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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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seine Brust und ging mit seinen Reiherschritten davon. Andere Jurastudenten strömten aus dem Haus, einige plaudernd in kleinen Gruppen, ein paar in Gedanken verlorene Einzelgänger, die ihrer eigenen Wege gingen.
    Milo stand auf und streckte sich. »Es hat gerade bei mir geknackt.«
    »Ich hab nichts gehört.«
    »Sollen wir gehen?«
    Ich blieb auf der Bank sitzen.
    »Alex?«
    »Was wäre, wenn?«, sagte ich.
    Er setzte sich wieder.
    Eine Gruppe Studenten kam auf uns zu. Als sie vorbei waren, fragte er: »Welche schlimmen Gedanken haben sich in deinem Gehirn eingenistet?«
    »George Ramos nimmt an, dass Lee auf der Straße schwanger geworden ist. Es könnte auch hausintern passiert sein. Buchstäblich.«
    »Daney?«
    »Er war der einzige Mann im Haus. Was eine haremartige Situation ist, wenn man es recht bedenkt. All diese Teenager aus gestörten Verhältnissen. Vielleicht gibt es einen Grund dafür, dass die Daneys nur Mädchen haben wollen.«
    »Oh, Mann.«
    »Wir wissen, dass Daney ein Betrüger und Ehebrecher ist, und wir haben gerade den Verdacht seiner Verwicklung in einen Mord zur Sprache gebracht. Eine Minderjährige unter seiner Aufsicht zu schwängern scheint nicht untypisch für ihn zu sein. Er würde mit Sicherheit für einen Schwangerschaftsabbruch gesorgt haben, was zu Lee Ramos’ Abtreibung passt. Es könnte auch ihren Selbstmord erklären. Wir haben es mit einer extrem verstörten jungen Frau zu tun, die ein feindseliges Verhältnis zu ihrem Vater hatte. Sie würde nach einem mitfühlenden Ersatz Ausschau halten. Der Staat hat einen für sie gefunden, aber falls er ihr Vertrauen enttäuschte und sie dann den Beweis vernichten ließ, wäre das für sie traumatisch gewesen.«
    »Ersatzinzest.«
    »Exakt die Art von Verletzung, die zu einer schweren Depression führen könnte.«
    »Sich die Handgelenke an ihrem Geburtstag aufzuschlitzen«, sagte er. »Falls es Selbstmord war.«
    »Glaubst du, es war keiner?«
    »Ich lasse meiner Fantasie freien Lauf.«
    Er rief bei dem Gerichtsmediziner von Santa Barbara an, sprach mit dem Pathologen, der die Obduktion an Lee Ramos durchgeführt hatte, hörte lange zu und schüttelte den Kopf, als er den Hörer auflegte.
    »Scheint kein Zweifel an einem Selbstmord zu bestehen. Sie hat sich in dem Zimmer eingeschlossen und Musik angemacht, das einzige Fenster war mit Farbe verklebt. Kein Anzeichen für einen Kampf, keine Wunden, die daher rühren könnten, nur tiefe Schnitte an den Unterarmen - ernsthafter Vorsatz. Vorher hatte sie eine Flasche Southern Comfort verputzt und eine Packung Valium geschluckt. Falls das Rasiermesser es nicht geschafft hätte, hätten die Tabletten es getan. Die Kids, mit denen sie zusammenwohnte, sagten, sie wäre die letzten Wochen wirklich down gewesen. Sie hätten versucht, sie dazu zu bringen, dass sie mit ihnen feiert - es war schließlich ihr Geburtstag. Lee wäre im letzten Moment abgesprungen, hätte gesagt, ihr wäre schlecht.«
    Meine Augen begannen zu brennen. Ein Mädchen, das ich nie kennen gelernt hatte. »Geburtstagsselbstmord«, sagte ich. »Noch ein Jahr konnte sie nicht ertragen.«
    Milo lehnte sich schwer gegen die Rückenlehne der Bank, zeigte mir die Rückseite seines Kopfes, verschränkte die Arme vor der Brust. Eine Brise zauste die Bäume hinter uns. Das Gras reagierte ein paar Sekunden später.
    »Sie hatte immer etwas Bargeld, deshalb nahmen die anderen an, dass sie auf den Strich ging. Mit sechzehn Jahren. Dazu kommt es nicht über Nacht, oder?«
    Bevor ich antworten konnte, sprang er auf die Beine und marschierte davon, wobei er mit dem Notizbuch gegen seinen Oberschenkel schlug. An seinem Gang war nichts Vogelartiges.
    Ein Bär auf einem Streifzug. Eindeutig ein Bär.
    Ich folgte ihm, war mir nicht sicher, was ich war.
    Wir kehrten zum Wagen zurück und rollten an der östlichen Peripherie des Universitätsgeländes entlang.
    »Daney melkt das System«, sagte ich. »Ich frage mich, ob er eine Abtreibung aus eigener Tasche finanzieren würde.«
    Milo nahm den Fuß vom Gas. »Der Dreckskerl schwängert ein Pflegekind und präsentiert die Rechnung dem Staat? Klar, warum nicht, mit allem anderen kommt er ja auch durch.«
    »Das ist eine Sache«, sagte ich, »die wir vom Theoriestatus zur Tatsache erheben könnten.«
    »Offiziell sind die Akten vertraulich«, sagte Olivia, »daher bin ich nicht sicher, ob ihr sie vor Gericht benutzen könnt.«
    »Mal sehen, ob es irgendwas zu benutzen gibt«, sagte ich.
    »Wie du

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