Bluttat
schrieb mir Leticia Hollings’ Telefonnummer in Temecula auf, und Milo besorgte sich Elisabeth Mia Scoggins’ letzte bekannte Adresse von der Straßenverkehrsbehörde in Santa Monica; sie stimmte mit einem Eintrag im Telefonbuch für Scoggins, E., überein.
Er warf die Bierdose in den Mülleimer und machte sich auf den Weg.
Beth Scoggins wohnte in einem Apartment an der Twentieth Street in der Nähe des Pico. Eine billige Wohngegend in der City am Strand, aber der Gedanke, dass sie eine gewisse Unabhängigkeit erlangt hatte, war ermutigend.
Es war neunzehn Uhr fünfzehn. Allisons Praxis lag an der Montana, am teuren Nordende Santa Monicas. Ich wusste, dass sie bis um neun Uhr Patienten hatte, aber normalerweise machte sie um acht eine Pause zum Abendessen. Falls ich es schaffte, ein Treffen mit Beth Scoggins zu vereinbaren, hätte ich vielleicht Zeit, später vorbeizuschauen …
Der Mann mit dem Heiligenschein.
Eine junge Frau kam ans Telefon, die misstrauisch klang.
»Ms. Scoggins?«
»Hier spricht Beth.«
Ich nannte ihr meinen Namen und meinen Titel und fragte sie, ob sie bereit sei, über ihre Erfahrungen in einer Pflegefamilie zu reden.
»Wie haben Sie mich gefunden ?«, fragte sie.
Die Panik in ihrer Stimme löste in mir den Wunsch aus zurückzustecken. Aber das würde ihr vielleicht noch mehr Angst machen. »Ich führe eine Forschungs-«
»Ist das … ist das eine Art Schwindel?«
»Nein, ich bin wirklich Psycholo-«
» Was für eine Forschung? Wovon reden Sie eigentlich?«
»Es tut mir leid, wenn -«
»Was für eine Forschung ?«
»Die Probleme von Pflegekindern.«
Schweigen.
»Ich arbeite als Berater für die Polizei, und eine junge Frau, die bei denselben Leuten in Pflege war wie Sie, wurde -«
»In Pflege ? Haben Sie das gesagt? In Pflege ? Wie heißen Sie?«
Ich nannte ihr meinen Namen.
Ein kratzendes Geräusch; sie schrieb den Namen auf.
»Ms. Scog-«
»Sie sollten mich nicht anrufen. Das ist nicht richtig.«
Klick.
Ich saß da und kam mir schäbig vor. Jetzt hatte ich genug Zeit, bei Allison vorbeizufahren, aber ich war nicht in der Stimmung für andere Menschen. Ich loggte mich über mein Konto bei der medizinischen Fakultät ein und suchte über Ovid nach Selbstmord bei Pflegekindern, fand keine objektiven Untersuchungen, nur Vermutungen, dass Kinder, die man von ihren Eltern trennt, allen möglichen Risiken ausgesetzt sind.
Da wäre ich von selbst nicht drauf gekommen, liebe Kollegen.
Ich dachte daran, Beth Scoggins noch einmal anzurufen. Konnte mir nicht vorstellen, wie das die Angelegenheit verbessern würde. Vielleicht morgen. Oder übermorgen. Ich würde ihr ein bisschen Zeit lassen …
Um acht überkam mich allmählich das Bedürfnis zu essen. Kein Hunger, eher eine Verpflichtung, meinen Blutzuckerspiegel nicht absinken zu lassen.
Als ich dabei war, die Vorzüge von Dosensuppe und Dosenthunfisch gegeneinander abzuwägen, rief Robin an.
Beim Klang ihrer Stimme kribbelte meine Kopfhaut.
»Hey«, sagte ich. Redegewandt.
»Störe ich bei irgendwas?«
»Überhaupt nicht.«
»Okay«, sagte sie. »Es gibt keine leichte Methode, dir das zu sagen, Alex, aber ich fand, ich müsste es tun. Spike geht es nicht so toll.«
»Was ist los?«
»Das Alter. Er hat Arthritis in den Hinterbeinen - du erinnerst dich noch, dass das linke immer etwas fehlentwickelt war? Jetzt ist es richtig schwach. Außerdem ist seine Schilddrüsenfunktion niedrig, und seine Kräfte lassen nach. Ich muss ihm Tropfen in die Augen geben, und seine Nachtsicht ist fast nicht mehr vorhanden. Alle anderen Tests sind normal, bis auf eine leichte Vergrößerung des Herzens. Der Tierarzt sagt, das wäre begreiflich angesichts seines Alters. Für einen Bully ist er ein richtig alter Herr.«
Als ich Spike zum letzten Mal gesehen hatte, hatte er seine zwölf Kilo einen Meter in die Luft katapultiert und war unbekümmert wieder auf dem Boden gelandet. »Armer kleiner Kerl.«
»Er ist nicht mehr der Hund, an den du dich erinnerst, Alex. Liegt fast den ganzen Tag rum und ist ziemlich apathisch geworden. Jedem gegenüber, selbst fremden Männern.«
»Das ist neu.«
»Ich dachte mir nur, du solltest Bescheid wissen. Er wird gut versorgt, aber … kein Aber. Das ist alles. Ich dachte, du solltest Bescheid wissen.«
»Ich weiß das zu schätzen«, sagte ich. »Schön, dass du dort oben einen guten Tierarzt gefunden hast.«
»Ich spreche von Dr. Rich.«
»Bist du wieder in L.A.?«
»Schon eine Weile«, sagte
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