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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mehrmals weiterverbunden, bis er mit jemandem sprach, der zuständig war. Ich konnte zusehen, wie Freundlichkeit sich in schmeichlerisches Getue verwandelte und dann in verhüllte Drohungen ausartete. Er beendete das Gespräch knurrend.
    »Ich will nur eine Information, die in einem normalen Gerichtsprotokoll stünde, wenn Nestor kein Jugendlicher und die Akte nicht unter Verschluss wäre. Irgendwann kriege ich es raus, wenn ich mich lange genug bei Gericht rumtreibe, aber es wird einige Zeit dauern. Diese blöden Säcke. Sie hassen Cops und alles andere, was gut und aufrecht ist.«
    »Versuch’s mit Lauritz Montez«, sagte ich.
    »Mag er Cops?«
    »Er ist verwundbar und nicht besonders willensstark.«
    Der Anruf in Montez’ Büro in Beverly Hills wurde von einem Band beantwortet.
    Ich nahm das Telefon, tippte 411 ein und bat um die Nummer von Dr. Changs Zahnarztpraxis an der Alvarado. Nichts wirkt besser beim Personal eines Arztes, als wenn man einen Doktor vorweisen kann. Innerhalb von Sekunden hatte ich Anita Moss am Apparat.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Dr. Delaware?«
    »Ms. Moss, ich war neulich mit Detective Sturgis bei Ihnen -«
    » Mit ihm? Sie sind kein Cop?«
    »Ich bin Psychologe. Ich berate die Polizei -«
    »Tut mir leid, ich habe sehr viel zu -«
    »Nur eine Frage, und ich lasse Sie wieder in Ruhe: Welcher Anwalt hat Nestor bei der Anklage wegen Totschlags vertreten?«
    »Warum?«
    »Es könnte wichtig sein. Wir werden es ohnehin herausfinden, aber Sie könnten es uns leichter machen.«
    »Okay, okay. Eine blonde Frau«, sagte sie. »Mit einem komischen Namen - Sydney Soundso.«
    »Sydney Weider.«
    »Sie hat eine Menge Druck auf meine Mutter ausgeübt, damit sie zu jedem Verhandlungstag erscheint, obwohl es meiner Mutter gar nicht gut ging. Sie hat sie angewiesen, sich dorthin zu setzen, wo der Richter sie sehen konnte, und viel zu weinen. Sie sagte meiner Mutter, sie müsste vor der Urteilsverkündung in den Zeugenstand treten und dem Gericht vorlügen, was für ein guter Sohn Nestor gewesen wäre, und noch eine Menge mehr Tränen vergießen. Sie hat sie gecoacht, als ob Mom blöd wäre. Als ob Mom nicht sowieso die ganze Zeit geheult hätte.«
    »Sie wollte die Verteidigung aggressiv führen.«
    »Vermutlich«, sagte sie. »Ich hatte immer den Eindruck, sie macht das mehr für sich - um zu gewinnen, wissen Sie? Falls ihr meine Mutter etwas bedeutet hätte, hätte sie sie nicht so rumkommandiert. Es hat sowieso keine Rolle gespielt. Nestor war schuldig, Anklage und Verteidigung haben sich irgendwie ohne Prozess geeinigt. Was mir ganz recht war. Ich wollte nicht, dass meine Mom vor fremden Leuten Tränen vergießt.«
    »Hatte ein Mann namens Drew Daney etwas mit Nestors Fall zu tun?«
    »Er klingt vertraut, aber...
    »Ein Theologiestudent, der mit Jugendlichen arbeitete -«
    »Ach ja, der. Der Kirchentyp«, sagte sie. »Ein paar Monate, bevor Nestor diesen Dealer umbrachte, wurde er zu einem Drogen-Rehabilitationsprogramm geschickt, und der Kirchentyp arbeitete dort. Hat er was angestellt? Weil mich das überraschen würde.«
    »Wieso?«
    »Ihn hab ich gemocht. Er schien es wirklich ernst damit zu meinen, dass er Nestor helfen wollte. Hat dem Richter einen Brief wegen Nestor geschrieben.«
    »Das stellt doch einiges klar, nicht wahr?«, sagte Milo, während er vom Parkplatz runterfuhr.
    »Daney besucht Troy in Stockton«, sagte ich. »Und benutzt die Gelegenheit, bei Nestor vorbeizuschauen und Troy abzuservieren.«
    »Währenddessen sitzt Rand in Chino. Glaubst du, das ist der Grund, warum Daney ihn in Ruhe gelassen hat? Weil er dort keinen jugendlichen Auftragskiller sitzen hatte?«
    »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Rand keine Bedrohung war. Bis er zu einer wurde.«
    Er fuhr wieder auf den Freeway. »Bist du in der Stimmung, deine beruflichen Fähigkeiten zu testen?«
    »An wem?«
    »An einer verrückten Frau.«

38
    Als Sydney Weider ihre Haustür öffnete, trug sie ein verschmutztes weißes T-Shirt mit dem fliegenden Delfin des Surfside Country Club über ihrer linken Brust, eine kurze graue Stretchsporthose und nichts an den Füßen. Aus der Nähe war ihr Gesicht bleich und senkrecht von Falten durchzogen, die an ihren Augenwinkeln begannen und ihren Mund nach unten zogen. Ihre weißen Beine wiesen Krampfadern auf, ihre mit Niednägeln bewehrten Füße waren an den Knöcheln dreckig.
    Sie öffnete überrascht den Mund.
    Milo sagte: »Ma’am«, und zeigte ihr sein Abzeichen.
    Sie

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