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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verantwortlich ist.«
    »Als Psychologe bin ich verpflichtet, Missbrauch anzuzeigen«, sagte ich. »Die Beweisvorschriften gelten nicht.«
    »Welche Anhaltspunkte musst du für eine Anzeige haben?«
    »Das Gesetz sagt: Verdacht auf Missbrauch. Was das heißt, ist unklar. Jedes Mal, wenn ich mich um eine Klarstellung bemüht habe - bei der Ärztekammer, meinem Anwalt, dem Psychologenverband -, bin ich gescheitert. Ich kenne Kollegen, die Schwierigkeiten wegen einer Anzeige bekommen haben, und andere, die man in die Mangel genommen hat, weil sie keine gemacht haben.«
    »Das Gesetz ist ein Esel«, sagte er, ließ den Kaffee stehen und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Eine Sache kommt mir noch komisch vor, Alex. Selbst mit den Provisionen wäre es für Daney gefährlich, all diese Mädchen zu schwängern. Wäre einfacher für ihn, bei ihnen oder sich selbst auf Verhütung zu achten, als das Risiko einzugehen, dass sie es jemandem erzählen.«
    »Sie haben es noch niemandem erzählt«, sagte ich. »Oder sie haben es doch getan, und niemand hat zugehört.«
    »Das arme Ramos-Mädchen.«
    Ich nickte. »Selbst wenn Daney sonst niemanden ermordet hat, ist er in gewisser Weise für ihren Tod verantwortlich, wenn er der Vater ihres Kindes war.«
    Er machte seine Bierdose auf, trank aber nicht daraus. »Wie kriege ich das also raus?«
    »Wie wär’s damit: Ich könnte versuchen, mit Leticia Hollings und Beth Scoggins zu reden. Es als allgemeine Untersuchung von Pflegefamilien darstellen. Falls sie erwähnen oder andeuten, missbraucht worden zu sein, habe ich eine eindeutige Verpflichtung, die Polizei in Kenntnis zu setzen.«
    »Irgendwelche Polizei im Besonderen?«
    »Zur Not genügst du.«
    Er lächelte schwach. »Das Problem ist, Alex, wenn du als Polizeiersatz an sie herantrittst, würde die Sache mit dem Arztgeheimnis einer polizeilichen Ermittlung im Weg stehen.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Ich habe als Polizeiberater angefangen, bin aber in die unabhängige Forschung umgeschwenkt.«
    »Ich dachte, das wäre nur eine Geschichte.«
    »Es könnte in Wirklichkeit so sein.«
    Er schaute mich an. »Wieso?«
    »Während unserer Zusammenarbeit erfuhr ich von Lee Ramos’ Selbstmord und wurde auf einer intellektuellen Ebene neugierig.«
    »Neugierig worauf?«
    »Auf die Verbindung zwischen Pflegekindern und Selbstmord. Die Artikel, die ich vor einigen Jahren über Stress und Missbrauch veröffentlicht habe, würden das untermauern.«
    »Forschst du immer noch?«
    »Seit einiger Zeit nicht mehr, aber ich bin ordentlicher Professor, und ordentliche Professoren können tun, was sie wollen.«
    »Wann bist du befördert worden?«
    »Letztes Jahr.«
    »Das hast du nie erwähnt.«
    »Nicht der Rede wert«, sagte ich. »Es ist eine klinische Berufung. Es läuft darauf hinaus, dass sie mich ab und zu bitten, einen Assistenzarzt oder einen Studenten nach dem Examen zu beaufsichtigen, einem ad hoc einberufenen Ausschuss anzugehören oder einen Forschungsantrag zu lesen.«
    »Wirst du dafür bezahlt?«
    »Nein«, sagte ich. »Es ist meine Art, mich zu revanchieren.« Ich bildete einen Heiligenschein mit meinen Händen und hielt ihn über meinen Kopf.
    »Was für ein Mensch«, sagte er. »Du siehst keinen Tag älter aus als ein außerordentlicher Professor.«
    Sein Handy piepte. »Sturgis. Oh, hallo … yeah, es ist lange her … Sie machen Witze. Das ist toll. Tausend Dank. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
    Breites Lächeln. Das hatte ich lange nicht mehr zu sehen bekommen.
    »Das war die staatlich geprüfte Krankenschwester Nancy Martino, Ermittlerin beim Gerichtsmediziner. Sie hat Gewebeproben von Kristal Malleys Obduktion in einem Tiefkühlschrank gefunden. Nieren- und Magenschnitte. Ein Teil sieht verdorben aus, aber es könnte genug für eine Analyse sein. Sie behalten es, bis ich mich bei ihnen melde.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Was auch immer es bringt.« Sein Lächeln erstarb.
    »Und was jetzt?«
    »Was erreichen wir mit der DNS wirklich, Alex? Sie bestätigt, was wir bereits durch die Augenfarbe wissen. Der Cowboy war nicht Kristals Daddy. Sie bringt mich kein Stückchen näher an Malley als Rands Mörder. Oder an Daney wegen der schlimmen Dinge, die er vielleicht verbrochen hat.« Er klopfte im Calypso-Takt gegen die Bierflasche. »Zwei schlimme Finger, keine Spuren, das Leben ist wunderbar.«
    »Besser als keine schlimmen Finger.«
    »Wie tröstlich«, sagte er. »Du musst Psychotherapeut sein.«

33
    Ich

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