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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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geklemmt. Im Mundwinkel die halbe Toscano, die nicht angezündet war. Der Colonnello ging um seinen Schreibtisch herum und schüttelte ihm dann herzlich die Hand.
    »Willkommen in Reggio, Dottor Ferrara.«
    »Danke.«
    »Hatten Sie eine gute Anreise gestern Abend?«
    »Ja, ausgezeichnet.«
    Sie setzten sich in die Besprechungsecke, wo der Colonnello ihn auf den neuesten Stand brachte. Ferrara schwieg einen Augenblick, dann fragte er: »Wissen wir, wem das Auto gehört?«
    »Leider haben unsere Leute das Nummernschild bisher nicht erkennen können. Der Wagen ist so geparkt, dass sie ihn nur von der Seite sehen. Aber er ist dunkel und vom gleichen Typ wie der, mit dem Prestipino abgeholt wurde. Da sind sie ganz sicher.«
    »Und von dem haben wir das Kennzeichen?«
    »Natürlich. Er ist auf eine Firma zugelassen, die einem Strohmann von Russo gehört«, antwortete Trimarchi. »Aber er wird von seinen Getreuen benutzt.«
    Ferrara nickte und sagte: »Wir müssen uns bereithalten. Außerdem sollten wir den Staatsanwalt über die veränderte Lage informieren.«
    Der Colonnello stimmte zu, ging zum Telefon und rief in der Staatsanwaltschaft an. Kurz darauf kamen Bill Hampton und der Rechtsattaché Holley. Beide lächelten Ferrara an und begrüßten ihn mit einem festen Händedruck. Dann reichte Bob Holley dem Colonnello ein Blatt. »Das ist die Liste mit Namen, die uns Director Moore geschickt hat. Alles Italiener, die bei einem FBI -Einsatz überprüft wurden. Das Bindeglied zwischen ihnen ist Harry Baker.«
    »Entschuldigen Sie, wer ist dieser Harry Baker?«, fragte Ferrara.
    »Ach, verzeihen Sie, Commissario. Wir haben vergessen, Sie darüber zu informieren: Harry Baker ist der Anführer einer überaus gefährlichen Gang in New York«, erklärte Holley.
    Colonnello Trimarchi, der auf der Liste zwei Personen ausgemacht hatte, die in der Region geboren waren, eine in Bovalino, die andere in Gioiosa Ionica, sagte: »Gut. Wir werden diese Liste an die Squadra Mobile weiterleiten, damit sie genaue Nachforschungen über die familiären Hintergründe dieser Personen anstellen.« Dann befahl er: »Foti, fax diese Liste an Dottor Bruni.«
    Er sah auf die Uhr: Es war 9.30 Uhr.

New York
    Richter Steven Goldstein vom Obersten Gerichtshof Brooklyn Kings County saß in seiner schwarzen Robe, umrahmt von zwei Fahnen, auf dem Richterstuhl. Er war knapp über fünfzig und hatte den Ruf, streng und schnellbei der Urteilsfindung zu sein. Vor ihm saß eine junge Frau an einem kleinen Schreibtisch und stenografierte.
    Der geräumige Gerichtssaal war randvoll mit Angeklagten und Anwälten. Seit fast einer Stunde verhandelte er die Anklagepunkte, die den Festgenommenen zur Last gelegt wurden. Nun war Harry Baker an der Reihe. Steven Goldstein rief den Fall auf.
    Der Festgenommene stand auf einer Seite des Saals hinter einer Glaswand. Robert Mills, sein Rechtsanwalt, kaum eins siebzig groß, die dunklen Haare mit Gel aus der Stirn gekämmt, ging um seinen Tisch herum auf ihn zu.
    »Ich soll dich grüßen. Du weißt schon, von wem.«
    »Ja, danke«, sagte Baker und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Du erklärst dich natürlich für nicht schuldig.«
    Harry Baker nickte. Der Anwalt begab sich daraufhin zum Richtertisch, um mit schallender Stimme zu verkünden, dass sein Mandant sich für nicht schuldig erklärte. Steven Goldstein schien einen Moment zu zögern.
    Er hatte jetzt vier Möglichkeiten: den Beschuldigten ohne Kaution in der Haft zu belassen, ihn auf freien Fuß zu setzen, dabei jedoch bestimmten Einschränkungen zu unterwerfen (zum Beispiel Einzug des Reisepasses, die Auflage, sich regelmäßig bei der Polizei zu melden etc.), ihn gegen Kaution, die er jetzt festsetzen musste und die der Angeklagte unmittelbar zu entrichten hatte, freizulassen oder gegen eine Bürgschaft für den Fall, dass er flüchtete oder beim nächsten Verhandlungstermin nicht erschien.
    Robert Mills, der Baker gegen eine bescheidene Kaution freibekommen wollte, tönte mit wichtiger Miene: »Euer Ehren, ich beantrage, dass die bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmten Beweisstücke für nicht zulässig erklärt werden, da die Durchsuchung nicht rechtmäßig war. Ebenso wie die Festnahme meines Mandanten, der an den ihm zur Last gelegten Straftaten nicht beteiligt war. Es gab keinen ersichtlichen Grund, ihn zu durchsuchen.« Der Richter senkte den Blick auf die vor ihm liegende Akte und sah dann den stocksteif vor ihm stehenden Anwalt bohrend an. »Aus

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