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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hatte.
    »Nichts.« Er schien fast getröstet angesichts des Misserfolgs.
    Es war nicht viel los auf dem Campingplatz. Zwei Wohnmobile standen dort, der Generator war still. Das und eine frische Staubschicht und der apathische Himmel verliehen dem Ort etwas Trostloses.
    Von Bunny MacIntyre war nichts zu sehen. Wir gingen direkt zwischen den Bäumen hindurch.
    Barnett Malleys Pick-up war an genau derselben Stelle geparkt wie beim letzten Mal, vor der Hütte aus Zedernholz.
    Mit geschlossenen Fenstern.
    Milo hatte seine Waffe in der Hand. Er bedeutete mir, dass ich zurückbleiben solle, und rückte langsam vor. Sah von allen Seiten in den Pick-up. Ging weiter zur Eingangstür der Hütte.
    Klopf klopf.
    Kein »Wer da?«.
    Die Willkommen -Matte lag an ihrem Platz, bedeckt von trockenem Laub und Vogelscheiße. Milo verschwand hinter der Südseite der Hütte, wie er es auch beim ersten Mal getan hatte. Er kam zurück und versuchte es an der Eingangstür. Sie schwang auf. Er ging hinein. Rief: »Komm her.«
    Ein rustikaler, holzgetäfelter Raum, sauber geschrubbt und nach Lysol riechend. So leer wie Drew Daneys Versteck.
    Abgesehen von dem Klavier. Ein braunes Gulbransen, ein wenig abgestoßen, und Notenblätter, die von einer Wäscheklammer auf dem Pult festgehalten wurden.
    Floyd Cramers »Last Date«. Darunter: Country Songs für Anfänger. »Desperado« von den Eagles. »Lawyers, Guns, and Money« von Warren Zevon.
    Ein leerer Waffenständer an der Wand. Durch das Desinfektionsmittel drang der Geruch von Männerschweiß, alten Klamotten und Maschinenöl.
    Eine Stimme hinter uns sagte: »Was zum Teufel machen Sie da?«
    Bunny MacIntyre stand in der Türöffnung. Ihre rotbraune Dauerwelle war von einem orangefarbenen Kopftuch umhüllt, und sie trug ein blau kariertes Westernhemd, das in eine alte Jeans gesteckt war. Eine Halskette hing um ihren faltigen Hals. Silber mit Türkisen, ein Friedenszeichen baumelte von dem mittleren Stein.
    Barnett Malley hatte es an dem Tag getragen, als wir mit ihm zu reden versuchten.
    MacIntyre bemerkte Milos Pistole und sagte: »Pfft. Stecken Sie das blöde Ding weg.«
    Milo gehorchte.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, sagte sie.
    »Sieht so aus, als hätten Sie eine Hütte frei, Ma’am.«
    »Und das soll sie auch bleiben.«
    »Verflixt, Ma’am. Und dabei dachte ich daran, aufs Land zu ziehen.«
    »Dann tun Sie es woanders. Das hier wird mein Atelier«, sagte MacIntyre. »Ich hätte schon längst wieder mit dem Malen anfangen sollen. Und Sie machen jetzt, dass Sie wegkommen, ich habe Ihnen nicht erlaubt, hier einzudringen. Los jetzt.«
    Sie entließ uns mit einer Handbewegung.
    Milo, der immer noch lächelte, schritt rasch auf sie zu. Als er fast direkt vor ihr stand, war das Lächeln verschwunden und sein Gesicht dunkler geworden.
    MacIntyre hielt ihre Stellung, aber es kostete sie eine gewisse Mühe.
    »Wann ist Malley gegangen, und wo ist er hin?«, fragte Milo. »Und ich will keinen Blödsinn hören.«
    MacIntyres rosafarbene Wimpern flatterten. »Sie machen mir keine Angst«, sagte sie, aber ihre Raucherstimme war vor Nervosität dünner geworden.
    »Ich will niemandem Angst machen, Ma’am, aber ich werde Ihnen Handschellen anlegen und Sie wegen Behinderung der Polizeiarbeit festnehmen, wenn Sie nicht kooperieren.«
    »Das können Sie nicht machen.«
    Er drehte sie herum und legte ihr den Arm in den Rücken. Sanft. In seinen Augen war Bedauern zu erkennen.
    Ein Blick, der besagte: Eine alte Frau. So weit ist es gekommen.
    Bunny MacIntyre heulte auf. »Sie verdammter Rabauke ! Was wollen Sie von mir?«
    Ihre Stimme war verzerrt und eine Oktave höher. Milo ließ ihren Arm los und drehte sie wieder um die eigene Achse, sodass sie ihn ansah.
    »Die Wahrheit.«
    Sie rieb sich ihr Handgelenk. »Sie großer mutiger Bursche. Ich werde mich über Sie beschweren.«
    »Ich bin sicher, es hatte seinen Reiz, ihn hier zu haben«, sagte Milo. »Ein jüngerer Mann, ich erlaube mir da kein Urteil. Aber jetzt ist er weg - mit einer Frau seines Alters -, und die Dinge in der realen Welt haben eine hässliche Wendung genommen, deshalb wird es Zeit, die Mai-Dezember-Fantasien fahren zu lassen und mir bei der Wahrheitsfindung zu helfen.«
    Bunny MacIntyre klappte der Unterkiefer herunter. Dann grinste sie. Schlug sich auf die Schenkel und brüllte vor Lachen.
    Als sie wieder zu Atem gekommen war, sagte sie: »Sie dachten, er wäre mein Loverboy ? Mann, sind Sie blöd !« Sie brach erneut in Gelächter

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