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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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kochten in ihr hoch, und sie tat etwas, das sie noch nie in ihrem Leben getan hatte – sie begann, sich heftig gegen Dad zu wehren.
    Er war nicht ganz im Gleichgewicht, als er nach ihr gegriffen hatte, sonst hätte es nie geklappt, doch sie wand sich, trat und schlug aus, und die Kombination aus all ihren Bewegungen ließ ihn stolpern und hinfallen. Sie fiel ebenfalls hin, doch sie war schneller wieder auf den Beinen und lief weiter.
    Rasch hatte er sie erneut eingeholt. Diesmal packte er sie und überwältigte sie ganz, indem er sie umwarf und zu Boden drückte. Sein Gesicht hing direkt über ihr und war rot vor Zorn.
    Nun hatte sie auf ganz andere Weise Angst.
    Er stand auf und zog sie an den Schultern hoch. Dann schüttelte er sie. »Was zum Teufel machst du denn?«, schrie er. »Sollen wir deinetwegen alle umkommen?«
    Sie sah ihn mit großen Augen an und hätte fast zu weinen begonnen. Dieser Mann war nicht Dad, nicht der Dad, den sie liebte. Bei diesem Gedanken wallte erneut Wut in ihr auf und sie schrie zurück: »Was ist mit meinem Vater passiert?«
    Er wurde bleich.
    »Du bist nicht mein Dad! Du benimmst dich wie ein Wildfremder!«
    Er setzte sie ab, ließ jedoch die Hände auf ihren Schultern liegen. Seine Hände zitterten. Er sah entsetzlich aus. Auf einmal bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn angeschrien hatte.
    Er blickte zu Boden und runzelte die Stirn, ehe er sich bückte und den Umschlag aufhob, der ihr aus der Tasche gefallen war. »Mein Gott … Genie …«
    Sie sagte kein Wort.
    »Genie … Genie, setz dich mal kurz zu mir, okay?«
    Sie nickte, und sie gingen zusammen zu einem großen Felsbrocken. Er rief den Jungen zu, die immer noch starr vor Schreck dastanden. »Genie und ich müssen uns kurz unterhalten. Wollt ihr nicht solange noch einen kleinen Schneemann aus dem Schnee da drüben bauen?«
    »Wir könnten einen Schnee jungen bauen«, erwiderte Troy.
    »Ja, macht das doch.«
    Obwohl es kühl war, war Dads Gesicht schweißnass. Genie versuchte wieder zu Atem zu kommen. Jetzt, wo sie ihn angeschrien hatte und so weiter, war ihr auch ganz schwummrig. Obwohl sie dicht nebeneinandersaßen, hatte sie das Gefühl, als sei Dad weit weg, als hätte sich etwas Wichtiges zwischen ihnen verändert. Sie wusste nicht, ob sie das so haben wollte, und noch während sie wünschte, es wäre wieder vor einer Woche und sie und Carrie hätten nie über Andenkungen nachgedacht oder Irene Kelly angerufen, klang ihr einer von Großvaters Sprüchen in den Ohren: »Was geschehen ist, ist geschehen, auch wenn wir uns noch so wünschen, es ungeschehen zu machen. Wenn es also keinen Weg zurück gibt, muss man vorwärtsgehen.« Bis heute hatte sie daran nur gedacht, wenn sie beim Abspülen einen Teller oder ein Glas zerbrochen hatte. Jetzt hatte sie ihre ganze Familie zerbrochen.
    »Hab ich dir wehgetan?«, fragte Dad.
    Hatte er, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Gut. Ich wollte dir nie, nie wehtun, Genie. Vergiss das nicht, ja?« Dann fing er an zu weinen. Obwohl sie sich gestern einoder zweimal gefragt hatte, ob er geweint hatte, hatte sie noch nie erlebt, dass er in ihrer Gegenwart die Fassung verlor. Er zog die Knie hoch und legte seinen rechten Arm darüber, ehe er die Stirn auf den Arm sinken ließ und sein Gesicht verbarg.
    Genie rutschte näher an ihn heran. Sie nahm seine freie Hand und hielt sie fest. »Ich weiß, Daddy, ich weiß. Bitte nicht weinen.«
    »Ich habe alles zerstört«, sagte er.
    »Es wird schon wieder«, erwiderte Genie und tätschelte ihm den Arm, ehe sie rasch zu den Jungen hinüberschaute. Erleichtert sah sie, dass sie eifrig damit beschäftigt waren, genug Schnee für ihren Schneejungen zu sammeln.
    Dad wischte sich das Gesicht, holte ein paarmal tief Luft und setzte sich ein bisschen aufrechter hin. »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal, doch diesmal mit festerer Stimme. »Es hilft ja nichts, wenn ich zusammenklappe, oder?« Er zog sie enger an sich. »Was auch immer geschieht, du sollst wissen, dass ich dich, Troy und Aaron und Carrie liebe.«
    »Das weiß ich, Dad. Wir lieben dich auch. Sei nicht traurig.«
    Er holte erneut tief Luft. »Ich weiß nicht, wie lange Cleo drinnen bleibt, deshalb sage ich dir jetzt ein paar Dinge – nur für den Fall des Falles … Genie, ich habe einen großen Fehler gemacht – eine Menge großer Fehler. Wir sind hier, weil ich – weil ich Cleo mochte und geglaubt habe, sie könnte uns beschützen. Doch stattdessen … stattdessen sind wir

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