Bluttat
willst, Darling. Es könnte eine Weile dauern.«
»Du bist es immer wert, dass man auf dich wartet.«
»Ach ja«, sagte sie. »Mein mädchenhafter Charme.«
Mein Handy klingelte, als wir den Glen hochfuhren und noch eine Meile von meinem Haus entfernt waren. »Eine Weile« hatte fünf Minuten gedauert.
»Nichts unter ›Ramos‹«, sagte Olivia, »aber der Abbruch von Wilfreda Lee Monahans Schwangerschaft wurde tatsächlich dem Steuerzahler in Rechnung gestellt. Vorgenommen wurde er in North Hollywood. Der Women’s Wellness Place.«
Sie las eine Adresse im 6000er Block der Whitsett vor. Eine kurze Strecke vom Haus der Daneys entfernt, ebenfalls innerhalb des straff gespannten Netzes.
»Hat ein Erwachsener sie begleitet?«, fragte ich.
»Das stünde da nicht drin. Der Oberste Gerichtshof des Staates hat schon 1998 die Zustimmung der Eltern für unnötig erklärt.«
»Auch wenn sie in einer Pflegefamilie lebt?«
»Auch dann. Die Einreichung wäre ein Klacks, wenn das Mädchen bereits registriert ist, man muss nur noch eine andere Kennziffer eingeben. Kennziffern, Plural. Sieht so aus, als hätte sie auch eine allgemeine und eine gynäkologische Untersuchung, eine Schwangerschaftsberatung und eine Aids-Aufklärung bekommen.«
»Gründlich«, sagte ich.
»Klingt so, als ob hier eine Oberliga-Chuzpe am Werk wäre.«
»Das willst du gar nicht wissen, Olivia. Würdest du mir einen Gefallen tun und einen weiteren Namen durchlaufen lassen? Leticia Maryanne Hollings, siebzehn Jahre alt.«
»Noch eine«, sagte sie. »Also ist es schlimmer als Chuzpe.«
Leticia Hollings’ Abtreibung hatte einen Monat vor der von Lee Monahan stattgefunden. Dieselbe umfassende Rechnungsstellung.
Dieselbe Klinik.
Der Women’s Wellness Place kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wusste nicht, warum. Ich bat Olivia, die beiden Mädchen zu überprüfen, die nicht mehr bei den Daneys wohnten und volljährig waren.
Eins von ihnen, Beth Scoggins, inzwischen neunzehn, hatte ebenfalls einen Schwangerschaftsabbruch im Women’s Wellness Place vornehmen lassen. Vor zwei Jahren, als sie noch bei den Daneys gewohnt hatte.
Olivia sagte: »Das wird langsam widerlich.«
Ich erzählte Milo von Scoggins. Seine Augen funkelten, und ich konnte seine Zähne knirschen hören, als er sich das Handy schnappte. An der sanften, freundlichen Art, wie er sich bei Olivia bedankte, hätte man es nicht merken können.
Wir hielten vor meinem Haus, und ich lief vor ihm her in mein Büro.
Achtunddreißig Treffer für Women’s Wellness Place. Die meisten Verweise bezogen sich auf legitime Programme an großen Krankenhäusern. Drei führten zu der Klinik in North Hollywood.
Der erste erklärte mein Déjà vu.
Ich hatte ihn schon mal auf dem Bildschirm gehabt, als ich über Sydney Weider recherchiert hatte. Eine Spendenaktion vor acht Jahren. Weider und Martin Boestling unter den Sponsoren. Ein PR-Foto aus besseren Zeiten.
Die beiden anderen Verweise waren zwei Jahre jünger, ebenfalls Partys zur Finanzierung der »wohltätigen, gemeinnützigen Programme« der Klinik. Keine Erwähnung von Weider oder Boestling; inzwischen hatten sie sich getrennt und einen sozialen Abstieg hinter sich.
Was die beiden Treffer zu bieten hatten, war eine Liste der Belegschaft von Women’s Wellness.
Ein Name stach - eingeklemmt zwischen Dres. med. und Dres. phil., Chiropraktikern, Psychologen, Kunsttherapeuten, Massagespezialisten - hervor wie eine Narbe.
Drew Daney, Mag. theol., beratender Seelsorger.
Bei dem knurrenden Geräusch hinter mir sträubten sich die Härchen in meinem Nacken.
»›Ich arbeite bei mehreren gemeinnützigen Organisationen mit‹«, sagte Milo. »Das stimmt, Mann. Du bist ein echter verfickter Heiliger.«
»Vielleicht kriegt er eine Provision«, sagte ich. »Einen Prozentsatz von der gesamten Rechnungssumme. Ein zusätzlicher Anreiz, um sie zu schwängern und eine Abtreibung vornehmen zu lassen.«
»Zusätzlich?«
»Bei einer solchen Sache geht es niemals nur ums Geld.«
Wir gingen in die Küche, und ich machte uns einen Kaffee.
»Fest steht, dass dieser Kerl junge Mädchen missbraucht«, sagte Milo. »Falls er all das getan hat, was wir erörtert haben, ist er ein kleiner Charlie Manson. Das Problem ist, dass ich in der Sache nicht das Geringste unternehmen kann, weil mir der Zugang zu den medizinischen Akten der Mädchen nicht gestattet ist. Selbst mit den Akten gibt es keinen Beweis dafür, dass Daney für die Schwangerschaften
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