Bluttat
in seinen zivilen Einsatzwagen stieg und mir nach Hause folgte. Am Westwood Boulevard fuhr er an mir vorbei und kam zuerst dort an.
Das Fax von Olivia lag in der Ausgabe meines Apparats. Eine Seite mit Namen, Sozialversicherungsnummern, Geburtstagen und dem jeweiligen Zeitraum der Anwesenheit im Daney-Haushalt.
Zwölf Mädchen zwischen vierzehn und sechzehn. Acht wohnten immer noch bei den Daneys. Ein Name war mir bekannt. Quezada, Valerie. Das unruhige, verärgerte Mädchen, dem Cherish bei einer Mathematikaufgabe geholfen hatte. Cherish war die Aufgabe Schritt für Schritt mit ihr durchgegangen, die Geduld in Person. Augenblicke später Cherishs Tränen, als sie über Rand geredet hatte …
Die Liste deckte nur einen Zeitraum von fünfundzwanzig Monaten ab. Olivias handschriftliche Notiz oben auf der Seite besagte: Weiter zurück ging es nicht. Das Ablagesystem der Genies ist ein Chaos. Vielleicht für immer.
»Fangen wir mit der Suche nach Querverweisen für die vier an, die nicht mehr bei ihnen wohnen«, sagte Milo.
»Wo?«
»Zunächst der schlimmstmögliche Fall.« Er rief beim Gerichtsmediziner an, bat darum, mit »Dave« verbunden zu werden, und sagte: »Nein, nicht heute, aber irgendwann komme ich bestimmt vorbei. Und nächstes Mal will ich eine bessere Maske haben, Verwesung ist mir nicht neu, aber … yeah, es geht nichts über Wasserschäden. Hör zu, Dave, was ich brauche, ist nur eine Überprüfung … yeah, ich weiß, wenn du meine Stimme hörst, ist dein Tag gerettet.«
Fünf Minuten später wurden wir von David O’Reilly, einem Ermittler des Gerichtsmediziners, zurückgerufen. Keiner der vier Namen stand auf der Liste der Leichenhalle mit unnatürlichen Todesfällen. Milo rief in der Bezirksverwaltung an und wurde von Pontius zu Pilatus verbunden, bis er jemanden mit Zugriff auf die Liste der natürlichen Sterbefälle am Apparat hatte.
Er legte den Hörer auf. »Sie scheinen alle am Leben zu sein. Die aufmunternde Nachricht des Tages für uns.«
Ich dachte: Sie könnten außerhalb von L.A. County gestorben sein. »Und jetzt?«
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Du könntest versuchen, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen, und nachfragen, ob sie irgendwas über die Daneys zu sagen haben. Ich würde mich auf die beiden konzentrieren, die noch minderjährig sind. Vielleicht hat ihr Leben eine Wendung zum Besseren erfahren, und sie brauchen keine Pflegefamilie mehr. Andererseits …«
»Das gefällt mir«, sagte er. »Konstruktiver Pessimismus.«
Olivia nannte uns einen Namen bei der Jugendfürsorge, und um 15 Uhr hatten wir die Daten.
Leticia Maryanne Hollings, 17, stand immer noch unter Aufsicht der Fürsorge und wohnte bei einem »Vormund aus der Verwandtschaft« - einer Tante in Temecula. Niemand ging ans Telefon, und Milo machte sich eine Notiz für eine spätere Nachfrage.
Wilfreda Lee Ramos, 16, stand nicht mehr auf der Liste der Pflegekinder. Ihre letzte bekannte Kontakperson war ein fünfundzwanzig Jahre alter Bruder, George Ramos.
Von ihm gab es eine Telefonnummer, aber keine Adresse. Als Wohnort war »L.A., Ca.« angegeben. Beruf: »Student.« Die 825er-Vorwahl machte die Uni zur aussichtsreichen Kandidatin.
Ich unternahm einen Versuch. Kein Anschluss unter der Nummer. Ein Anruf bei der Universitätsverwaltung ergab, dass derzeit zwei Studenten namens George Ramos immatrikuliert waren. Einer war achtzehn Jahre alt und im ersten Semester. Der andere war sechsundzwanzig und hatte vor einem Jahr mit dem Jurastudium begonnen, und das war alles, was ich herausbekam.
Milo übernahm das Telefon, konnte aber trotz nachdrücklicher Hinweise auf seine Position der Angestellten keine weiteren Informationen entlocken. Das Gleiche galt für das Sekretariat der juristischen Fakultät.
Wir fuhren zum Universitätsgelände, parkten am Nordrand, gingen zum Fakultätsgebäude, wo Milo mit einer liebenswürdigen, weißhaarigen Sekretärin herumflachste, die sagte: »Sie haben gerade angerufen. Leider ist die Antwort dieselbe. Es liegt an den Bestimmungen zum Schutz der Privatsphäre.«
»Wir möchten nur mit Mr. Ramos reden, Ma’am.«
» Ma’am. Genau wie in einem Cowboyfilm«, sagte sie lächelnd. »Ich bin sicher, das stimmt, Lieutenant, aber vergessen Sie nicht, wo wir hier sind. Können Sie sich vorstellen, wie viele dieser Leute liebend gern einen Prozess wegen Verletzung der Privatsphäre anstrengen würden?«
»Gutes Argument«, erwiderte er. »Wäre es hilfreich, wenn ich Ihnen
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