Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
dem Gehörten schließe ich, dass Sie und Ihr Mandant nicht beabsichtigen, auf die Zehntagesfrist zu verzichten.«
»So ist es, Euer Ehren, wir wollen nicht darauf verzichten.«
Goldstein nahm das zur Kenntnis, konsultierte den Kalender auf seinem Tisch und legte den Verhandlungstermin fest: genau einen Tag nach Ablauf der zehn Tage. Der Rechtsanwalt und die Staatsanwältin notierten sich das. Dann beugte sich der Richter vor und fragte, ob die Anwälte etwas zu der festzusetzenden Kaution zu bemerken hätten.
Daraufhin erhob sich Betty Fisher, die Staatsanwältin, zum ersten Mal von ihrem Platz. Sie war jung und hübsch und trug ein strenges graues Kostüm.
Ted Morrison hatte vor Beginn der Vorverhandlung lange mit ihr telefoniert und ihr auseinandergesetzt, weshalb es dringend erforderlich war, dass der Angeklagte nicht freigelassen wurde. Sie hatte erwidert, dass es unter diesen Umständen womöglich angezeigt sei, den Fall der Bundesgerichtsbarkeit zu unterstellen, doch der Kollege war nicht einverstanden gewesen. »Wir wollen unsere Karten noch nicht auf den Tisch legen«, hatte er seine Vorgehensweise näher begründet. »Na schön, ich werde mein Bestes tun«, hatte sie schließlich zugesagt.
»Ja, Euer Ehren, ich möchte etwas anmerken. Die Staatsanwaltschaft beantragt, eine Kaution von 60 000 Dollar zuerheben.« Dabei sah sie kurz zu Mills hinüber. Der Richter blickte über den Rand seiner Brille hinweg von ihr zu Harry Baker und musterte diesen eingehend, als könnte er dadurch eine Erklärung dafür finden, weshalb bei einer Anklage wegen Diebstahls und Hehlerei eine derart hohe Kaution gefordert wurde. Das war nach bisheriger Rechtsprechung höchst ungewöhnlich.
»Warum das, Mrs Fisher?«, wollte er wissen. »Aus den mir vorliegenden Akten ist nichts zu ersehen, was eine Forderung, die derart von vergleichbaren Fällen abweicht, rechtfertigen würde.«
Betty Fisher antwortete umgehend: »Wir halten die Gefahr für gegeben, dass der Angeklagte sich dem Verfahren entzieht, Euer Ehren. Er hat sich geweigert, der Polizei zu sagen, wie er in den Besitz des Dienstabzeichens gelangt ist, und außerdem …« Sie machte eine kurze Pause, legte ihren Stift ab und blätterte in ihren Unterlagen. Dabei handelte es sich um die Notizen ihres Gesprächs mit Ted Morrison.
»Außerdem könnten schwerwiegendere Vorwürfe hinzukommen«, fuhr sie entschieden fort.
»Wie, gibt es denn noch andere Anklagepunkte?«, fragte der Richter, hellhörig geworden.
Betty Fisher schien zu zögern. Sie wusste, dass sie sich nicht weiter aus dem Fenster lehnen konnte.
Sie warf noch einen Blick auf ihre Notizen und räumte ein: »Bisher habe ich keine weiteren Berichte vorliegen, aber die Detectives arbeiten daran.«
Nun war es an dem Richter, zu überlegen und abzuwägen, wobei er seine Robe über den Schultern zurechtzupfte. Dann warf er erneut einen Blick in die Akten und begann zu schreiben.
»In diesem Fall möchte ich eine kleine Abwandlung vornehmen. Ich lege die Kaution auf 40 000 Dollar fest, werde sie aber reduzieren, falls die Ermittlungen der Polizei in den kommenden Stunden keine neuen Ergebnisse erbringen«, verkündete er an Mills gerichtet und mit einem flüchtigen Blick zum Angeklagten. Dann klappte er die Akte zu, legte sie auf einen Stapel von anderen Prozessunterlagen und rief den nächsten Fall auf.
Der Rechtsanwalt ging niedergeschlagen zu Harry Baker und murmelte: »Tut mir leid.«
»Vergessen Sie’s. Ich werde sowieso nur noch ein paar Tage drinbleiben. Die werden nichts finden, was sie mir anhängen können. Außerdem wird man mich nicht im Stich lassen, wie Sie wissen.«
»Halt durch. Wir holen dich bald raus«, sagte Mills, ehe er sich verabschiedete.
Harry Baker wurde nach Rikers Island ins Gefängnis gebracht.
Als Moore und Reynolds vom Ausgang der Vorverhandlung erfuhren, wünschten sie sich, dass er für immer dort bleiben möge.
Es gab keinen Grund, den Interventionsplan zu ändern.
Man hatte nicht beobachten können, dass die beiden Männer, die am Morgen angekommen waren, den Gutshof wieder verließen, ebenso wenig Alfredo Prestipino.
Staatsanwalt Romeo, der ständig vom Colonnello auf dem Laufenden gehalten wurde, hatte erneut die Notwendigkeit betont, die Polizeiaktion durchzuführen. Sie konnte und durfte nicht verschoben werden. Die Überwachung des Hausanschlusses von Antonio Russo hatte keine interessanten Gespräche mehr verzeichnet; das einzig Nützliche blieb das vom
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