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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sie. »Seit einem Monat.«
    »Für immer?«
    »Vielleicht … das führt jetzt zu weit. Ich kann wirklich nicht sagen, wie viel Zeit Spike noch hat. Das hier kam mir besser vor, als dich eines Tages mit schlechten Neuigkeiten anzurufen, auf die du nicht vorbereitet bist.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Das meine ich ernst.«
    »Falls du willst, kannst du ihn besuchen kommen. Oder ich kann ihn irgendwann vorbeibringen.« Pause. »Wenn Allison nichts dagegen hat.«
    »Allison hat nichts dagegen.«
    »Nein, sie ist reizend.«
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Nicht so toll.« Kurze Pause. »Zwischen Tim und mir ist es aus.«
    »Tut mir leid.«
    »Es ist am besten so«, sagte sie. »Aber darum geht es jetzt wirklich nicht, es geht um Spike. Wenn du ihn also sehen möchtest …«
    »Ich möchte schon, wenn du glaubst, das täte ihm gut. Als ich das letzte Mal vorbeikam, konnte er es kaum erwarten, dass ich dich wieder mit ihm allein ließ.«
    »Das ist lange her, Alex. Er ist wirklich nicht mehr derselbe Hund. Und im tiefsten Innern liebt er dich. Ich glaube, der Wettstreit mit dir um meine Aufmerksamkeit gab ihm einen Grund, morgens aufzustehen. Die Herausforderung eines anderen Alpha-Männchens.«
    »Das und das Fressen«, sagte ich.
    »Ich wünschte , er würde sich immer noch den Bauch vollschlagen. Jetzt muss ich ihn regelrecht überreden … Das Komische ist, dass er Tim nie richtig zur Kenntnis nahm, so oder so … keine Feindseligkeit, er hat ihn einfach ignoriert. Na ja, egal …«
    »Ich komme bald vorbei«, sagte ich. »Wo wohnst du im Moment?«
    »Am selben Ort«, erwiderte sie. »In physischer Hinsicht. Bye, Alex. Lass es dir gut gehn.«
    Nach langem, unschlüssigem Hin und Her entschied ich mich für Dosensuppe. Huhn mit Nudeln. Die Entscheidung hätte keine fünfzehn Minuten dauern müssen. Als ich die Dose aufmachte, klingelte das Telefon.
    Allison sagte: »Hallo, ich bin’s. Ich hab ein Problem.«
    »Viel zu tun? Ich dachte, wir könnten uns sehen, aber morgen ist okay.«
    »Wir müssen uns sehen«, sagte sie. »Jetzt. Das ist das Problem.«
    Zwanzig Minuten später war ich in ihrem Wartezimmer. Der Raum war leer und in sanftes Licht getaucht. Ich drückte auf den roten Knopf neben dem Schild, auf dem Dr. Gwynn stand, und sie erschien.
    Keine Umarmung, kein Kuss, kein Lächeln - und ich wusste, warum. Ihre Haare waren hochgebunden, und der Tag hatte ihr Make-up weitgehend verbraucht. Sie nahm mich in das kleine Büro mit, in dem normalerweise ihre Assistentin saß.
    Sie hockte sich auf die Kante des Schreibtischs und drehte an ihrem Armband. »Sie sagt, sie sei bereit.«
    »Deine Patientin«, sagte ich. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
    »Glaub es ruhig«, erwiderte sie. »Fünf Monate Therapie.«
    »Kannst du mir sagen, wie sie zu dir gekommen ist?«
    »Ich kann dir alles sagen«, antwortete sie. »Sie hat mir eine Carte blanche gegeben. Die werde ich allerdings nicht benutzen, weil sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht unbedingt die besten Entscheidungen trifft.«
    »Es tut mir leid, Alli-«
    »Sie ist von einer der freiwilligen Therapeutinnen am Holy Grace Tabernacle überwiesen worden. Sie hatte sich um eine Therapie bemüht, hat ein paarmal Pech gehabt und schließlich jemanden gefunden, der so vernünftig war, sie nach draußen zu überweisen. Sie ist widerstandsfähig, und oberflächlich betrachtet macht sie sich ganz gut. In einer Forschungsstudie würde sie als großartig beurteilt werden, weil sie keine Drogen nimmt und erwerbstätig ist - sie arbeitet bei Gap. Sie bestitzt eine fünfzehn Jahre alte Klapperkiste, die normalerweise anspringt, und teilt sich eine kleine Wohnung mit drei anderen jungen Frauen.«
    »Behandelst du sie umsonst?«
    »Es gibt nichts umsonst«, sagte sie. »Ich verkaufe keine Illusionen.«
    Allison arbeitete einmal die Woche freiwillig in einem Hospiz. Sie war eine von wenigen viel beschäftigten Psychotherapeuten der Westside, die Patienten zu einem Sondertarif akzeptierten.
    Damit war die Anwesenheit von Beth Scoggins, wie ich annahm, kein ganz so großer Zufall.
    »Die ersten drei Monate verbrachte ich damit, ihr Vertrauen zu gewinnen. Dann näherten wir uns allmählich den eigentlichen Problemen. Von ihrer Familie im Stich gelassen worden zu sein war offensichtlich entscheidend, aber sie sträubte sich. Über ihre Zeit bei der Pflegefamilie wollte sie auch nichts sagen, abgesehen davon, dass es kein Spaß gewesen war. In den letzten Wochen hatte ich

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