Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
Bord, folgt ihm.«
»Verstanden, Ende.«
Die Antwort kam von einem Beamten in einem Zivilstreifenwagen, der ein paar Kilometer vom Dorf entfernt in einer ungepflasterten Seitenstraße parkte.
»Salerno Milano 41 an 40.«
»Wir hören.«
»Er kommt jetzt hier vorbei. Anweisungen?«
»Folgt ihm mit Abstand, wir rufen jetzt Salerno Milano 1.«
»Erwarten weitere Anweisungen, Ende und over.«
Inzwischen sprach Guido schon mit Dottor Bruni, den er per Handy angerufen hatte, während der Kollege mit dem Funkgerät zugange war.
»Der Wagen darf nicht angehalten werden, aber ihr müsst feststellen, wohin er fährt«, befahl der Leiter der Mobile. Die Anordnung wurde sogleich per Funk an die Streife im Auto weitergegeben.
Mittlerweile befand sich der BMW schon kurz vor dem ionischen Teil der Staatsstraße 106: An der T-Kreuzung konnte er entweder nach rechts in Richtung Reggio Calabria abzweigen oder nach links in Richtung Catanzaro. Er bog nach links ab. Nach einigen Kilometern fuhr er auf die Schnellstraße, die zur tyrrhenischen Küste führte. Von dort war es möglich, in gut zwanzig Minuten die Autobahn A3 Salerno–Reggio Calabria zu erreichen.
Die Polizisten blieben an dem Wagen dran und verloren ihn nicht aus den Augen.
New York
Man hatte Dick Moore hinzugezogen.
Es war zwölf Uhr mittags. In dem Beobachtungsraum neben dem Vernehmungszimmer, hinter der verspiegelten Scheibe, saß Denis zwischen Moore und Reynolds. Sein Vater, Doktor McGrey, wartete in der Nähe der Tür. Sie waren zu einer Gegenüberstellung hier. Denis war extra aus der Schule geholt worden und versäumte nuneine Unterrichtsstunde. Ihm war klar, dass es eine wichtige neue Entwicklung gegeben haben musste, doch der Detective, der ihn zusammen mit seinem Vater abgeholt hatte, hatte nichts verlauten lassen. Als sie das 17. Revier betreten hatten, waren die Augen des Jungen vor Neugier und Aufregung groß geworden und hatten alles genau registriert.
»Da ist ja unser neuer Detective. Herzlich willkommen!«, empfing ihn der Lieutenant lächelnd. »Wir werden dir jetzt jemanden zeigen. Er befindet sich in dem Raum hinter der Scheibe. Sieh ihn dir genau an und sag uns dann, ob du ihn wiedererkennst.«
»Ich soll Ihnen sagen, ob das der Polizist ist? Der, den ich gesehen habe?«, fragte Denis unsicher.
»Genau.«
»Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich ihn nur flüchtig gesehen habe.«
»Das weiß ich. Einen Versuch ist es trotzdem wert«, erwiderte Reynolds.
»Denis, sie müssen schließlich ihre Arbeit tun«, ermutigte ihn sein Vater. Der Junge nickte, wirkte jedoch nicht besonders zuversichtlich. Dann ging der Lieutenant zu dem Fenster, ließ eine elektrische Jalousie hoch, und auf der anderen Seite war Harry Baker in stehender Haltung zu sehen. Denis betrachtete ihn eingehend. Er ging ganz nahe an die Scheibe heran, bis er fast mit der Nase daran stieß. Er schüttelte den Kopf. Im Raum wurde es still. Der Junge sah den Lieutenant an und murmelte: »Ich kann nicht sagen, ob es derselbe Mann ist. Ich bin nicht sicher. Dazu habe ich ihn zu kurz gesehen.«
»Du kannst noch nicht einmal eine Ähnlichkeit feststellen?«
»Nein. Der, den ich gesehen habe, hatte Uniform und Mütze an, seine Haare guckten nicht heraus. Der hier hat rötliche Haare. Nein. Ich erkenne ihn nicht wieder.«
Der Lieutenant ließ die Jalousie herunter. Wenige Minuten später verließen Denis und sein Vater das 17. Revier.
Kurz darauf würde auch Harry Baker es verlassen.
Zielort: Gefängnis.
Unter den Journalisten, die an diesem Morgen zum Hauptquartier des NYPD mit der Adresse One Police Plaza an der Park Row geeilt waren, machte David Powell von der New York Times den aufgeregtesten Eindruck. Die Presseleute hatten von mehreren Festnahmen durch die Polizei vom 17. Revier erfahren, worunter die spektakulärste die des Anführers der Gang Green Birds aus Brooklyn war. Außerdem kursierte das Gerücht, dass die Ermittlungen in den Mordfällen an der Madison Avenue der Grund für diese Aktion seien. Polizeichef Ronald Jones, wie immer tadellos gekleidet in seinem anthrazitfarbenen Anzug, empfing sie in seinem Büro.
»Bitte nehmen Sie Platz«, sagte er und deutete auf einen langen Nussbaumtisch in einer Ecke, an dem er normalerweise Meetings mit seinen engsten Mitarbeitern abhielt.
»Welchem Anlass habe ich Ihren Besuch zu verdanken?«, fragte er knapp und mit der Miene eines Mannes, der keine Zeit zu verlieren hat. Die vier Journalisten
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