör mal, mein Freund, ich bin doch bereit, dich zu bezahlen. Ich habe neues Geld mitgebracht. Was ist denn los mit dir?«, fragte er, immer noch erstaunt.
Diego wechselte die Pistole in die andere Hand, ging zu dem Tisch, nahm die Reisetasche und setzte sich wieder. Er wollte sie gerade auf dem Boden abstellen, als Russo sie ihm mit einer ruckartigen Bewegung zu entreißen versuchte. Doch Diego drückte ihm die Pistole in den Nacken und brüllte mit dem Finger am Abzug: »Weg da! Wenn du sie anfasst, bring ich dich um. Das ist mein Ernst, ’Ntoni.« Er tobte vor Wut.
Der Kalabrese, der sich wieder aufgerappelt hatte, zog die Hand schnell weg und wollte, noch ein wenig schwankend, gerade sagen: »Wir hatten eine Übereinkunft …«, als Diego ihn in die Leiste trat, was ihn in die Knie gehen ließ.
»Halt dein beschissenes Maul, ’Ntoni. Du bist mir jetzt genug auf die Eier gegangen, Mann.«
Antonio Russo versuchte die Ruhe zu bewahren. Er erhob sich und musterte Diego, der seine Pistole immer nochfest auf ihn gerichtet hielt. »Darf man mal erfahren, was das werden soll, Diego?«, fragte er beherrscht. Es kam keine Antwort. Er spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte.
»Du machst einen großen Fehler. Wenn du mir ans Bein pinkelst, pinkelst du der ganzen Organisation ans Bein, und das wird ihr überhaupt nicht gefallen. Du kriegst Riesenprobleme. Du glaubst doch wohl nicht, dass du ungeschoren davonkommst. Die spüren dich überall auf, darauf kannst du Gift nehmen.«
Der Kolumbianer erwiderte nichts. Sein Blick war immer noch eisig.
»Bleiben wir bei unserer Vereinbarung, Diego. Du nimmst das Geld und ich den Stoff. Ich werde die Knarre vergessen und den ganzen Quatsch, den du hier veranstaltet hast.«
»Blödsinn, darauf fall ich nicht rein!« Den Blick fest auf den Freund, der plötzlich sein Feind war, gerichtet, öffnete Diego erneut die Reisetasche. Er begann, die Banknotenbündel herauszunehmen und der Reihe nach zu kontrollieren. Er traute der Sache nicht. Da schnellte Antonio Russos rechtes Bein vor, und er trat ihn direkt in die Hoden. Der Kolumbianer stieß einen Schmerzensschrei aus und drückte ab. Der Schuss war nur ein leises Flüstern, kaum zu hören. Russo stürzte sich mit Wucht auf Diego und klemmte
Weitere Kostenlose Bücher