Bluttat
Abtreibung reden. Falls Daney dieses wahnwitzige Verlangen hat, seinen eigenen Nachwuchs zu vernichten, warum sollte er dann so lange damit warten?«
»Vielleicht hat er Lara immer wieder zu einer Abtreibung zu überreden versucht. Sie wurde wütend, weigerte sich und brach das Verhältnis ab. Daney musste davon Abstand nehmen, aber er konnte seine Niederlage nicht akzeptieren. Er ließ seiner Fantasie freien Lauf. Machte Pläne. Fand einen Dreizehnjährigen, den er für den Mord anheuern konnte.«
»Lara geht Shoppen im Einkaufszentrum, die Jungen treiben sich in der Spielhalle rum.«
»Eine andere Möglichkeit wäre«, sagte ich, »dass Laras Beziehung zu Barnett immer wackliger wurde und sie beschloss, ihn zu verlassen. Weil sie ihre eigenen Fantasien hatte.«
»Sich den alten Drew zu angeln.«
»Den Typen, der sich biologisch durchgesetzt hatte. Aber Drew unter Druck zu setzen wäre ein verhängnisvoller Fehler gewesen.«
»Er sorgt dafür, dass das Kind umgebracht wird. Legt auch Lara um.«
»Oder sie hat wirklich Selbstmord begangen. Sie hatte eine dunkle Ahnung, warum Kristal getötet worden war, konnte aber nichts dazu sagen, weil sie selber davon betroffen gewesen wäre. Ihre Depression verschlimmerte sich, und sie brachte sich um.«
»Ein Kopfschuss in einem Wagen?«, sagte er. »Genau wie bei Rand? In meinen Augen bedeutet das, dass sie beide von derselben Person ermordet wurden.«
»Oder derjenige, der Rand erschossen hat, imitierte Laras Selbstmord.«
Er rieb sich die Schläfe mit den Knöcheln, wechselte abrupt die Spur und legte an Geschwindigkeit zu. »Von Daneys Charakter einmal abgesehen, ist Malley derjenige mit den Waffen, und mit einer von denen ist Lara getötet worden. Und außerdem hat er einen Hang zu Frauen anderer Männer.« Er schlug mit der flachen Hand aufs Armaturenbrett. »Was hältst du von folgendem Drehbuch: Die Malleys waren nicht die einzigen Swinger. Sie lernten Drew und Cherish auf einer Gruppensex-Party kennen. Drew und Lara gingen auseinander, aber Malley und Cherish machen es immer noch.«
Ich dachte darüber nach. »Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass Barnett Laras Schwangerschaft akzeptierte. Wenn sie das Ergebnis einer Gruppenszene war, müsste er die Bedrohung nicht persönlich nehmen.«
»Wie auch immer«, sagte er. »Ich werde den Cowboy auf keinen Fall von meiner Liste streichen.«
Wir stellten den Wagen auf dem Parkplatz vor dem gerichtsmedizinischen Institut ab und betraten das Nordgebäude. Milo sprach mit Dave O’Reilly, einem dünnen Mann mit rotem Gesicht, weißen Haaren und einem scharfen, durchdringenden Verstand, und bat ihn um die Gewebeproben von Kristal Malley und den abgetriebenen Fötus Valerie Quezadas.
»Du hast den Fötus gerade vorbeigebracht«, sagte O’Reilly. »Ist irgendwas passiert?«
»Das willst du nicht wissen.«
»Ganz bestimmt nicht. Okay, ich rufe unten an und lasse sie in einen Gefrierbeutel und eine Styropor-Kühlbox packen.«
»Ganz offiziell«, sagte Milo. »Das gefällt mir.«
»Mir gefallen hochgewachsene, schlanke Brünette mit großen, silikonfreien Dingern.«
Wir gingen zum Wagen zurück. Milo stellte die Kühlbox zu seinem Aktenkoffer in den Kofferraum und ließ den Motor an. Ein weißer Van des Gerichtsmediziners kam von hinten um die Ecke des Gebäudes und rollte über den Parkplatz, bevor er auf die Mission Street einbog.
»Ich würde gern wissen, wie Polizeiarbeit in der Zeit des Gummischlauchs aussah«, sagte er.
»Du und Daney allein in einem Zimmer?«
»Ich und jeder, nach dem mir verdammt noch mal der Sinn steht, allein in einem Zimmer.« Er fletschte die Zähne. »Glaubst du, Daney hat damit, dass er Weider vor dem Mord kannte, die Wahrheit gesagt?«
»Warum sollte er lügen?«
»Weil er sich gern in die Brust wirft und als Held der ganzen Geschichte ausgibt«, sagte er. »Und so tut, als hätte er die tollsten Kontakte zum Büro der Pflichtverteidiger und wäre der Kopf hinter der gesamten Verteidigungsstrategie.«
»Das ist leicht zu überprüfen«, erwiderte ich. »Und falls er die Wahrheit gesagt hat, was seine Arbeit mit Teenagern in der Innenstadt betrifft, wäre ich an einem ganz bestimmten Delinquenten interessiert.«
»An Nestor Almedeira.«
»Und welche Anwältin sich voller Hingabe für seine Rechte eingesetzt hat.«
Nicht so leicht zu überprüfen.
Milo telefonierte noch vom Parkplatz des gerichtsmedizinischen Instituts aus mit dem Büro der Pflichtverteidiger. Er wurde
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