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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Oberhalb der Kerbe stand »Hoffman« aufgeprägt, darunter »1«.
    Auf dem Etikett der Packung stand: Rohypnol, 1 mg (Flunitrazepam).
    »Partypillen«, sagte ich.
    Milo sagte: »Zum Nächsten.«
    Zum Vorschein kam Rand Duchays eingeschweißter Ausweis von der C.Y.A. Auf dem Foto sah Rand verblüfft aus.
    Zuletzt, auf dem Boden, lag da ein brauner Umschlag, nicht viel größer als eine Spielkarte, der mit einer durch eine Öse geführten Schnur zugebunden war. Milos behandschuhte Hände fummelten an der Schnur herum. Er fluchte, aber schließlich gelang es ihm, die Schnur zu entwirren. Hielt den Umschlag dicht über den Schreibtisch und schüttelte ihn vorsichtig aus.
    Ein winziges Armband kam herausgerutscht. Gleichmäßige weiße Plastikwürfel, die auf einem rosafarbenen Faden aufgereiht waren.
    Sieben Würfel. Auf jedem ein Buchstabe.
    KRISTAL

43
    Wie der Zementwürfel hatte die umgebaute Garage nur ein Fenster. Sie war nicht größer als der Würfel, machte aber einen viel geräumigeren Eindruck, weil nur zwei Betten darin standen.
    »Valerie«, sagte ich, »wo hat Drew sein Geld aufbewahrt? Es ist wichtig.«
    Sie saß auf ihrem Bett, ich knapp einen Meter von ihr entfernt auf einem rosafarbenen Plastiksessel.
    Ein richtiges Bett, kein Etagenbett. Ein Kopfteil aus gemasertem Holz mit geschnitzten Ranken und Blumen. Eine dazu passende Kommode mit den gleichen Verzierungen. Ein abgetretener grauer Teppich bedeckte den größten Teil des Zementbodens.
    Trennwände aus Spanplatten bildeten ein Badezimmer in der Ecke: Dusche, Shampoo, Hotelseifen und noch versiegelte Lotionen.
    Auf Valeries Bett lag eine Schar von Stofftieren, auf Monicas Bett an der gegenüberliegenden Wand nur ein einsamer blauer Teddybär.
    Eine eindeutige Hierarchie. Ein möbliertes Zimmer für das bevorzugte Pflegekind und seine Nachfolgerin. Welchen Grund hatte Drew Cherish dafür genannt? Was hatte sie gedacht ?
    Valeries schwarze Haare glänzten feucht. Sie spielte mit einem Handtuch, auf dem Sheraton Universal stand. Ihre Augen waren Kieselsteine in einem Teich.
    »In einer Kassette?«, fragte ich. »Hat er sein Geld in einer grauen Metallkassette aufbewahrt?«
    Die Kiesel rundeten sich an den Rändern, als sie den Blick abwandte. Verengte Pupillen. Ihre Hände tanzten auf den Knien.
    »Wir haben die Kassette gefunden, Valerie, aber es war kein Geld drin, und deshalb glaube ich, dass Drew sich das ausgedacht hat.«
    »Nein! Ich hab’s gesehen.«
    »Sie haben das Geld gesehen?«
    Sie wich meinem Blick aus.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie das sagen.«
    »Es war da.«
    »Jetzt ist es verschwunden.«
    »Schlampe!«
    »Glauben Sie, Cherish hat es genommen?«
    »Sie hat es gestohlen. «
    »Gehörte es ihr nicht?«
    » Wir haben es bekommen! Bei den Gemeinnützigen!«
    Ihre Augen loderten. Ergebenheit. Beth Scoggins hatte berichtet, wie Daney nach ihrer Abtreibung abgeschaltet hatte. Seit Valeries Abtreibung waren ein paar Tage vergangen, und sie glaubte immer noch, dass sie Daney etwas bedeutete.
    »Cherish hat wohl rausgefunden, wo er es versteckt hat«, sagte ich.
    Schweigen.
    »Was glauben Sie, wie sie es gefunden hat?«
    Achselzucken.
    »Absolut keine Ahnung, Valerie?«
    »Beim Putzen. Wahrscheinlich.«
    »Wo beim Putzen?«
    Sie stand auf, ging quer durch den Raum, dann am Rand entlang. Kam an Monicas Bett vorbei und steckte eine Ecke des Bettlakens fest.
    Spielte die Haushälterin.
    Sie ging weiter im Kreis durch das Zimmer.
    »Wo beim Putzen?«, fragte ich. »Wenn wir Ihr Geld finden sollen, müssen wir wissen, wo.«
    Sie blieb stehen. Ging wieder weiter. Sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    »Wie war das?«
    Noch ein unhörbares Flüstern.
    Ich ging zu ihr hinüber. »Wo, Valerie?«
    »Darunter.«
    »Unter dem Haus?«
    Schweigen.
    »Gibt es wirklich etwas darunter, Valerie?«
    »Hier!« Sie lief zu ihrem eigenen Bett und schlug mit der flachen Hand auf den Bezug. Hämmerte darauf ein. »Ich hab wirklich gut geputzt, aber sie hat sich reingeschlichen! Die Schlampe !«
    Ich übergab sie wieder in Judy Weisvogels Obhut. Milo reichte mir ein Paar Handschuhe, und gemeinsam schoben wir das Bett aus der Ecke. Der Zementboden an der Nordwand der Garage war vor einigen Jahren ausgebessert worden, wobei eine hellgraue Versiegelungsmasse großzügig über Risse und kleinere Löcher verteilt worden war. Ölflecken waren noch darunter zu erkennen und erinnerten an die ursprüngliche Funktion des Raums. In der Ecke war die Versiegelung

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