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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Vortag. Die Techniker der Telecom hatten mitgeteilt, dass der Anruf von einem Ort in Südamerika ausgegangen war. Diese Information bestätigte die Hypothese eines Zusammenhangs mit Drogengeschäften großen Stils.
    Bei der Besprechung am Nachmittag unternahm Carracci einen erneuten Versuch, seine Pläne durchzusetzen. Da er nach wie vor der Überzeugung war, dass es unerlässlich sei, auf das Eintreffen der Drogenladung zu warten, legte er seine Ansicht noch einmal dar und spielte seinen letzten Trumpf aus − diesmal im Beisein Ferraras.
    »Die Squadra Mobile«, begann er mit gerunzelter Stirn, »hat herausgefunden, dass für den 29. November die Ankunft eines Bananenfrachters im Hafen von Savona vorgesehen ist. Der Auslaufhafen ist Turbo. Es deutet also alles darauf hin, dass es sich um das handelt, was wir vermuten.« Er sah zuerst den Colonnello an, dann Ferrara. Trimarchi und Foti wechselten einen Blick. Schließlich wandten sie sich nacheinander Ferrara zu, als erwarteten sie ein Machtwort von ihm – das nicht auf sich warten ließ.
    »Wir sollten auch diese neue Information dem Staatsanwalt mitteilen und dann seinem Entschluss gemäß handeln«, erledigte Ferrara das Problem.
    Es lag nun auf der Hand, dass Carracci nur noch auf dem Papier der Leiter der Task Force war und die eigentlichen Entscheidungen beim Staatsanwalt lagen. Dagegen konnte und wollte niemand etwas tun, erst recht nicht Ferrara. Die Verfügung des Ministers war in der Praxis zu Makulatur geworden.
    Carracci wog im Stillen ab, ob es günstiger wäre, vorzeitig nach Rom zurückzukehren. Er konnte es nicht ertragen, sogedemütigt zu werden – vielleicht noch vom Polizeichef, aber gewiss nicht von einem Colonnello der Carabinieri. Das wurmte ihn zu sehr.
    Unterdessen verkündete Trimarchi gelassen, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte – es war 16.25 Uhr −: »Ich werde jetzt losfahren und den Staatsanwalt zu Hause aufsuchen. Und diesmal fände ich es von Vorteil, wenn Dottor Carracci mich begleiten würde.«
    Der Leiter des SCO schüttelte den Kopf und antwortete mit einem knappen Nein.

    Diego ging es schon den ganzen Tag schlecht.
    Der Husten und die furchtbaren Halsschmerzen ließen nicht nach. Ebenso wenig der Schüttelfrost. Vielleicht hatte er wirklich Fieber. Die Flucht der vergangenen Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Er fühlte sich hundeelend, sein ganzer Körper brannte. Außerdem konnte er nichts essen. Das alte Brot und das Stück Käse, das einer der Bewacher ihm am späten Vormittag gebracht hatte, lagen immer noch auf dem Boden. Er hatte lediglich ein paar Schluck Wasser aus dem Plastikkanister trinken können. Als es dämmerte, kam wieder ein Wächter. Er hatte die Kapuze über dem Kopf, wie immer.
    »Wir brauchen dich lebend«, sagte er mit der üblichen verstellten Stimme. »Du musst gesund werden. Zieh dich an, wir bringen dich hier weg.«
    Diese Worte machten ihn ein wenig munterer und holten ihn aus der Benommenheit des Fiebers.
    Er fühlte, wie die deprimierende Leere etwas wich, die ihn während der letzten Stunden nicht mehr verlassen hatte.Er zog sein Hemd an, den Pullover und die Windjacke, die sie ihm als Kissen gegeben hatten. Sie war ihm viel zu groß, mindestens um zwei bis drei Nummern. Dann befreite der Wächter seine Fußknöchel von der Kette. Er schlüpfte in die immer noch feuchte Hose und die Schuhe, die ebenfalls noch völlig durchnässt waren. Gehorsam ließ er sich eine spitze Kapuze mit nur einem kleinen Loch auf der Höhe des Mundes überziehen. Er bekam kaum Luft darunter. Im ersten Moment fürchtete er, in Ohnmacht zu fallen, doch er riss sich zusammen.
    Dann packten ihn kräftige Arme unter den Achseln, richteten ihn auf und zogen ihn hinaus. Sie marschierten los. Auf einem steinigen Pfad stiegen sie den Berg hinauf, bis sie eine Hochebene erreichten. Dort wurde der Untergrund weicher. Seine Füße traten auf eine nachgiebige Grasdecke. Dann ging es wieder hinab auf Wegen durch dichtes Buschwerk und Wald. Es war ein kurzer Abstieg, er dauerte nicht länger als eine halbe Stunde. Schließlich kamen sie zu einer Behausung. Sie führten ihn hinein, und während sie ihre Kapuzen wieder aufsetzten, nahmen sie ihm seine ab.
    Diego sah mit Erleichterung, dass das neue Versteck größer war als sein alter Verschlag. Es war eine richtige Hütte, aus Steinen gebaut, von der Sorte, wie sie für die Trockenmauern benutzt wurden, und circa vier mal vier Meter groß. Vor allem aber bot sie mehr

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