Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
verständigten sich mit einigen raschen Blicken. Dann ergriff David Powell das Wort und erklärte in sachlichem Ton: »Wir haben erfahren, dass es Neuigkeiten hinsichtlich des Mehrfachmords an der Madison gibt. Einige Mitglieder der Gang Green Birds sind verhaftet worden. Die Öffentlichkeit will mehr darüber wissen – die Bürgerinnen und Bürger fühlensich nicht mehr sicher, und es ist unsere Aufgabe und unser Recht, sie zu informieren. Ich denke, es ist auch in Ihrem Interesse, wichtige Entwicklungen bekannt zu machen …« Powell wurde von einem uniformierten Polizisten an der Tür unterbrochen.
»Da ist eine Journalistin mit einer Fernsehkamera«, verkündete dieser.
»Sie kann hereinkommen, aber ohne die Kamera«, antwortete Ronald Jones mit entnervtem Gesichtsausdruck. Gleich darauf trat eine große junge Frau in Jeans und Fleecejacke ein.
»Bitte, setzen Sie sich.«
Die Reporterin kam der Aufforderung nach und zog ein Notizheft aus ihrer Tasche.
»Nein, nichts Offizielles. Das ist keine Pressekonferenz«, mahnte der Polizeichef, worauf sie ihr Notizbuch verärgert wieder einsteckte.
»Es geht um angebliche Neuigkeiten. Ihre Kollegen haben sich nach einer Polizeiaktion des 17. Reviers erkundigt«, fasste Jones zusammen und richtete den Blick wieder auf David Powell.
»Richtig, wir müssen unsere Leser informieren …«, ging der Journalist sogleich darauf ein und versuchte, wieder das Wort an sich zu reißen.
»Wir haben noch keine sicheren Erkenntnisse«, fuhr ihm der Polizeichef in die Parade. »Meine Teams arbeiten intensiv an dem Fall und gehen diversen Spuren nach, und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden wir Sie informieren.«
»Aber wir wissen, dass Gegenstände gefunden wurden, die vom Justizministerium ausgegeben wurden, und dass ein Zeuge einen Polizisten in der Portiersloge gesehen hat.Wir wissen außerdem, dass dieser Zeuge sich in ebendiesem Moment auf dem 17. Revier befindet …«
Ronald Jones’ Miene verfinsterte sich urplötzlich. Er sah die Journalisten einen nach dem anderen an und sagte dann mit Nachdruck: »Wenn Sie auch nur eine Zeile darüber schreiben, können unsere Ermittlungen unwiderruflich zunichtegemacht werden.«
»Die Tage vergehen, und die Mörder sind immer noch auf freiem Fuß«, entgegnete Powell nüchtern.
»Haben Sie ein wenig Geduld. Zum geeigneten Zeitpunkt wird unsere Pressestelle Sie von sämtlichen Neuigkeiten in Kenntnis setzen.«
Damit stand er auf, wie um zu sagen: »Und jetzt raus hier!« Die Journalisten gaben sich geschlagen und räumten das Feld.
Doch aufgeben würden sie nicht.
17.46 Uhr.
»Mama?«
»Was gibt’s, Angela?«
»Ist Alfredo bei dir?«
»Nein, warum?«
»Es ist schon dunkel, und er ist noch nicht zu Hause.«
»Machst du dir Sorgen?«
»Nein.«
»Du kennst doch deinen Mann! Wahrscheinlich hat er jemand im Dorf getroffen und beim Schwatzen die Zeit vergessen.«
»Mag sein, aber wenn er kommt, kriegt er was zu hören.«
»Erinnerst du dich nicht mehr, Angela?«
»Woran?«
»Wie Rocco und Alfredo als Kinder zusammen vor der Haustür gespielt haben?«
»Sie haben immer zusammen gespielt.«
»Und wenn ich sie losgeschickt habe, um eine Besorgung für mich zu machen, kamen sie nicht mehr nach Hause. Und du hast dann gesagt: ›Wann kommen denn diese beiden Lausebengel endlich zurück, Mama?‹«
»Ja, ich erinnere mich. Ich mache jetzt Schluss, Mama. Wir sprechen uns später.«
19.40 Uhr.
»Mama, Alfredo ist noch immer nicht zurück.«
»Angela, den änderst du nicht mehr. Ein Schwatz folgt auf den nächsten, und die Stunden vergehen wie im Flug.«
Angela hoffte inständig, dass dem so war.
»Sobald er zur Tür reinkommt, knöpfe ich ihn mir vor, Mama, das schwöre ich.«
»Ich bitte dich, Angela, reg dich nicht so auf.«
»Nein, schon gut. Ist Maria bei dir?«
»Ja, ich bin sehr froh, dass sie hier ist.«
»Ciao, Mama.«
»Ärgere dich nicht so über deinen Mann.«
Auf dem Tisch lagen jede Menge Fotos.
Es waren einigermaßen scharfe Farbaufnahmen im Format 13 x 18 cm. Sie reichten sie von Hand zu Hand und betrachteten sie aufmerksam.
Es war neun Uhr abends, und sie saßen im Büro von Colonnello Trimarchi.
»Foti, erklär uns, was wir da sehen«, forderte der Chef der DIA den Capitano auf.
Foti berichtete von Antonio Russos Zusammenkunft mit drei Männern auf seinem Gutshof, die anschließend in einer dunklen Limousine weggefahren waren.
»Wir wissen inzwischen, dass es sich um
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