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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gewisse Fortschritte gemacht, aber es zog sich sehr in die Länge. Ihr nächster Termin sollte eigentlich erst in vier Tagen sein, aber vor einer Stunde erhielt ich einen Notruf von ihr. Sie war aufgelöst und weinte. So hatte ich sie noch nie erlebt. Als ich sie schließlich beruhigt hatte, erzählte sie mir, jemand, der behauptete, ein Psychologe zu sein, hätte sie aus heiterem Himmel angerufen, ein Forschungsprojekt über Pflegekinder. Das hätte sie verwirrt und ihr Angst eingejagt, sie wüsste nicht, was sie davon halten solle. Dann nannte sie mir den Namen des Anrufers.« Allison schlug die Beine übereinander. »Sie hat auf der Fahrt hierher alle Geschwindigkeitsrekorde gebrochen, Alex. Hat angefangen, ihr Herz auszuschütten, bevor sie sich hinsetzte.«
    »Was für ein Chaos. Es tut mir leid, Alli-«
    »Unterm Strich hat es vielleicht sein Gutes.« Sie sah mich an. Ihre Augen waren blau, kühl, direkt. »Führst du tatsächlich eine Forschungsarbeit durch?«
    »Gewissermaßen.«
    »Gewissermaßen heißt, für Milo?«
    Ich nickte.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte sie. »Hattest du den Eindruck, es war unbedingt erforderlich, sie zu täuschen?«
    Ich erzählte ihr, welcher Straftaten wir Drew Daney verdächtigten. Von Lee Ramos’ Schwangerschaft, der Abtreibung und ihrem Selbstmord. Die Spur von Täuschung und Verrat, die mich zu Beth Scoggins geführt hatte.
    »Ich bin sicher, das ließ es zwingend notwendig erscheinen«, sagte sie. »In diesem Moment habe ich eine äußerst verletzliche Neunzehnjährige in meinem Büro sitzen. Bist du bereit?«
    »Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Du hast angenommen, es wäre eine tolle Idee, bevor du wusstest, dass sie meine Patientin war.«
    »Allison -«
    »Darüber reden wir später, Alex. Sie wartet, und ich habe in vierzig Minuten eine andere Patientin. Selbst wenn ich es nicht für eine gute Idee hielte, kann ich es ihr zu diesem Zeitpunkt nicht ausreden. Du hast eine Art Büchse der Pandora geöffnet, und sie ist eine sehr beharrliche junge Frau. Ich habe nicht versucht, das zu unterdrücken, weil Beharrlichkeit in dem Stadium, in dem sie sich befindet, eine Anpassungsfunktion haben könnte.«
    Sie glitt von dem Schreibtisch herunter. »Bist du bereit?«
    »Irgendwelche Richtlinien?«, fragte ich.
    »Jede Menge«, sagte sie. »Aber nichts, was ich dir erklären müsste.«
    Beth Scoggins saß steif in einem von Allisons weichen weißen Sesseln. Als ich eintrat, zuckte sie zusammen, dann sah sie mich unverwandt an. Allison stellte uns vor, und ich hielt ihr die Hand hin.
    Die von Beth war schmal, mit Sommersprossen gesprenkelt und kalt. Abgekaute Fingernägel. Ein Niednagel blieb kurz an meiner Haut hängen, als sie die Hand zurückzog.
    »Vielen Dank, dass Sie mit mir reden wollen«, sagte ich.
    Sie zuckte mit den Achseln. Ihre strohblonden Haare waren zu einem Pagenkopf geschnitten. Sorgenfalten umspannten einen schmalen Mund. Große braune Augen. Forschende Augen.
    Sie war Verkäuferin bei Gap, aber heute Abend hatte sie keinen Gebrauch von ihrem Angestelltenrabatt gemacht. Ihr marineblaues Kostüm sah aus wie ein altes Polyesterteil. Eine Nummer zu groß. Hellgraue Kniestrümpfe umhüllten magere Beine. Flache blaue Schuhe mit rechteckiger Spitze, blaue Plastikhandtasche neben ihr auf dem Boden. Eine billige Perlenkette ruhte auf ihrer Brust.
    Sie hatte sich als Frau mittleren Alters aus einem anderen Jahrzehnt ohne jeden Schick verkleidet.
    Allison setzte sich hinter ihren Schreibtisch, und ich nahm den anderen weißen Sessel. Die Polster waren warm und rochen nach Allison. Ich saß einen Meter von Beth Scoggins entfernt.
    Sie sagte: »Tut mir leid, dass ich einfach den Hörer aufgelegt habe.«
    »Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte.«
    »Vielleicht haben Sie mir einen Gefallen getan.« Sie warf Allison einen Blick zu. »Dr. Gwynn sagte, Sie arbeiten für die Polizei.«
    »Das stimmt.«
    »Also hat das nicht gestimmt, was Sie mir über eine Forschungsarbeit erzählt haben?«
    »Es ist möglich, dass ich mir das allgemeine Thema Pflegekinder genauer ansehe, aber im Moment konzentriere ich mich auf zwei bestimmte Pflegeeltern. Cherish und Drew Daney.«
    »Drew Daney hat mich missbraucht«, sagte sie.
    Ich schaute zu Allison hinüber. Ihr Blick ruhte auf Beth. Das erinnerte mich an meine Zeit als Assistenzarzt. Als ich mit Patienten redete, während ich von ausgebildeten Psychologen beurteilt wurde, die hinter einem Spionspiegel saßen.
    Beth

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